Thomas Müller erkennt seine Bayern nicht mehr
Die Bayern und das 0:5: Die Schmach, eine Entschuldigung und viele Fragen

28.10.2021 | Stand 19.09.2023, 2:21 Uhr

Mienen der Fassungslosigkeit: Hasan Salihamidzic und die Bayern-Bank am Mittwochabend in Mönchengladbach. Die Seriensieger erleben eine historische Pleite, die Fragen aufwirft. −Foto: Imago Images

Frustriert und schockiert wie selten sind die Bayern nach der höchsten Pokal-Niederlage seiner Historie aus Mönchengladbach abgereist. Die Suche nach den Ursachen für das historische 0:5 bei entfesselten Gladbacher Borussen hat erst begonnen. So groß ist die Fassungslosigkeit, dass noch nicht einmal Thomas Müller sich eine Trotzreaktion anzukündigen traut.

"Einfach schockiert", stammelte Sportvorstand Hasan Salihamidzic immer wieder. "Nicht mal in der Zeit als ich gespielt habe", sei so ein Auftritt der Bayern zu bestaunen gewesen, befand der Ex-Profi nach dem "kollektiven Blackout" vor 50000 Zuschauern im tobenden Borussia-Park. Superstars wie Manuel Neuer, Robert Lewandowski und Co. wollten das Unerklärliche nicht kommentieren und verließen die Stätte der Demütigung wortlos. Nationalspieler Thomas Müller wurde als einziger vor den TV-Kameras von Sky deutlich. "So ein kollektives Versagen von einer Bayern-Mannschaft in so einem wichtigen Spiel habe ich selber noch nicht erlebt, deswegen ist das erstmal ein bisschen schwierig zu fassen", sagte Müller.

Niemals zuvor hatte eine Bayern-Mannschaft im Pokal gegen Gladbach verloren, niemals zuvor hatte eine Bayern-Mannschaft überhaupt so hoch im Pokal verloren. Dabei war der hoffnungslos unterlegene Rekordsieger sogar noch gut bedient. Angesichts etlicher weiterer Chancen der entfesselten Gladbacher hätte es am Ende auch locker 0:8 stehen können. "Das müssen wir jetzt zwei, drei Tage ertragen, dass Häme und Spott sich über uns ergießen werden", sagte Co-Trainer Dino Toppmöller, der den an Corona erkrankten Chefcoach Julian Nagelsmann auch in Gladbach vertrat.

Für den unglücklichen Spross des früheren Bundesliga-Spielers und Trainer Klaus Toppmöller soll der desolate Auftritt nur ein Ausrutscher gewesen sein. Am Samstag soll Union Berlin für den Auftritt in Gladbach büßen. "Da wollen wir eine Reaktion zeigen und die wird mit Sicherheit auch kommen", kündigte Toppmöller an.

So sicher ist sich da Thomas Müller nicht. "Wir wurden in der ersten Halbzeit zerpflückt von A bis Z. Ich weiß nicht, ob ich das schon einmal erlebt habe im Trikot des FC Bayern. Wir müssen uns bei unseren Fans entschuldigen", sagte Müller, der von einem Wirkungstreffer für die Mannschaft sprach. "Das ist natürlich eine Schmach für uns. Wir sitzen auch in der Kabine und schauen uns an. Wir hatten uns viel vorgenommen", sagte Müller und fügte an: "Wir haben versucht, uns irgendwie aufzubäumen, aber ich glaube nicht, dass man das am Fernsehschirm gesehen hat." Zwar hofft auch Müller nun auf eine Reaktion schon am Samstag, Klartext scheute er aber. "Wir werden in den nächsten Wochen sehen, wie wir nach so einem Spiel reagieren. Man ist es von uns gewohnt, dass wir nach Negativerlebnissen eine Reaktion zeigen. Aber das ist leicht gesagt. Normal ist man es von uns auch gewohnt, dass wir nach Rückständen anders reagieren..."