Super Bowl 2024
Oberpfälzer Footballer fiebern schon auf das NFL-Finale hin

08.02.2024 | Stand 08.02.2024, 13:44 Uhr

Die Beziehung zwischen Pop-Superstar Taylor Swift und Chiefs-Spieler Travis Kelce elektrisiert die Fans in den USA. Foto: imago

Spieler und Funktionäre der Football-Klubs in Regensburg, Amberg und Neumarkt sprechen über ihre Erwartungen an das Spiel, das Besondere an ihrem Sport, die TV-Präsenz und über den Hype um Taylor Swift.

In der Nacht von Sonntag auf Montag (0.30 Uhr) steigt das größte American Football-Spektakel der Welt zwischen den Kansas City Chiefs und den San Francisco 49ers. Das sagen die American Footballer der Regensburg Phoenix (German Football League 2), der Amberg Mad Bulldogs (Regionalliga) sowie der Neumarkt Wolves (Bayernliga) zum Super Bowl.

Die Football-Berichterstattung im Privat-TV

Dennis Gehrmann, Quarterback und Vorstand des Bayernligisten Neumarkt Wolves, kann sich noch genau an jene weniger gute alte Zeit Anfang der 2000er-Jahre erinnern, als „man Glück hatte, wenn man irgendwo eine VHS-Kassette mit NFL-Football herbekommen hat“. American Football war hierzulande bis vor wenigen Jahren ein nischiger Exotensport.

Seit Sender wie ProSieben (im Vorjahr) oder RTL (diese Saison) die Spiele der National Football League (NFL) regelmäßig übertragen, hat sich das geändert. Bis zu 1,6 Millionen Menschen schalteten zuletzt in den Playoff-Spielen ein, wenn TV-Experten wie Björn Werner (Ex-NFL-Profi), Patrick Esume (Ex-Spieler und -Coach) oder Frank Buschmann kommentieren.

„Fachlich machen sie das sehr gut. Es wird sehr auf Unterhaltung gesetzt, für die Bekanntheit unseres Sport ist das sehr positiv. Mir ist das insgesamt ein wenig zu klamaukig“, sagt Gehrmann.

Der Abteilungsleiter der Amberg Mad Bulldogs, Michael Sandner ist ebenfalls zufrieden mit dem Gespann. „Manche, wie Björn Werner, kannte man ja auch schon aus der ProSieben-Zeit“, sagt er. „Ich glaube, dass die Mischung aus den alten Hasen und den neueren ganz gut ist“. Viele der Amberger Spieler hätten die Spiele laut Sandner aber gar nicht im deutschen TV geschaut. Sie hätten sich bisher den Game Pass der Streamingplattform DAZN gekauft, um die Original-Übertragung mit Kommentar und Analysen aus Amerika schauen zu können.

Auch der Kapitän der Regensburg Phoenix, Kilian Richter, hat viele NFL-Spiele über den Game Pass gesehen. Trotzdem habe er auch schon Spiele im Privatfernsehen verfolgt. „In der Mannschaft sind wir uns eigentlich einig, dass der Wechsel gut überstanden wurde“, so Richter.

Pop-Superstar Taylor Swift sorgt für Medienhype

Seitdem Chiefs-Tight End Travis Kelce mit Pop-Gigantin Taylor Swift liiert ist, ist in den USA geradezu eine Hysterie um den Musik-Superstar und den Pro Bowler ausgebrochen. Die 34-Jährige hat absurde 279 Millionen Follower auf Instagram – und die geschäftstüchtige Gelddruckmaschine NFL weiß daraus freilich finanziellen Nutzen zu ziehen. Rund 305 zusätzliche Millionen Euro soll der Swift-Hype der Liga und ihren steinreichen Teameigentümern bereits eingebracht haben.

„Jede Art der Aufmerksamkeit ist an sich gut, aber am Ende sollte es doch bitte um den Sport gehen“, kommentiert Wolves-Funktionär Gehrmann die „Swift-Mania“ diplomatisch.

Ähnlich sieht es Michael Sandner. „Ich glaube nicht, dass es uns in Deutschland nützt. Schaden tut es aber auch nicht.“ Am Trubel um Taylor Swift ist auch Kilian Richter nicht vorbeigekommen. „Man wird ja teilweise schon gezwungen es mitzubekommen“, sagt Richter. Er persönlich habe nichts gegen Taylor Swift und gönne ihr den Erfolg als Künstlerin. „Sie kann ja nichts dafür, dass der Fokus auf sie gelegt wird“, sagt Richter.

Das faszinierende an American Football

Die Komplexität des Spiels, das einerseits den Akteuren physisch extrem viel abverlange, aber auch taktisch enorm herausfordere, begeistert Dennis Gehrmann. So müsse man auch als Bayernligateam „mindestens 100 Spielzüge auf beiden Seiten des Balles beherrschen“, sagt Gehrmann, der zudem weiß: „Das richtige Mindset ist ganz entscheidend.“

Weniger entscheidend ist laut Sandner hingegen die Körperstatur. „Man hat je nach Position kleinere oder größere und kräftigere oder schmalere Jungs dabei“, sagt er.

