"Er wäre eine Bereicherung"
Flick will ihn – doch was macht Klose? Spannende Zukunft von Bayerns U17-Trainer

13.04.2020 | Stand 19.09.2023, 1:33 Uhr

"Ich kenne Miro schon sehr lange und habe ihn als sehr loyalen, sympathischen und mit einer hohen Sozialkompetenz ausgestatteten Menschen kennengelernt", sagt Bayern-Coach Hansi Flick, der mit Miroslav Klose 2014 Weltmeister wurde. −Foto: dpa

Viel wird über die Zukunft von Miroslav Klose spekuliert. Nach Ansicht von Hansi Flick wäre der frühere Weltmeister-Gefährte "eine Bereicherung" für den Trainerstab beim FC Bayern. Ex-Kollege Thomas Müller nennt Stärken. Auch ein Finalgegner von 2014 lobt.

Die Rückkehr von Miroslav Klose in den Profifußball ist geebnet. Der frühere Weltklassestürmer strebt als aktueller U17-Coach des FC Bayern seine nächsten Trainer-Schritte an, Gespräche mit dem Münchner Chefcoach Hansi Flick über ein erneutes Miteinander hat es schon gegeben. Seine Trainer-Zukunft muss aber nicht unbedingt beim deutschen Fußball-Rekordmeister liegen. Der 41-Jährige soll auch an anderer Stelle in der Bundesliga das Interesse geweckt haben.

"Ich kenne Miro schon sehr lange und habe ihn als sehr loyalen, sympathischen und mit einer hohen Sozialkompetenz ausgestatteten Menschen kennengelernt. Ich glaube, dass er gerade für unser Trainerteam eine Bereicherung wäre", sagte Flick dieser Tage. "Er muss das selbst entscheiden. Das sind Dinge, die nicht alleine an mir liegen, sondern auch an ihm." Das Duo, das als Co-Trainer und Angreifer 2014 mit dem WM-Titel gemeinsam den größten Erfolg feierte, könnte also auch beim FC Bayern wieder zueinander finden.

Der 55-jährige Flick wollte außer mit Klose auch noch "mit dem einen oder anderen" sprechen. Der WM-Rekordtorschütze selbst gab sich zuletzt entspannt. "Ich kann mir vieles vorstellen", sagte Klose vor einigen Tagen dem "Kicker". Der 41-Jährige ist seit bald zwei Jahren Bayern-Jugendtrainer, führte am Campus Stürmer-Individualtraining ein. Im ersten Jahr kam sein Nachwuchsteam bis ins Halbfinale um die deutsche B-Jugendmeisterschaft. In der derzeit unterbrochenen Spielzeit ist es in der Süd/Südwest-Staffel Tabellendritter.

Vor einem Jahr wollte ihn Sportdirektor Hasan Salihamidzic gerne zur U 19 befördern, Klose lehnte aber ab. "Für mich wäre der Schritt zu früh gekommen", sagte er damals. Überhaupt wollte der Weltmeister nie etwas geschenkt, er wolle das Trainerhandwerk grundlegend lernen, betonte Klose immer wieder. Nach seiner Zeit im Jugendbereich könnte nun als nächster Schritt durchaus eine Stelle im Profizirkus folgen, nicht gleich an vorderster Front, sondern im Schatten von Flick. Dort könnte Klose Hermann Gerland ablösen, der ja eigentlich das Nachwuchsleistungszentrum der Bayern leiten soll, seit dem Kovac-Rauswurf aber als Flick-Assistent wieder zu den Profis beordert wurde.

Kloses Vertrag in München läuft am Saisonende aus. Seine Trainerkarriere treibt der Ex-Profi mit der Teilnahme am Fußballlehrer-Lehrgang im Sommer konkret voran. Der 67. Kurs soll – abhängig von den Auswirkungen der Corona-Pandemie – im Juni starten. "Wer mich kennt, der weiß, dass ich in meinem Leben immer die bestmögliche Ausbildung erreichen möchte", sagte Klose und freute sich auf "den nächsten wichtigen Schritt in meiner Trainerausbildung".

Nach seiner Nationalteamkarriere gehörte Klose zeitweise auch dem Trainerstab von Bundestrainer Joachim Löw an und sammelte wichtige Erfahrungen. Er nahm "taktische Finesse" mit, aber auch die Art und Weise, wie Löw "ein Gespür für Spieler, für den Zusammenhalt in der Gruppe" habe, wie er es selbst schilderte.

"Als Miro von 2016 bis 2018 unser Trainerteam der Nationalmannschaft unterstützte, merkte man ihm das Interesse, die Leidenschaft und Expertise für den Trainerberuf an", erinnerte sich DFB-Direktor Oliver Bierhoff in der Karwoche. "Es ist klasse, dass mit Miroslav Klose ein Weltmeister den Trainerweg derart akribisch geht und sein Wissen kontinuierlich erweitert", sagte Bierhoff.

Klose hatte seine Ambitionen bereits vor einigen Monaten kund getan. "Wenn ich den Fußball-Lehrer mache, muss das in gewisser Weise mein Ziel sein. Aber ich bin noch total zufrieden und glücklich mit meiner Jugendmannschaft", hatte Klose im Herbst im Interview der Deutschen Presse-Agentur über mögliche Ambitionen als Proficoach gesagt. Sein früherer Mitspieler, Münchner Jugendtrainerkollege und WM-Finalgegner Martin Demichelis sieht Kloses Rückkehr in den Profifußball nahen. "Miro ist ein guter und intelligenter Mann, der eines Tages auch Profitrainer sein wird", sagte der Argentinier bei Sport1.

Seit seiner Zeit als Jugendtrainer hat Klose mehrmals mit der Kritik an der Einstellung der heutigen Talente für Schlagzeilen gesorgt. Er vermisse "diesen unbedingten Willen, die jungen Spieler sind oft zu schnell satt", betonte er in einem Kicker-Interview. Und gegenüber der Sport-Bild meinte er: "Talent haben viele, Wille und richtige Einstellung sind aber alles entscheidend. Manchmal siehst du, wie viel Talent da wäre – da wirst du wahnsinnig. Wir müssen den Jungs irgendetwas an die Füße binden, damit sie auf dem Boden bleiben." Auch gegenüber einiger seiner Trainerkollegen im Nachwuchsbereich äußerte sich der Weltmeister von 2014 kritisch.

− red/dpa

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