Nach Topspiel-Niederlage
"Er ist ein arroganter...": Schiri-Frust beim BVB – Bellingham kramt öffentlich in Zwayers Vergangenheit

05.12.2021 | Stand 19.09.2023, 2:24 Uhr

Entsetzlich fanden die BVB-Spieler die Leistung von Schiedsrichter Felix Zwayer beim Bundesliga-Topspiel gegen den FC Bayern. −Foto: imago images

Borussia Dortmund fühlt sich von Schiedsrichter Felix Zwayer um seine Siegchance im Bundesliga-Topspiel gegen Bayern München (2:3) betrogen – Trainer und Spieler toben.

"Man gibt einem Schiedsrichter, der schon mal Spiele verschoben hat, das größte Spiel in Deutschland. Was erwartest du?", sagte BVB-Profi Jude Bellingham in einem Interview mit Viaplay über den Referee aus Berlin. Erling Haaland sprach von einem "großen Skandal".

Zwayer gehörte 2005 zu den Kronzeugen im Fall des Schiedsrichters Robert Hoyzer, der Spiele manipuliert hatte. Hoyzer war vom Landgericht Berlin wegen Beihilfe zum Betrug zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten ohne Bewährung verurteilt worden. Zwayer wurde damals vom DFB rückwirkend für mehrere Monate gesperrt, weil er seinen Verdacht gegen Hoyzer nicht früher gemeldet hatte.

Auch Trainer Marco Rose, dem Zwayer Gelb-Rot wegen "wiederholter Unsportlichkeit" gezeigt hatte, wurde gehässig. "Herr Zwayer kann ruhig noch ein paar mal den BVB pfeifen, wir sind hier und bereiten uns vor auf alles, was da kommt. Er kann uns gerne noch ein paar Stöcke und Steine in den Weg werfen", sagte er bei Sky. Haaland musste sich zügeln: "Er ist ein arroganter.... Er war arrogant."

Zwayer erklärte seine Elfmeterentscheidung nach einem Handspiel von Mats Hummels und nannte die Szene "unstrittig". Hummels habe den Ball "deutlich mit dem Ellbogen geklärt, das ist mit Strafstoß zu bewerten", sagte er bei Sky. Robert Lewandowski hatte den Elfmeter zum Siegtor für die Bayern verwandelt.

Hintergrund für den Frust der Dortmunder war der spielentscheidende Elfmeter von Robert Lewandowski (78.) für die Bayern nach einem Handspiel von Mats Hummels, den Zwayer erst nach Studium der Video-Bilder gab. Rose echauffierte sich am Spielfeldrand und wurde daraufhin auf die Tribüne geschickt. Zwayer sah sich bei aller Kritik im Recht. "Der Videoschiedsrichter hat für sich eine Beurteilung vorgenommen und gesagt: "Hummels hat den Arm in einer unnatürlichen Armhaltung vom Körper weggestreckt." Daraufhin habe ich es mir am Monitor angeschaut und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass es ein strafbares Handspiel ist", sagte der Berliner bei Sky.

Dass Zwayer jedoch wenige Minuten zuvor nach einem Tackling von Lucas Hernandez an BVB-Kapitän Marco Reus im Münchner Strafraum auf eine Sichtung der TV-Bilder verzichtet hatte, vergrößerte den Dortmunder Ärger. "Meine Elfmeterszene war auch 50:50. Das hätte er sich wenigstens anschauen müssen", kritisierte Nationalspieler Reus. "Wir hatten immer das Gefühl, dass wir das Spiel gewinnen können. Und dann ist es natürlich doppelt bitter, wenn wir so bestraft werden."

Selbst Bayern-Coach Julian Nagelsmann äußerte Verständnis für den Unmut der Dortmunder über die unterschiedliche Vorgehensweise von Zwayer. "Ich verstehe, dass die beiden Situationen Diskussionen auslösen können. In meinen Augen kann man beide Elfmeter geben."

Die Freude der Münchner über den siebten Sieg in Serie gegen den Revierclub konnte das jedoch nicht trüben. Ausgelassen schloss Sportvorstand Hasan Salihamidzic Bayern-Trainer Julian Nagelsmann nach dem Schluss der umkämpften Partie in die Arme. "Auf diese drei Punkte sind wir sehr stolz", kommentierte der Coach, dessen Team nun vier Zähler vor dem BVB liegt. Mittelfeldspieler Leon Goretzka pflichtete bei: "Es ging heute um mehr als drei Punkte. Da geht es auch um die Vormachtstellung in Deutschland."

− sid/dpa