Talent und Bescheidenheit
Eigengewächs und unverzichtbarer Routinier: Teisendorfer Stefan Gruber steht für Erfolg der Chiemgau Baskets

14.03.2024 | Stand 14.03.2024, 12:24 Uhr

Der Teisendorfer Stefan Gruber (links) hat wesentlich zum Erfolg der Chiemgau Baskets in den vergangenen Jahren beigetragen. − Foto: Weitz

Er ist von den Chiemgau Baskets nicht mehr wegzudenken: Mehr als sein halbes Leben lang streckt sich Stefan Gruber schon für den TV Traunstein nach dem Korb, hat sich als Stamm- und Führungsspieler profiliert und zur Entwicklung des Vereins in den vergangenen Jahren wesentlich beigetragen. Sein Erfolgsrezept? Talent, Bescheidenheit und Bodenständigkeit. Mit seinen 28 Jahren ist der Teisendorfer, der mittlerweile in Lauter (Gemeinde Surberg) lebt, aber noch lange nicht am Karriereende – sondern hat noch einiges vor.

Sportlich ging’s für Gruber in der Leichtathletik in Teisendorf los. „Das hat mir mit meiner Größe gut gelegen“, erzählt der Zwei-Meter-Mann. „Vor allem im Hochsprung hat das gut gepasst.“ Eher ungewöhnlich war die Kombination mit dem Kugelstoßen. Der Sport allgemein ist ihm quasi in die Wiege gelegt. Mutter Christine und Vater Reinhold sind beziehungsweise waren Sportlehrer am Gymnasium. „Mein Papa war früher Zehnkämpfer. Wir hatten im Keller eine Hochsprunganlage, das hat riesen Spaß gemacht“, erinnert sich der Oberbayer. Auch mit dem Fußball hat er es mal zwei Wochen lang probiert, „aber da hätte man mich nur ins Tor stellen können, mit den Füßen klappt es bei mir nicht so“, sagt er und grinst.

„Eigentlich ziemlich spät“ begann Gruber mit dem Basketball. Mit zwölf Jahren schnupperte er bei den Chiemgau Baskets rein. Rund zwei Jahre später war er festes Mitglied in der U14. „Durch meine Eltern, die beim Sport immer dahinter waren, bin ich dabei geblieben.“ Schließlich fokussierte er sich komplett auf Basketball. Er mag den Teamsport, in der Leichtathletik „trainiert man viel alleine“. Basketball an sich sei sehr attraktiv, schnell und abwechslungsreich. Geholfen habe zudem, dass „ich im Verein super aufgenommen wurde. Ich bin dort auf tolle Leute getroffen, einige davon sind langjährige Freunde geworden.“ Bei den Chiemgau Baskets durchlief der Hüne die Jugendteams. Zudem stand er mal für eine Vorbereitungssaison im NBBL-Kader des FC Bayern München. „Aufgrund seiner Athletik hat er schon als 17-Jähriger unglaubliche Dunkings gemacht“, weiß Baskets-Pressesprecher Sebastian Ring.

Von der Kreisliga bis in die 2. Regionalliga

Bei den Traunsteiner Herren ist der Center seit rund zwölf Jahren im Einsatz. In dieser Zeit erlebte er die hervorragende Entwicklung des TVT hautnah mit – stieg von der Kreisliga bis in die 2. Regionalliga auf und war stets unter den Topscorern. „Wir sind kontinuierlich gewachsen“, erzählt Gruber. Begeistert ist er von Trainer Aaron Mitchell: „Ein super Kerl, der viel Auge fürs Detail hat, aber trotzdem nicht das Große und Ganze aus dem Blick verliert“. Zudem profitierten die Traunsteiner von Mitchells Kompetenz als ehemaliger Profi. „Wir haben nicht viele Spieler mit Regionalliga-Erfahrung. Wir müssen noch viel lernen, noch konsequenter werden, dann gibt’s sicher den nächsten Schritt.“

