Trainerwechsel bei den Adlern
Paukenschlag im Oberpfälzer Handball: Ex-Nationalspieler Herth übernimmt Bayernliga-Spitzenreiter

Ex-Nationalspieler Benjamin Herth übernimmt den Bayernliga-Spitzenreiter – auf dem Weg in Liga 3

19.01.2024 | Stand 19.01.2024, 19:42 Uhr
Gerd Winkler

292 Bundesligaspiele, 1022 Bundesligatore: Der 38-jährige Ex-Nationalspieler Benjamin Herth beerbt bei den Adlern Kai-Uwe Pekrul als Trainer.

Paukenschlag am Freitagmorgen um 7.09 Uhr in der Früh! Über den Ticker geht gerade, was seit Wochen in der Regensburger Handballszene ein hartnäckiges Gerücht ist: Die Adler des heuer hochambitionierten Bayernligisten SG Regensburg (1., 21:5) vermelden die Ablösung von Trainer Kai-Uwe Pekrul.

Die Verantwortlichen um Geschäftsführer Simon Dillinger und Hauptsponsor Herrmann Reiss haben vor dem Rückrundenauftakt am Samstag um 18 Uhr im Horst gegen den TSV Allach (8., 12:12) einen ganz dicken Fisch an Land gezogen. Heißt: Kompetenz pur.

Nationalspieler unter Brand

Benjamin Herth, Ex-Nationalspieler und hauptamtlicher Landestrainer Nord beim Bayerischen Handballverband, hat einen Vertrag an der Alfons-Auer-Straße unterschrieben. Der 38-jährige A-Lizenzinhaber hat in seiner aktiven Zeit in 292 Bundesliga-Spielen von 2006 an in elf Jahren für HBW Balingen-Weilstetten (sieben Spielzeiten), TBV Lemgo (zwei Jahre), TuS N-Lübbecke und SC DHfK Leipzig (je eine Saison) 1022 Tore erzielt. Am 1. Dezember 2009 berief der damalige Bundestrainer Heiner Brand den Rückraum-Mitte zum Debüt in die Nationalmannschaft.

Der in Würzburg beheimatete Herth lebt Handball in Vollzeit in vielfältiger Weise. Er fungiert in Nordbayern als Stützpunktrainer für die männliche und weibliche C- und B-Jugend. Überdies hat der gebürtige Biberacher die bayerischen Jugend-Auswahlmannschaften unter seiner Fuchtel: Trainiert wird wechselweise in Großwallstadt und in der Sportschule Oberhaching. Zudem zeichnet Herth für die Traineraus- und Fortbildung verantwortlich. Wenn nicht gerade die Zugführer streiken, pendelt er mit der Bahn nach Regensburg.

Geschäftsführer erhofft sich neue Impulse

„Simon Dillinger verspricht sich durch die Verpflichtung von Herth neue Impulse auf dem Spielfeld, im Training und im sportlichen Umfeld“, lässt sich Adler-Chef Dillingen in der Pressemitteilung zitieren. Der neue Coach kommt auch zu Wort: „Der erste Eindruck von der Mannschaft war sehr positiv, sowohl handballerisch als auch menschlich.“ Herth hat am Mittwoch die erste gemeinsame Trainingseinheit geleitet. „Ziel ist es, sich Woche für Woche besser kennenzulernen, um gezielt auf den guten Grundlagen aufzubauen.“

Mit Blick auf den Gegner Allach erwartet der neue Trainer vom Team „eine konzentrierte Leistung, um mit einem Sieg in die Rückrunde starten zu können“. Mit Allach warte eine Mannschaft, die nach dem deutlichen 36:25-Sieg über den HC Erlangen III mit breiter Brust anreisen würde, ist der Meldung zu entnehmen.

In der Veröffentlichung lässt sich desweiteren Herths Vorgänger Pekrul wie folgt zitieren: „Mehr als Platz 1 ging nicht, ich übergebe als Tabellenerster, ich freue mich für die Jungs.“ Und: „Es geht immer um das Interesse des Vereins, der neue Trainer wird meine volle Unterstützung haben.“ Nach achteinhalb Jahren auf der Bank der Adler bleibt der 59-Jährige an Bord: „In Absprache mit Simon Dillinger soll er den personellen Unterbau für den Aufstiegsaspiranten in die Dritte Liga schaffen, Talente sichten und durch klassische Scout-Tätigkeit ausfindig machen.“ Pekrul sehe sich als einen der Visionäre für den höherklassigen Männerhandball in Regensburg, schließt das Presse-Manuskript.

Große Erfolge unter Pekrul

Der bisweilen polarisierende Pekrul wechselte im Sommer 2014 vom TSV Neutraubling im Gepäck mit Sponsor Reiss ungeplant an die Alfons-Auer-Straße. Mit der goldenen Generation der Vorstädter machte Pekrul in der BOL das Meisterstück, jedoch setzte ihn der damalige Abteilungsleiter Ulrich Brossmann unter dubiosen Umständen den Stuhl vor die Tür. Für die SG ein Glücksfall quasi aus dem Nichts.

Pekrul übernahm eine Mannschaft, die erst im Fotofinish den Landesliga-Erhalt geschafft hatte. Unter dem neuen Coach war 2014/15 der Verbleib erneut eine enge Kiste, fortan kletterten die Adler Jahr für Jahr in der Tabelle. Im Frühjahr 2018 gelang der Aufstieg in die Bayernliga, vorige Saison scheiterte Regensburg in der Aufstiegsrunde zur 3. Liga am HT München.

Die 3. Liga hat sich heuer Geschäftsführer Simon Dillinger auf die Fahnen geschrieben. Unabhängig davon, dass seit Ende November das „goldene Rücktraum-Trio“ um die Simbeck-Brüder Jojo und Basti sowie Konstatin Singwald gesprengt ist. Shooter Singwald zog sich einen Kreuzbandriss zu – vier Wochen später übernahmen die Adler dennoch die Tabellenführung.