Ziele, Geld, Zukunft – und warum Augenthaler Angst vor der eigenen Mannschaft hat

14.02.2017 | Stand 18.09.2023, 23:50 Uhr

"Meine Mannschaft ist unberechenbar", sagt Donaustaufs Trainer Klaus Augenthaler. − Foto: Andreas Lakota

Der Platz in Schalding hat es Klaus Augenthaler (59) angetan. Mit seinen schwarzen Turnschuhen streicht er ein paar Mal über das künstliche Grün, dann sagt er: "Das ein wirklich wunderbarer Kunstrasen. So einen bräuchten wir auch." Wir, das ist der SV Donaustauf, bei dem Augenthaler seit Beginn dieser Saison als Trainer arbeitet. Er, der Weltmeister von 1990, der große Fußballer, der für den FC Bayern 404 Bundesligaspiele absolviert hat, ist der Star des kleinen Vereins aus der Oberpfalz, der so große Ziele verfolgt. Doch die Realität heißt Landesliga. Landesliga Mitte. Provinz-Fußball mit all seinen Schwierigkeiten. "Wenn man eine Mannschaft zusammenstellt", sagt Augenthaler, "dann muss auch die Infrastruktur mitwachsen. Das ist momentan das Problem. Wobei alles versucht wird, alles getan wird. Aber so ein wunderbarer Kunstrasenplatz wie hier ist in naher Zukunft wohl nicht machbar."

Was ist machbar? Das ist die große Frage, die rund um den SV Donaustauf beschäftigt. Seit dem Augenthaler-Coup im Sommer hat sich einiges getan im beschaulichen Markt im Landkreis Regensburg (3765 Einwohner). Viele Spieler kamen, darunter zahlreiche Brasilianer. Erst jüngst hat der Verein seine Landesliga-Fußballer in eine eigene Gesellschaft ausgelagert. Als Geschäftsführer fungiert Matthias Klemens, der zuvor beim Jahn tätig war. Die Hauptaufgabe der GmbH und Co. KG sei es, den Spielbetrieb der 1. Mannschaft zu finanzieren, beispielsweise durch die erfolgreiche Suche weiterer Werbepartner, erklärte Klemens kürzlich in der "MZ". Der aktuelle Etat der Mannschaft liegt "im sechsstelligen Bereich und entspricht dem einer Bayernliga-Spitzenmannschaft", sagt der Geschäftsführer, der nun auch das ausspricht, was lange ein Tabuthema war: "Wir wollten der Mannschaft am Anfang als Aufsteiger keinen zu großen Druck machen. Es ist aber ganz klar, dass es mit diesem Kader nur ein realistisches Ziel geben kann – und das ist der Aufstieg."

Klaus Augenthaler ist da etwas weniger euphorisch. Die Heimatzeitung hat nach dem 0:6 in Schalding mit ihm gesprochen.

Klaus Augenthaler über ...

... die Aufstiegsambition des Vereins: "Ganz klar, wenn man Geld investiert, will man auch ein Ziel haben. Es ist schön und gut, als Aufsteiger Zweiter zu sein. Aber die wollen jetzt natürlich auch über die Relegation aufsteigen. Ich denke, wenn man am Ende Dritter ist, hat man als Aufsteiger auch eine gute Saison gespielt. Aber das reicht vielleicht nicht für die Sponsoren."

... die Winter-Neuzugänge aus Brasilien: "Ob wir uns verstärkt haben, werden wir erst sehen."

... die Frühjahrsrunde: "Wir haben jetzt gegen jeden Verein gespielt, und wir waren nie die schlechtere Mannschaft. Auch nicht gegen die Teams, gegen die wir Punkte liegen gelassen haben. Ich habe daher vor keiner Mannschaft mehr Angst. Nur vor meiner eigenen, weil die so unberechenbar ist."

... die Erfolgsformel für die restliche Saison: "Wir wissen jetzt, was uns erwartet. Es geht in der Landesliga zum Teil richtig zu Sache, vor allem im bayerischen Wald. Da wird versucht, uns die Schneid abzukaufen. Aber wir haben eine gute Qualität. Diese Qualität muss man einfach konstant abrufen."

... seine Zukunft in Donaustauf: "Wir haben noch nicht darüber gesprochen. Wir werden mal schauen, wie es weitergeht."