"Kann nur den Hut ziehen": Seebachs brillante Aufholjagd – ein Anruf bei Beppo Eibl

14.10.2019 | Stand 19.09.2023, 1:19 Uhr

Überglücklich: Trainer Beppo Eibl konnte das späte Remis des TSV Seebach in Bad Abbach (4:4) kaum fassen. −Archivfoto: Franz Nagl

Alle sprinten sie zu auf Christoph Beck, die Seebacher Spieler, die Bank, die Trainer. Was folgt, sind Jubelschreie aus der Jubeltraube, keiner findet Worte. Es gibt auch nichts zu sagen, nur zu feiern, nach diesem Tor zum 4:4 in der ersten Minute der Nachspielzeit, nach diesem Irrsinn von Fußballspiel. Landesligist TSV Seebach hat am Samstag einen 1:4-Rückstand in Bad Abbach noch zum 4:4-Unentschieden aufgeholt, durch Tore in der 88., 89. und 91. Spielminute: ein Spiel, das keiner je vergessen dürfte. Trainer Beppo Eibl platzte fast vor Stolz auf sein Team – das Protokoll eines Anrufs:

Herr Eibl, gehen wir dieses Spiel mal gefühlschronologisch durch: Ihre Mannschaft hat früh 1:0 geführt, lag dann zurück und fing sich in Überzahl zwei weitere Gegentore zum zwischenzeitlichen 1:4. Was haben Sie zu diesem Zeitpunkt gedacht?
Josef Eibl: Für den Kopf war das ganz schwierig. Wir hatten nach der Halbzeit, beim Stand von 1:1, drei riesen Chancen und müssen eigentlich führen. Dann waren wir eine Viertelstunde lang nicht auf dem Platz und auf einmal liegen wir 1:4 hinten. Da fragst du dich schon: Was ist da los?! Als wir dann in der 81. Minute eine riesen Chance zum 2:4 verballert haben, wollte ich schon das Kommando geben, dass wir uns zurückziehen und das 1:4 heimfahren. Da fällst du ja eigentlich vom Glauben ab.

Sie haben aufs Kommando verzichtet, und die Mannschaft hat weiter dran geglaubt...
Eibl: Das war Wahnsinn. Das 2:4 von Simon (Griesbeck, d.Red.) ist drei Minuten vor Schluss gefallen. Da glauben ja nur die größten Optimisten noch dran, dass noch was geht. Aber die Jungs haben den Ball aus dem Tor geholt und sind zurück zum Anstoß gesprintet! Als es noch 1:1 stand, hatte Simon auch eine riesen Chance zum 2:1 und war deshalb beim 1:4 natürlich extrem enttäuscht, der Junge ist erst 18 Jahre alt. Und dann bringt er uns so zurück.

Simon Griesbeck hat dann auch das 3:4 gemacht.
Eibl: Er ist von halbrechts in den Strafraum gezogen und hat überlegt mit der Pike ins lange Eck geschossen. Man kann keinen herausheben, aber Simon hat die Mannschaft immer wieder angetrieben. Er war so enttäuscht, und dann macht er so ein Spiel. Das Erste, was er nach dem Abpfiff gesagt hat, war: Ich hab’ das 2:1 nicht gemacht. Das zeigt, welchen Ehrgeiz die Burschen alle haben!

Der Kapitän Christoph Beck war es dann, der das 4:4 gemacht hat. Was war danach auf dem Platz los?
Eibl: Wir sind alle Richtung Becki gelaufen, das war eine Jubeltraube, gesagt hat eigentlich keiner was. Nach dem Anpfiff waren die Jungs schon wieder bereit für das nächste Tor. Wenn es noch länger gegangen wäre, hätten wir gewonnen. Aber natürlich sind wir extrem glücklich. Lassen wir die Taktik und die individuellen Fehler mal weg: So zurückzukommen zählt gefühlsmäßig viel mehr als ein Sieg! Sowas habe ich noch nie erlebt.

Was haben Sie dann in der Kabine zur Mannschaft gesagt?
Eibl: Dass dieses Spiel zeigt, was für eine Mentalität und Zusammenhalt diese Mannschaft besitzt! Wir sind da mit zwei Ersatzspielern hingefahren, ohne Mario Eller und Sandro Nickl, die extrem wichtig sind für uns. Jetzt sind wir sieben Spiele ungeschlagen. Ich kann nur den Hut ziehen und bin extrem stolz, das habe ich den Jungs auch gesagt.
Das Gespräch führte Sebastian Lippert