Nach Champions-League-Aus
Bei Paris liegen die Nerven blank: Hat Präsident Al-Khelaifi sogar den Schiri geschlagen?

10.03.2022 | Stand 19.09.2023, 3:11 Uhr

Vereinspräsident Nasser Al-Khelaifi soll versucht haben, in die Schiedsrichter-Kabine zu gelangen. −Foto: afp

Für die Vereinsführung von Paris Saint-Germain könnte das Achtelfinal-Aus in der Champions League bei Real Madrid noch ein Nachspiel haben.

Berichten spanischer Medien zufolge sollen der katarische Vereinspräsident Nasser Al-Khelaifi und der brasilianische PSG-Sportdirektor Leonardo nach der 1:3-Niederlage versucht haben, in die verschlossene Schiedsrichterkabine zu gelangen. Über den genauen Hergang gibt es widersprüchliche und bislang nicht bestätigte Informationen. In Berichten war auch davon die Rede, Al-Khelaifi und Leonardo seien in der Kabine gewesen. In seinem Bericht soll der Referee auf ein "sehr aggressives Verhalten" der PSG-Verantwortlichen hingewiesen haben.

Angeblich soll der Präsident aus der Loge zunächst in die Katakomben des Bernabéu gestürmt sein, wutentbrannt die PSG-Kabine aufgesucht haben und seinen Stars eine Standpauke gehalten haben. Er soll sogar auf Gegenstände eingeschlagen haben. So berichtet es Mónica Marchante von Movistar.

Danach soll al-Khelaifi die Kabine der Schiedsrichter aufgesucht haben. "Er geriet dabei in seiner Erregung aber in das Zimmer von Megía Dávila, die bei Real Madrid für Platz und Abläufe verantwortlich ist. Mehrere Ordner griffen ein, stoppten den PSG-Boss in seiner Wut", schreibt die "Bild". Andere Medien berichten sogar, dass der PSG-Boss den Schiri geschlagen haben soll.

Auslöser des kolportierten Ausrasters war das Tor zum Ausgleich der Madrilenen, vor dem Benzema PSG-Keeper Gianluigi Donnarumma nach Ansicht Al-Khelaifis gefoult haben soll. "Ich frage mich, was macht der Videoschiedsrichter? Für mich war das ein Foul. Es ist eine Schande", sagte PSG-Trainer Mauricio Pochettino. Äußerungen seines Chefs Al-Khelaifi sollen weniger zitierfähig gewesen sein, dessen gesamtes Gebaren bestrafungswürdig.

Für die UEFA ist der Auftritt Al-Khelaifis ein delikates Thema, bekleidet der 48-Jährige im europäischen und weltweiten Fußball doch wichtige Posten. Neben dem Tagesgeschäft als PSG-Präsident ist er seit 2019 Mitglied des UEFA-Exekutivkomitees sowie Vorsitzender der Clubvereinigung ECA. Al-Khelaifi mischt zudem im Organisationskomitee der in diesem Jahr anstehenden WM in seiner Heimat mit. Al-Khelaifi sein Fehlverhalten nachzuweisen, könnte allerdings einfach werden, da ein Real-Mitarbeiter die Szenen per Video festgehalten haben soll.

Auch in der PSG-Kabine soll es hoch her gegangen sein. Berichten zufolge soll es dort eine Auseinandersetzung zwischen Superstar Neymar und Torhüter Donarumma gegeben haben.

Das Ende dürfte das Aus in der Königsklasse wohl auch für Pochettino eingeläutet haben. Dem argentinischen Trainer ist es nicht gelungen, dem Pariser Star-Ensemble ein dominantes und den Fähigkeiten entsprechendes Spiel zu verordnen. Superstar Lionel Messi findet sich noch immer nicht zurecht, und am Ende hängt vieles von Weltmeister Kylian Mbappé ab, der auch in Madrid für die Führung sorgte. "Sie wussten nicht, dass es unmöglich ist, also haben sie es getan. Die Spieler von Paris Saint-Germain haben die Legende eines Spezialistenclubs bekannt für seine Selbstversenkung erneut fortgeschrieben", schrieb "Le Monde" am Donnerstag treffend.

Bei PSG müssten sie so langsam begriffen haben, dass man nur mit dem Zusammenkaufen von Superstars die Königsklasse nicht gewinnt. 2020 zog man unter Trainer Thomas Tuchel ins Finale ein. Ein halbes Jahr später warf man den Deutschen pünktlich zum Weihnachtsfest raus und holte Pochettino. Tuchel gewann wiederum ein halbes Jahr später den Henkelpott mit dem FC Chelsea.

Im Achtelfinale war PSG zuletzt 2019 ausgeschieden - alte Zeiten, die man hinter sich glaubte. "Wir dürfen jetzt nicht alles über den Haufen werfen. Es ist schwierig, das zu analysieren", sagte Leonardo. In der Realität ist es allerdings schwer vorstellbar, dass PSG mal keine personellen Konsequenzen zieht. Die "L’Équipe" brachte es auf den Punkt: "Es ist die Geschichte eines Clubs, der nicht aus seinen Fehlern lernt und weiter alle Stars dieser Welt rekrutieren könnte, ohne dass es groß etwas ändern würde. Zumindest solange die Philosophie sich nicht weiterentwickelt, solange die gleichen Fehler sich Jahr für Jahr wiederholen, solange die Einzelnen sich im Schnitt wichtiger finden als die Farben, die sie verteidigen."

− dpa/red