Ringer-Bundesliga
Ein großer Schritt Richtung Semifinale: SV Wacker hält Schorndorf im Hinkampf mit 16:9 in Schach

26.12.2023 | Stand 26.12.2023, 12:11 Uhr

Wackers Arsen Harutyunyan (oben) ließ seinen Schorndorfer Kontrahenten Georgi Vangelov im internationalen Topkampf nicht zur Entfaltung kommen. − Foto: Zucker

Volle Ränge, fantastische Stimmung und Ringsport der Extraklasse in der Sportparkhalle: Am Ende gewannen die Bundesliga-Akteure des SV Wacker Burghausen den Viertelfinal-Hinkampf gegen den Meisterschaftsfavoriten aus Schorndorf mit 16:9. „Unter der Woche war ich eher pessimistisch. Nach dem Abwiegen dann vorsichtig zuversichtlich, dass wir eine Chance haben. Und jetzt bin ich einfach überwältigt, ob der fantastischen Leistung unserer Mannschaft. Doch es ist erst Halbzeit. Wir haben noch einen schweren Rückkampf vor uns und werden uns gezielt drauf vorbereiten. Das Ziel ist, nicht knapp zu verlieren“, betont Burghausens Sportlicher Leiter Matthias Maasch.

Taktikfuchs Eugen Ponomartschuk nahm einige riskante Umstellungen vor, die sich letztlich als goldrichtig erwiesen. Im Eröffnungsduell bis 57 kg Freistil traf Wackers Givi Davidovi auf Eldeniz Azizli. Der Schorndorfer ist mehrfacher Greco-Weltmeister, und so war’s Davidovi, der von Anfang an versuchte, mit Beinangriffen zu punkten. Azizli hielt ihn jedoch gut auf Abstand, ehe Davidovi dann doch per Beinangriff mit 3:1 in Front zog. Der Gast steckte jedoch nicht auf und drehte das Duell kurz vor Schluss mit einer erfolgreichen Kopfklammer zu seinen Gunsten.

Eigengewächs Zihni wehrt sich nach Kräften

Im Greco-Schwergewicht entschied sich SVW-Coach Ponomartschuk aus taktischen Gründen für Kürsat Zihni. Das Eigengewächs mühte sich nach Kräften, wurde jedoch in der zweiten Minute von dem über 40 kg schwereren Jello Krahmer auf die Schultern befördert. Damit lagen die Salzachstädter erstmal mit 0:5 hinten, ehe Fabian Schmitt die Wende einleitete. Das Burghauser Energiebündel ging zwar gegen Georgios Scarpello als Außenseiter auf die Matte, war allerdings von Beginn an am Drücker. Er trieb seinen Gegner im Stand vor sich her und konnte im Boden beim Versuch eines Aushebers nur regelwidrig gestoppt werden. Das Schiedsrichtergespann entschied auf Verwarnung Scarpello und zwei Punkte für Schmitt. Daraufhin forderte das Schorndorfer Trainerduo den Videobeweis an, der jedoch die Wertung bestätigte. Der Wackerianer marschierte weiter nach vorne und konnte seinen Vorsprung souverän nach Hause bringen. „Fabi hat einen seiner besten Kämpfe im Wackertrikot absolviert. Im Nachhinein war das Duell für uns der Schlüssel zum Erfolg, da ab diesem Moment das Momentum auf unsere Seite schlug“, lobte Maasch seinen Schützling.

Im Halbschwergewicht musste Erik Thiele gegen seinen schärfsten Widersacher Ertugrul Agca ran. Beide kennen sich aus zahlreichen gemeinsamen Trainingseinheiten. Thiele lag zur Pause mit 0:1 in Rückstand, ehe er Anfang des zweiten Durchgangs mit einem Überstürzer punktete. Das Kampfgericht sprach jedoch dem Schorndorfer zwei Zähler zu. Das Burghauser Trainergespann forderte daraufhin den Videobeweis an, und Mattenpräsident Karl-Peter Schmitt bewertete die Aktion neu. Damit ging Thiele in Führung. Der Schorndorfer versuchte zwar, das Blatt nochmal zu wenden, jedoch punktete der Hausherr und ging als 4:3-Punktsieger von der Matte.

Im Anschluss wartete das internationale Topduell zwischen Arsen Harutyunyan und dem EM-Dritten Georgi Vangelov, in dem der Wackerianer seinen Kontrahenten nach allen Regeln der Kunst zerlegte. Ein blitzschneller Beinangriff jagte den nächsten, und so schickte Harutyunyan den konsternierten Schorndorfer mittels technischer Überlegenheit von der Matte – Pausenstand 7:5 für Wacker.

Den zweiten Durchgang eröffnete Greco-Spezialist Roland Schwarz bis 86 kg. Nachdem er Schorndorfs U23-Weltmeister Exauce Mukubu in der Vorrunde besiegt hatte, setzte das ASV-Trainergespann den schwedischen Olympiateilnehmer Zakarias Berg ein. Beide lieferten sich einen Abnutzungskampf auf Augenhöhe, in dem Schwarz die größeren Kraftreserven hatte und einen weiteren Punkt für Burghausen eintütete. Es folgte das Schlüsselduell bis 71 kg zwischen Witali Lazovski und Razvan Arnaut. Der Schorndorfer begann äußerst agil, doch Lazovski machte stets Druck nach vorne und ließ die Sportparkhalle beben. Er setzte zu einem Ausheber an und ließ sein Pendant in hohem Bogen durch die Halle segeln. Mit einer 5:0-Führung im Rücken setzte der Gastgeber in der zweiten Runde noch einen drauf. In schier unnachahmlicher Art zermürbte er seinen Gegner, sammelte Punkt um Punkt und triumphierte am Ende 11:0.

Zelimkhan Khadijev dreht bis 80 kg richtig auf

Chefcoach Ponomartschuk setzte bis 80 kg wieder auf Neuzugang Zelimkhan Khadjiev. Nach einem Konter seines Gegners drohte gleich zu Beginn die Schulterniederlage, doch daraufhin drehte der Franzose richtig auf. Wie ein Sprinter startete er aus der Hocke einen Beinangriff nach dem anderen, welchen er Durchdreher und Beinschrauben im Boden folgen ließ. Nach knapp vier Minuten stand der überlegene Punktsieg fest, und Khadjiev vergrößerte die Burghauser Führung auf 15:5.

Rasul Altemirov bekam es mit dem Kaderathleten Shamil Ustaev zu tun. Gleich zu Beginn des Gefechts gab’s eine turbulente Ausring-Situation, bei der der Wackerianer oben auf war und mit zwei anschließenden Beinschrauben ein 6:2 erarbeitete. Danach verwaltete Altemirov diesen Vorsprung erfolgreich, ging kein Risiko mehr ein und holte beim 6:5-Endstand einen weiteren Zähler fürs Wacker-Punktekonto.

Freistilspezialist Mansur Dakiev ging für die Hausherren im ungewohnten Greco auf die Matte. Er schlug sich tapfer, musste sich allerdings Ruslan Kudrynets geschlagen geben. Damit reist der SV Wacker mit einer Sieben-Punkteführung in die Grauhalde nach Schorndorf, wo am kommenden Samstag bereits das Rückduell ansteht.

− rh