Kunsteisbahn als „Wohnzimmer“
Eine Rennrodel-Legende ist gegangen: Hans Plenk aus Schönau am Königssee verstorben – Ein Nachruf

26.09.2023 | Stand 26.09.2023, 13:59 Uhr

Hans Plenk vor fünf Jahren, im Rahmen seines 80. Geburtstags. − Foto: Bittner

Am 21. Februar 2018 feierte Hans Plenk seinen 80. Geburtstag, nun ist die Rennrodel-Legende aus Schönau am Königssee friedlich eingeschlafen. Erst im Mai 2023 wurde Plenk bei der Berchtesgadener Sport-Gala mit dem Lebenswerk-Preis ausgezeichnet. Mit seinem spitzbübischen Schmäh und voller Freude hatte er den Pokal entgegengenommen und ihn voller Stolz in die Höhe gereckt. Noch wenige Tage vor seinem Ableben weilte er bei der Ausstellungseröffnung zum 100. Geburtstag seines Rodel-Clubs Berchtesgaden im „Haus der Berge“. Plenks Familie und Freunde sowie der Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) trauern um einen Mann, der nicht nur durch seine sportlichen Erfolge, sondern vor allem seine Menschlichkeit und sein Engagement in der Sportgemeinschaft unvergessen bleiben wird.

Plenk war der erste, der sich im Januar 1969 wagemutig in die neue, erste Kunsteisbahn der Welt am Königssee traute. „Erschwerend“ kam hinzu: Der gebürtige Berchtesgadener, aufgewachsen in Maria Gern, fuhr sofort von ganz oben weg, vom Herrenstart. Beweis für das Selbstbewusstsein des damals knapp 31-Jährigen, der sein Können nach zahlreichen Erfolgen bestens einschätzen konnte. Vier Jahre vor dem Debüt-Ritt über das erste Königsseer Kunsteis hatte Plenk seinen größten Erfolg gefeiert, bei der WM 1965 in Davos: Gold. Dazu kamen zwei Vize-Weltmeistertitel 1961 und ’63, zwei WM-Bronzemedaillen sowie Olympia-Bronze gleich, als Rodeln 1964 in Innsbruck erstmals im Programm war. Insgesamt brachte er achtmal Edelmetall von Rennrodel-Großereignissen mit nach Hause, dazu fünf nationale Titel im Einzel und auf dem Doppelsitzer-Schlitten einfahren.

Zuvor war Multitalent Plenk als Jugendlicher wie so viele ehemalige spätere Profi-Rennrodler in Loipl, in Vorderbrand oder am Obersalzberg mit seinem Schlitten unterwegs: „Da gab’s bereits Kinder-Rennen“, erinnerte er sich in einem Gespräch mit der Heimatzeitung im Rahmen seines 80. Geburtstages vor fünf Jahren. Der Sportler erlebte die Königsseer Bahn-Historie schließlich von der Stunde Null an live mit, also ab 1959. Er war 21, als es mit Natureis losging. „Eisziegel für Eisziegel“, lachte er, als er zurückdachte: „Wir waren dann von der vielen Arbeit oft so durchnässt und kaputt, dass die anderen, unsere Gäste, gewonnen haben.“

Silbernes Lorbeerblatt des Bundespräsidenten

Am 11. Dezember 1964 verlieh Bundespräsident Heinrich Lübke dem zuletzt siebenfachen Großvater und zweifachen Uropa das Silberne Lorbeerblatt für seinen Olympia-Medaillengewinn. Drei Jahre drauf schmolz die mühsam aufgebaute Königsseer Kunstbahn kurz vor der Europameisterschaft 1967 dahin. „Wir haben jedoch alle zusammengeholfen und sie wieder aufgebaut. Rechtzeitig zum Rennstart war alles fertig“. Hunderte Male besuchte er, die Karriere längst beendet, die außergewöhnliche Sportstätte direkt vor der Haustür. Plenk war Juniorentrainer und Funktionär, allein 22 Jahre als RCB-Vorsitzender und Präsident des Bayerischen Bob- und Schlittensportverbandes (BBSV), die Ehrenmitgliedschaft dort war wegen seines herausragenden Engagements für den Sport obligatorisch.

Plenk war zudem ein exzellenter Skifahrer, im Grunde wie alle seine Schlittensport-Kollegen. Der Allrounder überzeugte obendrein auf dem Bergradl, beispielsweise beim Rennen auf den Obersalzberg in den 1980er-Jahren – dort, wo sich die Naturrodelbahn befindet und damit sein sportlicher Geburtsort. Auf dem gut drei Kilometer langen Weg hält der nun im Alter von 85 Jahren Verstorbene mit etwas über drei Minuten wohl einen Rekord für die Ewigkeit.

− bit