FC Dreisessel: Eine gewisse Euphorie trotz letztem Platz – alle Trainer und Spieler bleiben +++ Video

04.03.2019 | Stand 19.09.2023, 0:54 Uhr
Jonas Kraus

Schwitzen im Kraftraum: Die Dreisessel-Kicker waren neben den obligatorischen Laufeinheiten mehrmals gemeinsam zum Zirkeltraining unter professioneller Anleitung im Fitnessstudio. −Foto: Verein

Zu behaupten, die bisherige Saison des FC Dreisessel sei nicht rund gelaufen, wäre eine gnadenlose Untertreibung. Der Tabellenletzte der Fußball-Kreisliga Passau holte bisher nur zehn Punkte, musste die meisten Gegentreffer der Liga schlucken und traf selbst so selten wie fast keine andere Mannschaft ins gegnerische Tor. Dazu verletzten sich immer wieder wichtige Spieler, nur einmal konnte Coach Christian Sitter (45) und sein "Co" Wolfgang Wagner (47) in zwei aufeinanderfolgenden Partien dieselbe Startformation aufbieten. Dennoch: "Aufgegeben hat sich bei uns keiner", sagt Abteilungsleiter Mario Wimmer (38), der trotz acht Punkten Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz eine gewisse "Euphorie" im Verein ausgemacht hat. Grund: Zum Vorbereitungsstart sind alle Spieler fit, darüber hinaus haben der komplette Kader sowie die beiden Trainer ihren Verbleib für die kommende Spielzeit zugesagt. Ligenunabhängig.

"Enorm wichtig", sei diese frühzeitig erfolgte Weichenstellung, sagt Wimmer, "ein starkes Zeichen" in der jetzigen Situation. Dadurch herrsche nun Ruhe, und die kann der Aufsteiger in den ausstehenden neun Partien durchaus gebrauchen, Ausrutscher sind nämlich verboten. "Verlieren dürfen wir von nun an eigentlich nicht mehr", weiß Abteilungsleiter Wimmer mit Blick auf die acht Punkte, die der FCD aufholen müsste. "Aber so viel sind acht Punkte gar nicht."

Die derzeit laufende Vorbereitung stimmt den Fußballchef optimistisch. Training mit dem Ball sei zwar noch lange nicht möglich − das heimische Grün in Neureichenau liegt unter einer halben Meter dicken Schneedecke begraben – dafür aber stimme der Fitnesszustand der Akteure. Neben den obligatorischen Laufeinheiten war die Mannschaft mehrmals gemeinsam im Fitnessstudio – Zirkeltraining unter professioneller Anleitung. "Körperlich sind wir schon sehr weit", sagt Wimmer, der die Arbeit der beiden Trainer lobt. "Die lassen sich immer wieder was anderes einfallen", weiß er und fügt an: "Sie erfinden sich immer wieder neu." Obwohl die beiden Urgesteine schon ihre sechste (Sitter) bzw. fünfte Saison (Wagner) an der Seitenlinie stehen, komme es so zu keinerlei Abnutzungserscheinungen.

So schwitzen die Dreisessel-Kicker im Fitnessstudio



Eine Trennung stand deshalb nie im Raum, obwohl es in dieser Spielzeit alles andere als nach Plan lief. Wimmer nimmt die beiden Übungsleiter aber aus der Verantwortung, für die Personalmisere könnten die beiden schließlich nichts. Vielmehr sei von Anfang an der Wurm drin gewesen. "Wir haben viel Beamtenanwärter", erklärt Wimmer, "die fehlten uns schon in der Sommervorbereitung oft." So startete der Aufsteiger nicht austrainiert in die neue Saison, der erste Dreier gelang erst am neunten Spieltag (3:1 in Fürstenzell). Dazu kamen zahlreiche kleinere Verletzungen, die die Arbeit des Trainerduos weiter erschwerten. "Das liegt bestimmt auch daran, dass nicht alle ganz fit in die Saison gingen", meint Wimmer, "da tut man sich dann halt leichter weh."

Der ultimative Tiefschlag erfolgte dann im Spiel gegen Hohenau Mitte September. In der 70. Spielminute versuchte Florian Stögbauer (22) einen Gegenspieler per Grätsche das Spielgerät zu klauen, blieb dabei im Rasen hängen und brach sich den Oberschenkel. Bilder, bei denen sowohl den Akteuren auf dem Rasen als auch den Zuschauern der Atem stockte. Es folgte der Spielabbruch. "Direkt danach ging es Flo nicht gut", sagt Wimmer heute, "mittlerweile ist er aber wieder voll dabei." Die Einheiten im Fitnessstudio absolviert er mit dem Team, theoretisch könnte er auch schon wieder gegen den Ball treten. "Das will er aber vorerst nicht", sagt Wimmer, für Stögbauer stehe seine angehende Ausbildung zum Beamten im Vordergrund, unter anderem muss er dafür einen Sporttest bestehen. "Das hat erstmal Priorität."

Außer Stögbauer stehen alle Spieler derzeit voll im Training, auch Alexander Wagner (23), der sich bei der verhängnisvollen Partie gegen Hohenau einen Teilabriss des Kreuzbandes zugezogen hatte, ist wieder voll belastbar. "Wenn der Kader komplett ist, dann ist einiges möglich", glaubt Wimmer. Vor allem die bisher arg wackelige Defensive, die vor der Saison den Abgang von Felix Schauberger (25) zum TSV Waldkirchen verkraften musste und bereits 60 Gegentreffer zuließ, sollte sich dadurch besser einspielen und stabilisieren. Und auch offensiv kehren die Automatismen zurück, hofft Wimmer, 19 Treffer in 17 Partien ist eine ausbaufähige Bilanz. "Wir können Tore schießen", sagt er mit Blick auf die Vorbereitung. Einer 2:5-Pleite gegen Batavia Passau folgten drei Siege mit neun eigenen Treffern, zuletzt wurde der Liga-Rivale Grainet, derzeit Zweiter, mit 2:0 bezwungen.

Die Tendenz stimmt also, dennoch fehlt den Spielern ohne adäquate Trainingsmöglichkeit vor Ort noch der nötige Feinschliff. Den wollen sich die Dreisessel-Kicker in der kommenden Woche in der Türkei holen, wo die Mannschaft ihr jährliches Trainingslager abhält. 24 Aktive sind dann mit dabei und wollen den Grundstein legen, um zum Auftakt der Restrunde auf den Punkt in Topverfassung zu sein. Die wird es wohl auch brauchen, nach einem Auswärtsspiel in Vornbach (24. März) spielen Tabellenführer Oberpolling (31. März) und der Rangvierte Tiefenbach (7. April) beim FC Dreisessel vor. Richtige Brocken gleich zum Anfang. Oder wie es Mario Wimmer sieht: "Eine Herausforderung, bei der man sieht, wo man steht."