Er schoss die DEG einst zur Meisterschaft
"Der ganze Verein soll von mir profitieren": Ex-Profi Doucet hat beim ESV Waldkirchen Großes vor

01.09.2020 | Stand 18.09.2023, 22:15 Uhr

Hand drauf: Ex-Profi Benoit Doucet (rechts) mit den Crocodiles-Verantwortlichen (von links) Matthias Worlitschek (1. Vorsitzender), Walter Moser (2. Vorsitzender) und Matthias Nickolmann (sportlicher Leiter) auf die gemeinsame Arbeit beim ESV Waldkirchen. −Foto: Privat

Ex-Eishockey-Nationalspieler Ben Doucet (57) erklärt im Interview seine neue Aufgabe als Trainer beim Landesligisten ESV Waldkirchen.

Seit ihrer Zeit bei den Fischtowns Bremerhaven haben Sie keine Mannschaft mehr trainiert und mehrere Anfragen abgelehnt. Was macht die Aufgabe in Waldkirchen für Sie nun so reizvoll?
Benoit Doucet: Das Konzept von Matthias Nickolmann mit überwiegend jungen, deutschen Spielern hat mich begeistert. Viele Vereine geben Talenten keine Verantwortung und parken sie in der vierten Reihe. Sie sitzen dann meistens auf der Bank und die Älteren spielen. Ich möchte gerne mit jungen deutschen Spielern arbeiten, die lernen wollen. Diese Möglichkeit sehe ich in Waldkirchen.

Vergangene Saison mussten die Crocodiles gegen den Abstieg in der Landesliga spielen. Sie haben mit der Mannschaft sicherlich andere Ziele, oder?
Doucet: Ja, wir wollen die Playoffs erreichen, aber wir dürfen nicht vergessen: Wir leben in der Corona-Zeit und alle Ligen, inklusive der DEL, stehen vor einem Rätsel. Wir wissen nicht, ob es Playoffs geben wird. Sollte es aber so sein, dann wollen wir uns qualifizieren und ein besseres Ergebnis als letztes Jahr erzielen. Unser großes Ziel ist es, ein junges Team aufzubauen, dass gut genug ist für eine andere Liga. Das wird eine gewisse Zeit dauern. Wir wissen nicht, wie lange es sein wird, weil dahinter ein völlig neues Konzept steht. Es ist meine Aufgabe, das umzusetzen und diese Herausforderung will ich annehmen.

Wie gut kennen Sie die Spieler denn schon?
Doucet: Mit 80 Prozent der Spieler konnte ich bereits Einzelgespräche führen. Da konnte ich genügend Notizen machen für die nächsten Arbeitsschritte. Ich war sehr, sehr begeistert und überrascht, wie fit diese Jungs sind. Trotzdem hat jeder einen Fitnessplan von mir bekommen, weil ich erwarte, dass sie zum ersten Training auf dem Eis im September topfit kommen. Ich will nicht die ersten Einheiten an Ausdauer und Kraft arbeiten.

Beschreiben Sie doch bitte, wie Sie sich erfolgreiches Eishockey in der Landesliga vorstellen.
Doucet: Das kann ich doch nicht verraten, sonst weiß die ganze Liga Bescheid. (lacht) Jeder, der mich als Spieler oder Trainer kennt, weiß: Ich bin kein Freund von defensiver Spielweise, ich will angreifen und die Spieler müssen in der Lage sein, 60 Minuten sehr, sehr hohes Tempo zu gehen. Die Jungs sollen Spaß haben und die Zuschauer attraktives Eishockey sehen – denn dafür zahlen die Fans und es ist meine Aufgabe, den Spielern ein schnelles Spiel zu lernen.

Haben Sie ihren neuen Arbeitsplatz am Karoli bereits gesehen?
Doucet: Bisher habe ich die Eishalle nur auf Fotos gesehen. Das liegt aber an Corona, denn sie war lange gesperrt. Seit zwei Monaten bin ich fast jede Woche einmal in Waldkirchen. Herr Nickolmann und ich telefonieren jeden Tag und einmal pro Woche treffen wir uns, um Punkt für Punkt zu besprechen. Unser Austausch klappt bislang super. Ich hab Erfahrung aus 20 Jahren Profi-Eishockey und er ist ein erfahrener Geschäftsmann. Wenn es ums Budget geht, dann weiß er immer Bescheid. Es ist auch gar nicht verkehrt, dass er als Manager im Sport kein Profi ist, er kennt deshalb oft einen anderen Weg zum Erfolg und leistet hervorragende Arbeit.

Wie ist denn der ESV Waldkirchen strukturell aufgestellt in ihren Augen?
Doucet: Dazu kann ich noch nicht viel sagen. Aber der ganze Verein soll von mir und meiner Erfahrung profitieren. Ich freu mich, wenn sich Trainer der Nachwuchsmannschaften für meine Arbeit interessieren. Ich werde mit ihnen sprechen und will ihnen helfen und auch mal mit den Kindern auf dem Eis stehen.

Wie Benoit Doucet auf seine bewegte Karriere zurückblickt, lesen Sie am Dienstag, 1. September, im Sportteil Ihrer Heimatzeitung und kostenlos nach kurzer Anmeldung am Online-Kiosk.