"Uns reichen die Fußbälle": Paul Breitner bei der Jugend des FC Passau – Trainingsstunde mit dem Weltmeister

14.10.2019 | Stand 19.09.2023, 1:19 Uhr

Wir sind ein Team – Paul Breitner beschwor den Mannschaftsgeist der Spieler der E- und F-Jugend, die am Samstag ein außergewöhnliches Training mit dem Weltklasse-Fußballer genießen durften. −Fotos: Fischer

Wie empfängt man einen Weltmeister? Genau. Man steht Spalier. Das taten auch die 22 Buben und 2 Mädels der E- und F-Jugend des 1. FC Passau, um am Samstag Vormittag Paul Breitner im Dreiflüssestadion zu begrüßen. Der Fußballstar war nach Passau gekommen, um mit ihnen ein Aufwärmtraining zu absolvieren. Auch wenn die großen Erfolge des 68-Jährigen – mit der Nationalmannschaft wurde er 1972 Europa- und 1974 Weltmeister – für Sieben- bis Elfjährige weit zurückliegen und sie sich im Vorfeld bei ihren Eltern und Großeltern schlau machen mussten – die Ehrfurcht war groß, als der grauhaarige Herr aus der Kabine über die Treppe herunter aufs Spielfeld kam. Die Begrüßung seinerseits herzlich und unkompliziert zugleich: "Griaß eich. Schee, dass do seid‘s. Aber iatz hört‘s auf mit dem Schmarrn. Des ist ja wia im Fernsehen, wenn‘s die Showtreppe runter kommen. Ihr müsst doch wegen mir ned Spalier stehen. Auf geht‘s, aufwärmen", sagte er und schickte die Truppe auf den Rasen.

Auch die Trainer des 1.FC Passau hatten sich alle Mühe gegeben, die verschiedensten Hindernisse zum Training auf dem Spielfeld aufgebaut. "Brauchen wir alles nicht. Könnt ihr ein andermal wieder nutzen, uns reichen die Fußbälle", winkte Breitner ab.

Und los ging‘s. Stopp. Zunächst einmal mit dem Schuhtest: Breitner drückte den Kindern nach und nach auf die große Zehe und stellte fest, dass die Schuhe viel zu groß waren. "Fußballschuhe müssen exakt passen, denn wir spielen nicht mit der Luft. Sagt das euren Eltern. Schuhe müssen nicht teuer sein, dafür lieber zwei-, dreimal im Jahr neue kaufen und dann weiter schenken. Auch ich habe mit Schuhen spielen müssen, in die ich erst reingewachsen bin", erzählt Breitner, der aus Kolbermoor im Landkreis Rosenheim stammt.

Die nächste Lektion: Zimperlich darf man nicht sein, wenn man sich mit einer Fußballlegende zum Training verabredet. "Jetzt setzen wir uns auf den Rasen und üben jonglieren." Er ahnte, was jetzt kommen würde. Nebelfetzen zogen noch über die Köpfe hinweg, der Boden war alles andere als trocken. "Das macht nix, dass der Rasen nass ist, ich habe jetzt auch eine nasse Hose", meinte Breitner und führte meisterhaft vor, wie perfektes Ball jonglieren aussehen soll. "Immer schön durchspannen, das könnt ihr auch beim Fernsehen oder in der Küche üben, wenn die Mama kocht."

Dann ging es an die Schusstechnik. Der Fußballexperte gab Tricks und Tipps aus seiner langen Laufbahn preis. "Nicht stehen bleiben, nachdem du aufs Tor geschossen hast. Immer weiterlaufen. Und den Oberkörper über dem Ball gebeugt nach vorne halten, klein machen, sonst landet der Ball in der Umlaufbahn und nicht im Netz." Breitner war voll in seinem Element, führte immer wieder anschaulich vor, wie es richtig geht und wie man es auf keinen Fall machen dürfe.

Eigentlich hatte Breitner nur ein Aufwärmtraining zugesagt, doch nun übernahm er die komplette Übungseinheit an diesem Samstag Vormittag. Und sogar mehr als das. Zum Abschluss gab es ein kleines Spiel. Und auch hier sparte er nicht mit Lob und Verbesserungsvorschlägen. Und einmal wurde er auch sehr ernst. "Ich glaub, ich spinn’! Was hab ich grade gehört?", stoppte Breitner das Spiel. Hatte doch ein Bub seinen Kameraden angefaucht: "Was spielst‘n du für einen Scheiß?" Breitner holte alle zusammen, eine Standpauke war die Folge: "Kein Spieler macht absichtlich einen Fehler. Ob das bei Real Madrid, bei Bayern München oder in der Nationalmannschaft war, ich habe in meiner ganz Karriere niemals erlebt, dass einer einen Mannschaftskollegen beschimpft."

Mehr über den Besuch von Paul Breitner in Passau lesen Sie in der Montagsausgabe der Heimatzeitung, Lokalteil.