Hintergründe zum Trainerwechsel
Das Heid-Aus beim DSC: "Finde, dass das zu früh kommt" – Greilinger mit Selbstkritik

11.11.2021 | Stand 18.09.2023, 22:25 Uhr

Nicht länger an der Bande des Deggendorfer SC: Chefcoach Chris Heid.

Mit einem Handstreich hat der Deggendorfer SC am Mittwoch den Trainer ausgetauscht. Morgens wurde Chris Heid (37) über sein Aus unterrichtet, abends wurde Jiri Ehrenberger (66) als Nachfolger vorgestellt. Der Eishockey-Oberligist opfert das schwächste Glied, um den Trend zu stoppen – wieder einmal.

13 Punkte hat Heid aus den bisherigen zehn Spielen nur geholt. Der Rückstand auf Platz 4, das Saisonziel, ist auf neun Punkte angewachsen. Das eine ist zu wenig, das andere zu viel für die Ansprüche des Klubs. Vor allem das blamable Wochenende mit nur zwei statt der geforderten sechs Punkte gegen die Hinterbänkler Lindau (5:4 n.V.) und Höchstadt (1:2) ließ alle Alarmglocken schrillen.

Heid erfuhr in einem Gespräch mit Sportdirektor Thomas Greilinger im Stadion von seiner Demission. "Uns ging es nicht allein um die Punkte. Wir wissen auch, dass wir viele Verletzte hatten und viele Spieler neu sind. Alles dem Trainer in die Schuhe zu schieben, das wäre blöd", erklärt Greilinger auf PNP-Nachfrage und konkretisiert: "Uns ging es um die Spielweise. Wir haben in der Vorbereitung gut gespielt, sind dann aber von unserem System abgerückt."

"Ein bisschen aus Panik" entstanden

Die Gunst der Deutschland-Cup-Pause nutzte der DSC für Einzelgespräche mit vielen Spielern. "Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass der Trainer es eventuell nicht schaffen wird, jeden zu überzeugen", erklärt Greilinger vielsagend. Heißt: Nicht jeder wollte sich hinter Heid stellen. Aber einen Trainer, der eine junge und zu zwei Dritteln neu zusammengewürfelte Truppe entwickeln sollte, deshalb so schnell rauszuwerfen? Chris Heid erkennt darin eine Kurzschlussreaktion; er dürfte mit seiner Interpretation nicht allein sein. "Wir haben unter unseren Erwartungen gespielt. Trotzdem finde ich, dass das definitiv zu früh kommt und ein bisschen aus Panik entsteht", sagte Ex-DEL-Profi Heid gegenüber der Passauer Neuen Presse.

Mit dem spielenden Sportdirektor Greilinger verbinde ihn durchaus eine Freundschaft, man habe "immer offen und ehrlich miteinander geredet". Darum spricht Heid aus, was er denkt: "Er macht einen super Job als Sportdirektor. Ich habe aber das Gefühl, dass es Unruhe in die Kabine bringt und die Spieler nicht offen reden." Greilinger hingegen sieht darin kein Problem. Nicht verborgen blieb ihm dafür, dass er in der Kritik steht: "Ich bin mit meiner eigenen Leistung auch nicht zufrieden", lässt Greilinger die Fans wissen.

"Viele Spieler haben auf andere geschimpft"

Heid ist nicht der erste, der eine zu negative Stimmung in der Kabine anprangert, und er ist nicht der erste, der darüber stolpert. "Auswärts war die Stimmung immer anders; ich weiß nicht, warum. In der Zwischenpause haben viele Spieler auf andere geschimpft, wir waren auch auf der Bank negativ. Ich hoffe, dass sie eine schnelle Lösung finden", sagt Heid in Richtung des DSC.

Nachfolger Ehrenberger ist der fünfte Trainer seit der Entlassung von John Sicinski am 5. Januar 2019 (siehe Kasten). Für Ehrenberger schließt sich damit auch ein Kreis. In Deggendorf hatte der Deutsch-Tscheche im Jahr 1993 seine Trainerkarriere gestartet und die Niederbayern bis 1996 gecoacht. Jetzt kehrt er zu diesem Verein zurück, wobei er seinen Wohnort in Niederbayern über all die Jahre behalten hatte. Dazwischen liegt eine langjährige Karriere, die ihn als Sportlichen Leiter und Trainer in die Beletage des deutschen Eishockeys führte – und nun zurück nach Deggendorf.