Als Aufsteiger haben sich die Chiemgau Baskets in der laufenden Saison ordentlich geschlagen. Dennoch: „Wir hätten uns zwei, drei Niederlagen sparen können, wie die gegen Weilheim oder beim FC Bayern München III. Dann wäre noch mehr drin gewesen“, erklärt Gruber. Nach 16 Partien liegt der TVT, der in der Vorrunde mit einigen verletzungs- und krankheitsbedingten Ausfällen zu kämpfen hatte, mit 20 Punkten auf dem 4. Platz. Rang 3 ist noch möglich. Auf diesem ist aktuell München Basket (22 Punkte) zu finden. Zuletzt feierten die Traunsteiner einen 92:85-Heimsieg gegen die Truppe aus der bayerischen Landeshauptstadt, am Samstag, 16. März, um 19.30 Uhr steht bereits das Rückspiel an. „Wir wollen es ihnen nicht einfach machen und jetzt schon die nächsten Schritte nehmen – und ein schönes Spiel liefern“, sagt Gruber. Das möchte das Team auch im letzten Saisonduell am 23. März gegen BC Hellenen München dem immer lautstarken Publikum in der AKG-Halle bieten. „Heimduelle sind immer was Besonderes. In den letzten Jahren ist der Zuschauer-Andrang nochmal deutlich gestiegen“, sagt Gruber, den viel mit seiner Heimat verbindet.

Wenn er nicht gerade beim Basketball-Training (dreimal die Woche) oder -Spiel schwitzt, ist er in seiner Freizeit gerne zum Wandern, manchmal auch am Klettersteig, in den Bergen – wie etwa am Hochstaufen, Zwiesel oder Hochgern. Vor Kurzem hat er sich ein Gravel Bike zugelegt. Die Grundschule besuchte Gruber in Teisendorf, danach ging’s aufs Rottmayr-Gymnasium Laufen, ehe er ans Traunsteiner Annette-Kolb-Gymnasium wechselte. Nach dem Abitur studierte er Sportwissenschaften (Bachelor) und danach Sport-Management-Medien (Master) jeweils in Salzburg. Mittlerweile ist er als Projektleiter für eine internationale Sportmarketing-Agentur in der Mozartstadt tätig. Auch wenn er durch seinen Beruf hin und wieder im Ausland weilt, „bin ich eigentlich immer in der Region geblieben“, erzählt er. Mit seiner Freundin Sophia lebt er in Lauter, seine Eltern in Teisendorf besucht er gerne. Auch Bruder Christian ist sportbegeistert, bevorzugt jedoch Volleyball und Fitnesssport. Stefan Gruber schaut (und spielt) nicht nur Basketball, zudem interessiert ihn Fußball, hier drückt er dem FC Bayern München die Daumen.

„Ich bin sehr stolz darauf, sein Trainer sein zu dürfen“

„Es gibt nur ein Wort, um Stefan Gruber zu beschreiben: bescheiden“, schwärmt Coach Aaron Mitchell vom 28-Jährigen. „Es ist eine Freude, mit ihm zu arbeiten. Er hat eine Führungsrolle für die jungen Spieler übernommen – das war für die Entwicklung des Teams entscheidend. Ich finde es toll, dass er den Leuten gezeigt hat, was für eine großartige Persönlichkeit er hat. Ich bin sehr stolz darauf, sein Trainer sein zu dürfen.“

Wie es für ihn persönlich in der Saison gelaufen ist, damit ist Gruber „nicht ganz zufrieden“, wie er selbst erzählt. Die Vorbereitung war nach einer Knie-Operation nicht optimal. Gerne würde er mal wieder eine Saison spielen, „nach der ich zu mir selbst sagen kann: ‚Du hast am Limit gespielt.‘ Eine Saison wie aus einem Guss.“ Noch denkt der Teisendorfer nicht ans Karriereende, aber „es wäre cool, wenn ich irgendwann einmal mit Traunstein in der 1. Regionalliga spiele und dann dort aufhören kann. Ob das klappt, wird man sehen.“