Ultimatum, Geld, Boykott: Der Wolf-Rauswurf bei Wacker – was wirklich dahinter steckt

05.03.2017 | Stand 18.09.2023, 23:51 Uhr

"Wenn Herr Wolf der Chef sein will, muss er eine Ich-AG gründen", kommentierte Burghausens Bürgermeister Hans Steindl (l.) die plötzliche, aber für ihn folgerichtige Entlassung von Trainer Uwe Wolf (r.) durch Sportvorstand Dr. Thomas Frey. − Foto: Christian Butzhammer

Es war das Gesprächsthema des regionalen Fußball-Wochenendes: Nach dem überraschenden Rauswurf von Trainer Uwe Wolf beim Regionalligisten Wacker Burghausen wenige Stunden vor dem ersten Spiel wurde viel diskutiert. Dabei stand vor allem eine Frage im Mittelpunkt: Warum musste der Coach wirklich gehen? Und wollten die Spieler das Match in Schweinfurt tatsächlich boykottieren? heimatsport.de hat nachgefragt.

Dr. Thomas Frey, im Vereinsvorstand zuständig für die Belange der Fußball-GmbH, hatte am Freitagnachmittag in einer kurzen Pressemitteilung des Vereins erklärt: "In den Gesprächen der letzten Wochen, die wir mit Herrn Wolf und seinem Berater geführt haben, kamen wir zu keiner Einigung. Die Vorstellungen, wie der Fußball in Burghausen nach der aktuellen Spielzeit weitergeführt werden soll, gingen zu weit auseinander. Damit waren wir gezwungen, zu diesem sicher ungewöhnlichen Zeitpunkt Herrn Wolf freizustellen."

Zu den konkreten Umständen, die zu seiner Freistellung geführt haben, wollte sich Wolf am Freitag nicht äußeren: "Ich gehe mit der Entscheidung ebenso professionell um wie ich mit der Entscheidung der Reamateurisierung umgegangen bin." Aus dem Wacker-Umfeld war jedoch zu vernehmen, dass der Trainer die Spieler dahingehend beeinflussen wollte, nicht in Schweinfurt anzutreten. "Die Spieler waren vielleicht emotional berührt, aber das war für uns gar keine Diskussion", so Frey.

Und Burghausens Bürgermeister Hans Steindl bezeichnete einen möglichen Boykott als "direkt lächerlich" und verwies auf gültige Arbeitspapiere der Spieler: "Das ist jetzt eine Zäsur, der Verein hat die Reißleine gezogen. Die Spieler haben alle Verträge, die erfüllt werden müssen. Wenn Spieler ihren Vertrag nicht erfüllen wollen, muss er aufgelöst werden." Nach einer kurzen Diskussion war das Thema dann auch vom Tisch und der Mannschaftsbus konnte planmäßig mit allen Kaderspielern um 12 Uhr Richtung Schweinfurt abfahren. Im Spiel zeigten sich die Wacker-Jungs äußerst professionell und gewannen mit 2:1.

Was hat die Wacker-Verantwortlichen aber konkret dazu bewogen, jetzt die Reißleine zu ziehen? Der Verein, der mit finanziellen Engpässen kämpft und sich deswegen am Ende der Saison vom Profitum verabschiedet, hat dem Trainer einen modifizierten Vertrag angeboten, den Wolf aber nicht unterschreiben wollte. Mit Ablauf des Ultimatums für die Unterschrift folgte dann die Freistellung.

"Ich habe mir in punkto Engagement, Fleiß, Geradlinigkeit und Ehrlichkeit nichts vorzuwerfen", ist sich der Fußball-Lehrer keiner Schuld bewusst: "Ich bedanke mich bei der Mannschaft, meinen Trainern und dem Funktionsteam und ausdrücklich bei den Fans, die mich immer bombastisch unterstützt haben. Es war eine geile Zeit in Burghausen."

Das sehen die Verantwortlichen in Burghausen freilich mit anderen Augen, denn der Trainer war schon längere Zeit nicht mehr unumstritten. "Irgendwann muss mal Schluss sein. Die One-Man-Show wäre jetzt wieder so weiter gegangen", so Steindl, der erst vor wenigen Wochen ein Gespräch mit dem Coach geführt hat, um ihn auf Kurs zu bringen: "Wenn man dabei bleiben möchte, muss man sich auch anpassen können, der Trainer hat sich jedoch scheinbar als völlig autark gesehen und ist stur seinen Weg gegangen. Aber wie in jeder Firma bestimmen nicht die Angestellten den Kurs, sondern die Verantwortlichen. Wenn Herr Wolf der Chef sein will, muss er eine Ich-AG gründen."

Vom Sparkurs, den der Verein zu Konsolidierung der Finanzen fahren muss, wollte der Trainer augenscheinlich nichts wissen. Aus Sicht des Vereins standen etwa die Kosten für das Testspiel bei Hoffenheim II in keinem Verhältnis zum Nutzen. Zudem hat Wolf beim Test am Faschingsdienstag auf eigene Verantwortung einen spanischen Akteur ohne Gastspielrecht eingesetzt. Als besonders kontraproduktiv hat der Verein aber Gespräche von Wolf gewertet, in denen er Spielern die Zukunft im Profibereich, also nicht in Burghausen, gemalt haben soll.

Bis zum Saisonende bekommt Wolf weiterhin seine Bezüge, wie es dann weitergeht, ist noch nicht geklärt, besitzt der Trainer doch eine Option auf Vertragsverlängerung, sollte die Mannschaft besser als Platz sechs abschneiden. Sollte das eintreten, könnte der Fall vor dem Arbeitsgericht enden. Über den Sieg in Schweinfurt dürfte sich Wolf auf jeden Fall gefreut haben. Denn der Coach profitiert weiterhin von den Siegprämien – und diese sollen für den Trainer durchaus üppig sein...