Kreisklasse Deggendorf
Zu hohes Risiko: SV Schöllnach stellt Betrieb vorerst ein – Finanzen seien nicht ursächlich

24.08.2020 | Stand 19.09.2023, 1:44 Uhr

Die Fußballschuhe aus ziehen die Spieler des SV Schöllnach. Der Verein stellt den Trainings- und Spielbetrieb bis zum 14. September ein. −Foto: Helmut Müller

Der SV Schöllnach (Kreisklasse Deggendorf) hat die aktuelle Entwicklung der Corona-Zahlen und die Verschiebung des Re-Starts im bayerischen Amateurfußball zum Anlass genommen, "den Trainings- und Spielbetrieb aller Abteilungen bis auf Weiteres einzustellen." Diese Entscheidung hat die Vereinsführung in einer eigens einberufenen Sitzung am vergangenen Freitag getroffen, wie der Verein in einer Pressemitteilung mitteilt.

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Dort wird die Maßnahme unter anderem damit begründet, "dass wir das Schutz- und Hygienekonzept auch bei Spielen ohne Zuschauer nicht einhalten können!" Nicht wenige Fußballanhänger würden den Trainings- und Spielbetrieb auch außerhalb der Einzäunung verfolgen. "Es gibt in dieser Zeit nicht nur Fußball", heißt es in der Pressemitteilung. Die Vorstandschaft begründet ihre Entscheidung unter anderem auch damit, dass "viele Spieler, Trainer, Ehrenamtliche, Kinder und Jugendliche und deren Familien" vor einer Ansteckung bzw. Infektion zu schützen seien. Die Führungsetage im SV Schöllnach 1949 e.V. geht davon aus, den Trainings- und Spielbetrieb ab dem 14. September wieder aufnehmen zu können.

Bisher trugen die Gelb-Blauen aus Schöllnach drei Testspiele aus: 0:5 gegen die Spvgg Plattling, 2:1 gegen den BC Außernzell und eine 3:4-Niederlage gegen die SG Nammering/Oberpolling. Das für den gestrigen Sonntag vorgesehene Vorbereitungsspiel gegen die SG Loh/Auerbach wurde abgesagt.

Nach Bekanntgabe des vorübergehenden Rückzugs machten Gerüchte die Runde, wonach der SV Schöllnach diese Entscheidung aus finanziellen Gründen getroffen hätte. Immer wieder werden Stimmen laut, die behaupten, dass der Fußball in Schöllnach für manche Spieler ein lohnendes Geschäft sei.

Auf Nachfrage der Passauer Neuen Presse gab der 1. Vorsitzende Markus Geier am Montagnachmittag offen Auskunft: "Das war vielleicht vor vier, fünf Jahren so, da mögen Sie Recht haben. Aber seit zweieinhalb Jahren ist das anders. Der Trainer ist der einzige Bezahlte, für den Rest bezuschussen wir die Kosten für das Trainingslager. Wir stehen trotz der Steuernachzahlung mittlerweile so da, dass wir finanziell keine Not haben; auch, wenn das Volksfest wie in diesem Jahr mal ausfallen muss." Auch für den tschechischen Ausnahmekönner Miroslav Kral (34) mache der SVS keine Ausnahme: "Miro arbeitet in Schöllnach und heiratet nächstes Jahr. Er ist also bestens integriert", sagt Markus Geier. Die Spieler hätten die Entscheidung außerdem allesamt befürwortet; auch aus der Öffentlichkeit erfahre der Verein viel Zuspruch.

Der vom Bayerischen Fußballverband (BFV) angedachte Re-Start am 5. September wurde auf den 19. September hinausgeschoben. Im Rahmenterminkalender 2020/21 für die Kreisklasse Niederbayern Ost (Stand 8. Juli 2020) war das erste Gruppenspiel im Liga-Pokal für 5./6. September 2020 vorgesehen. In seinem "Brandbrief" an die bayerische Staatsregierung forderte BFV-Präsident Dr. Rainer Koch eine Entscheidung für die 4500 Mitgliedsvereine ein, denn "der Ball liegt jetzt bei der Politik."

− rb