Pokalsieger mit Herz
Europacup: Saßbach wollte dem Gegner nach „Knierutscher“ noch eine Chance geben

28.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:08 Uhr

Tröstende Worte und Gesten: Thomas Elsenberger (links) und Christian Reschauer kümmern sich um den weinenden Horst Stranig. −Foto: Presse BÖE

61 Goldmedaillen hat der EC Saßbach seit seiner Gründung 1979 gewonnen. Die jüngste beim Europacup war dennoch eine besondere: Im ersten Moment lehnten die Saßbacher den Titelgewinn sogar noch ab.



An Jubel über den dritten Europacupsieg der Vereinsgeschichte war in den ersten Minuten nach dem Finalsieg am Sonntag nicht zu denken. Die Zuschauer im Eisstadion von Amstetten (Niederösterreich) pfiffen, der tragische Held des Endspiels, Horst Stranig von Titelverteidiger EV Seiwald-Rottendorf, war kaum zu beruhigen, warf seinen Eisstock in die Luft und schäumte vor Wut. Mittendrin fünf Stocksportler aus Waldkirchen, die nicht wussten, ob sie sich freuen sollten. „Das war ein Chaos“, meinte Werner Anetzberger (57) am Montag gegenüber der Heimatzeitung. Nach seinem letzten Schuss freute sich Stranig überschwänglich und rutschte dabei über eine Linie. Ein Regelverstoß, den die Schiedsrichter ahndeten: Punktabzug für Rottendorf, Finalsieg für Saßbach.

„Wir stehen unter Schock, mit einem Strafpunkt zu gewinnen – das wollen wir eigentlich nicht“, kommentierte Saßbachs Mannschaftsführer Thomas Elsenberger (48) im Augenblick der Entscheidung. Wegen des „Knierutschers“ endete das Finale 8:7, ansonsten hätte es ein Stechen gegeben. „Wir haben vorgeschlagen, dass wir weiterspielen und der Sieger sportlich ermittelt wird“, erzählt Werner Anetzberger. Die Unparteiischen lehnten das Angebot ab.

„Der hätte den Schiedsrichter g’haut“

Das Drama nahm seinen Lauf, insbesondere für Horst Stranig. Der Österreicher ist in der Szene für seine emotionalen Ausbrüche bekannt, nicht unumstritten. Vor einem Jahr ärgerten sich die Saßbacher über ihn und seine Provokationen, als sie beim Europacup im Halbfinale am EV Rottendorf scheiterten. Diesmal fühlten Reschauer & Co. mit Stranig. Verhinderten sogar eine Dummheit des Gegenspielers: „Der hätte den Schiedsrichter g’haut, wenn wir nicht dazwischen gegangen wären“, berichtet Anetzberger. Außerdem trösteten Christian Reschauer und Thomas Elsenberger den weinenden Finalverlierer. Der EC Saßbach wurde in Amstetten nicht nur als Pokalsieger beklatscht, er sammelte auch viele Sympathiepunkte.


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