Zu den großen Jungs gehört auch Richter. Ihn hat das Football-Fieber 2012 erwischt. Seit 2015 spielt er selbst bei Regensburg Phoenix. „Mich treibt das Zusammenspiel mit den Teamkameradean an. Jeder hat eine spezifische Aufgabe zu erfüllen, die man mit ganz individuellen Talenten aufs Feld bringen kann“, sagt Richter.

Die Oberpfälzer Vereine haben ambitionierte Ziele

Die Neumarkt Wolves haben erst im vergangenen Jahr ihre ersten Saison gespielt – und sind prompt als souveräner Meister von der Landes- und die Bayernliga aufgestiegen. Im Schnitt kamen damals 300, in der Spitze 700 Zuschauer zu den Heimspielen der Wölfe. Sportlich will man heuer eine Liga höher „dieselbe Leistung abrufen wie vergangene Saison. Dann sollten wir in der Liga gut dabei und auf einem guten Weg sein“, sagt Gehrmann.

Eine Liga höher, nämlich in der Regionalliga spielen die Mad Bulldogs seit letzter Saison. Sie hatten ihr Saisonziel erreicht und als Liga-Neuling auf Tabellenplatz fünf von sieben die Klasse gehalten. „Mit der Entwicklung können wir durchaus leben“, sagt Sandner. In der neuen Saison ändert sich, was die Ziele angeht, wenig. „Wir wollen wieder in der Regionalliga bleiben“, sagt Sandner. „Trotzdem freuen wir uns, wenn wir den ein oder anderen Tabellenplatz nach oben steigen.“

Sehr weit nach oben steigen können die Regensburg Phoenix in der GFL2 gar nicht mehr. Die letzte Saison beendeten sie auf Platz drei. „Wir haben uns gut etabliert und Teams zum Staunen gebracht, die nicht damit gerechnet hätten, dass wir so einen Erfolg haben“, sagt Richter. In der neuen Saison möchte Phoenix um Platz eins und einen potenziellen Aufstieg mitspielen.

Die San Francisco 49ers stehen hoch im Kurs

„Dass beide Teams im Super Bowl stehen, ist keine Überraschung – ich erwarte ein Highlight-Spiel“, so Gehrmann, der auf die 49ers als Sieger tippt. Trotz der Tatsache, dass mit Patrick Mahomes „einer der besten Quarterbacks aller Zeiten“ bei den Chiefs spielt.

Die Amberger freuen sich auch auf das Duell und wollen vor allem guten Football sehen. „Für viele unserer Spieler ist das Finale nicht die Wunschvorstellung“, sagt Sandner. Viele hätten im Vorfeld mit den Dallas Cowboys mitgefiebert. „Auch die Baltimore Ravens standen bei vielen hoch im Kurs“, sagt Sandner.

Mindestens ein trauriger Ravens-Fan findet sich mit Richter auch unter den Regensburgern. „Es hat mich schon getroffen, dass die Kansas City Chiefs gewonnen haben“, sagt Richter. „Aber ich glaube, dass wir mit den 49ers und den Chiefs ein Spiel mit vielen Offense-Punkten, Touchdowns und Highlights sehen werden.“ Richters Tipp: „Ich denke und wünsche mir, dass die 49ers gewinnen, weil ich sie als sehr komplette Mannschaft sehe“, sagt Richter.

Diese Super Bowl-Partys planen die Oberpfälzer Football-Teams

Regensburg Phoenix: Für Sonntag ab 22 Uhr laden die Regensburg Phoenix zur Super Bowl-Party in die Sportsbar 1889 am Kaulbachweg ein. „Unser Team wird zahlreich vertreten sein“, sagt Richter. Ein offizielles Ende gebe es nicht. „Die Vergangenheit hat aber gezeigt, dass die Leute so ab fünf Uhr schon nach Hause wollen“.

Amberg Mad Bulldogs: Der Regionalligist Amberg Mad Bulldogs organisiert ein Public Viewing im B3 in der Kasernenstraße. Um 20 Uhr ist Start. „Die meisten kommen aber wohl ab 22 Uhr“, sagt Michael Sandner. In den Stunden bis zum Anpfiff um 0.30 Uhr werde die Vorberichterstattung angeschaut und über die gezeigten Spielzüge diskutieren.

Neumarkt Wolves: Am Sonntag laden die Neumarkt Wolves (Bayernligist) ab 22 Uhr zur Super Bowl-Party in die Bar Freiraum in der Bahnhofstraße. Der Eintritt ist frei, es gibt mehrere Bildschirme, auf denen das Spiel gezeigt werden wird. „Unsere Coaches und Spieler stehen bei Fragen jederzeit gerne bereit“, weiß Dennis Gehrmann.