Vier Tage vor Ablauf der Frist
Türkgücü und der Aufstieg: Es wird wohl doch was – Spieler verzichten auf Geld

19.06.2020 | Stand 19.09.2023, 1:38 Uhr

Seit März Geschäftsführer bei Türkgücü: Max Kothny. −Foto: Verein

Die Zeit drängt. Spätestens am Montag muss eine Entscheidung fallen. Aufstieg ja oder nein? Das ist die große Frage, die sich seit Wochen beim Regionalligisten Türkgücü München stellt.

Der souveräne Tabellenführer hat das Recht, in der kommenden Saison in der 3. Liga zu spielen. Doch das ehrgeizige, von Präsident Hasan Kivran mit viel Geld angeschobene Projekt schien zuletzt gehörig ins Wanken geraten zu sein. Erst trennte sich der Verein von Geschäftsführer Robert Hettich, dann folgte das Aus für Coach Reiner Maurer. Gerüchte machten die Runde, die 3. Liga sei für Türkgücü wegen drohender Geisterspiele unattraktiv, hinzu kommen hohe Spielergehälter und die offene Stadionfrage. "Da muss noch viel zusammenkommen, damit das mit dem Aufstieg passt", sagte Geschäftsführer Max Kothny (23) Mitte Mai − und sorgte damit landesweit für Spekulationen. Nicht wenige spekulierten schon über das Ende des Projekts Türkgücü.

Und heute? Vier Tage bevor der Verein beim Deutschen Fußball-Bund grünes oder rotes Licht geben muss? Da klingt der junge Vereinsboss schon wesentlich zuversichtlicher. Es sei seit seiner brisanten Aussage zum Aufstieg einige Zeit ins Land gegangen, erste Stolpersteine konnten beseitigt werden. "Wir haben noch nicht alle Hürden genommen. Aber die Liste der Hausaufgaben wird weniger", sagt Kothny auf Anfrage von heimatsport.de. Der Verein, so der Geschäftsführer weiter, habe auch nie gesagt, nicht aufsteigen zu wollen. Es ging lediglich darum, ob man den Aufstieg realisieren könne. Und? Kann Türkgücü 3. Liga? "Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen. Wir haben in den kommenden Tagen noch viel zu tun. Sehr viel sogar. Die dicksten Brocken warten noch", meint Kothny.

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Vor allem die ungeklärte Stadionfrage macht den Verantwortlichen zu schaffen. Allerdings sei auch hier zuletzt etwas Bewegung in die Sache gekommen, meint Kothny, der sich vorsichtig zuversichtlich gibt, dass mit der Stadt München eine Lösung gefunden wird. Eine weitere Hürde: die Budgetierung der neuen Spielzeit in Liga 3. "Wegen Corona sind da schon noch ein paar Unklarheiten", sagt Kothny. Allerdings kamen in Sachen Geld zuletzt positive Signale, nicht zuletzt aus der Mannschaft.

Präsident Kivran hatte schon vor Wochen gefordert, dass die Spieler, deren Vertrag auch für die 3. Liga gilt (bei meist höheren Bezügen), auf Gehalt verzichten müssten, wenn es mit dem Aufstieg klappen soll. Geschäftsführer Kothny bestätigt nun, dass fast alle Profis bereit sind, ihren Beitrag zu leisten. Bis auf einen hätten sich alle Spieler bereit erklärt, Abstriche in Kauf zu nehmen. "Ich bin da wirklich sehr, sehr stolz auf die Jungs. Das ist ein starkes Zeichen und zeigt, dass alle richtig Bock haben auf die 3. Liga."

Nun liege es an ihm, übers Wochenende alle noch offenen Fragen zu klären. Dann betont Kothny erneut, dass noch nichts fix sei, dass es noch viele Wendungen geben könnte, dass die schwierigsten Hausaufgaben noch zu erledigen seien. Kurz: Alles weiter offen. Zumindest in der öffentlichen Darstellung.

Denn trotz aller Vorsicht: Die Zeichen stehen auf Aufstieg. Dass der Verein vier Tage vor Ablauf der Frist weiter an seinen Planungen für Liga 3 festhält, lässt darauf schließen, dass das Projekt weitergeht– und auf das nächste Level gehievt wird.

In Sachen Kader brauchen sich die Verantwortlichen keine Sorgen zu machen. 17 Spieler haben für die kommende Saison einen Vertrag, unabhängig von der Liga. "Der Kern der Mannschaft steht", sagt Kothny. Punktuell werde man aber sicher noch Verstärkung holen. Das gelte auch für den Fall, dass Türkgücü in der Regionalliga bleibt, betont Kothny. "Für die 3. Liga bräuchten wir sicher noch ein paar andere Kaliber." Und auch ein Trainer muss gefunden werden. Ein Trainer für einen künftigen Drittligisten? Es sieht ganz danach aus ...