American Football
Neumarkt Wolves: Wie im Rausch in Richtung Titel

11.07.2023 | Stand 14.09.2023, 21:33 Uhr

Spektakel und Show gehören zum American Football einfach dazu – so auch bei den Heimspielen der Neumarkt Wolves. Fotos: Mederer

Natürlich stand Dennis Gehrmann mit seinem Wolfsrudel auf dem Feld – trotz schmerzhafter Beckenprellung. Der 29-Jährige ist schließlich Quarterback der Neumarkt Wolves und zugleich Vorsitzender des American Footballvereins, also quasi der Leitwolf.

Also hielt er im Landesliga-Heimspiel der Wolves am Sonntag gegen die Landshut Black Knights wieder einmal sein Knochen hin. Mit großem Erfolg: Die Neumarkter siegten deutlich mit 54:16 (7:3, 20:7, 7:6, 20:0) und stehen zwei Spieltage vor Ende ihrer Premierensaison als souveräner Tabellenführer gleich vor dem Meistertitel, der den Aufstieg in die Bayernliga bedeuten würde. Seitdem die Wolves sich im April des Vorjahres offiziell als Verein haben eintragen lassen, ist die Entwicklung des Klubs eine beinahe märchenhafte Erfolgsgeschichte.

Ein Highlight jagt das nächste bei den Neumarkt Wolves



„Wenn man sich vor Augen führt, wo wir vor eineinhalb Jahren standen, wo wir hergekommen sind, dann ist das immens. Es ist ein wenig wie im Rausch, ein Highlight jagt gefühlt das nächste“, beschreibt Gehrmann fast ein wenig ungläubig die vergangenen Wochen und Monate bei Neumarkts American Footballern, die ihre sportliche Heimat auf dem Gelände des SV Höhenberg gefunden haben.

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Die Wolves haben in ihrer noch sehr jungen Vereinsgeschichte bislang sieben ihrer acht Ligaspiele gewonnen, die meisten davon durch Kantersiege. Zu den Heimspielen, bei denen jedesmal allerhand Spektakel rund um das Match geboten ist, „kommen im Schnitt 300 bis 400 Zuschauer. In der Spitze waren es 600 bis 700“, sagt Gehrmann.

Wolves wachsen beständig



Auch das spielende Wolfsrudel wird beständig größer und größer. Waren es nach den ersten offenen Trainings noch rund 35 Spieler im Kader, sind es laut Gehrmann mittlerweile „60 bis 70 Spieler“, die zum erweiterten Aufgebot zählen.

Beim Spiel zuletzt am Sonntag liefen 45 Wolves in ihren schwarzen Trikots bei hochsommerlicher Bullenhitze über den Höhenberger Rasen und kämpften um jedes Inch (2,54 Zentimeter). Auch im Trainerteam um Headcoach Heiko Müller ist man mit zehn Coaches sehr gut, weil breit aufgestellt.

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Es läuft also bestens bei Neumarkts einzigem American Footballteam. Das Ganze sei „fast schon absurd“, wie Gehrmann findet. Vor allem aber das Ergebnis des enormen Zusammenhalts innerhalb des Football spielenden Wolfsrudels. „Hier ist jeder bereit mehr zu tun, als er müsste. Jeder packt mit an, hilft mit und ist voll bei der Sache. So muss es auch sein. Dadurch haben wir jetzt schon Erinnerungen geschaffen, die wir später unseren Enkelkindern erzählen können“, schwärmt Gehrmann vom familiären Miteinander bei den Wolves.

Meistertitel bei den Spiegelau Bats?



Bereits kommenden Sonntag könnten die Neumarkter für ein weiteres denkwürdiges Ereignis sorgen, dann, wenn sie am vorletzten Spieltag ab 15 Uhr beim direkten Verfolger Spiegelau Bats antreten. Gewinnen die Neumarkter oder spielen remis, ist ihnen die Meisterschaft nicht mehr zu nehmen.

Diesen letzten Schritt in Richtung Titel wollen sie unbedingt machen, versichert Gehrmann, der weiß, dass man auf einen Kontrahenten treffen werde, „der sehr physisch spielt“. Doch man sei vorbereitet, habe seine Hausaufgaben erledigt, um auch bei den Niederbayern bestehen zu können.

Dennis Gehrmann spielt – sowieso



Natürlich wird auch der Vorsitzende trotz seiner Beckenprellung wieder seinen Helm aufsetzen und als Quarterback mittendrin im Geschehen sein, keine Frage – denn: „Wenn nicht dafür, wenn nicht für dieses Team, für was denn sonst?!“, fragt Gehrmann rhetorisch und gibt sogleich die Antwort darauf selbst: „Wenn so viele Menschen ein Projekt wie dieses annehmen, mit Haut und Haar dahinterstehen, sich die Zeit nehmen, sich dafür aufopfern und so viel Herzblut reinstecken, dann ist das wahnsinnig emotional. Da reißt man sich gerne den Arsch für auf.“

Am Sonntagnachmittag könnten all die Mühen mit der Meisterschaft und dem Aufstieg belohnt werden.