Schlusslicht geht auf Abschiedstournee
Mintrachings Handballfrauen wollen „das Unvergessliche mitnehmen“

02.02.2024 | Stand 02.02.2024, 10:57 Uhr
Gerd Winkler

Gegen Steißlingen gelang Mintrachings Handballerinnen (in Blau) im Oktober einer von zwei Siegen. Doch inzwischen ist der Drittliga.-Klassenerhalt kaum mehr realistisch. Foto: Christian Brüssel

Allerspätestens nach dem bitteren 23:34 im Kellerduell vorigen Samstag in Steißlingen befinden sich die Handballfrauen von Drittliga-Aufsteiger SG Mintraching/Neutraubling (12., 4:22 Punkte) auf Abschiedstournee. Freilich kann das neue Schlusslicht in den restlichen neun Spielen theoretisch umfangreich punkten, um womöglich zumindest auf Relegationsplatz acht zu klettern.

Dort ist der TuS Schutterwald, den Mintraching im Oktober mit einer 25:26-Niederlage auf die Heimreise schickte, mit acht Zählern mehr auf dem Konto notiert. Seitdem ging die SG in den sechs Partien als Verlierer von der Platte.

Am Samstag um 17.30 Uhr präsentiert sich Mintraching nach fast zweimonatiger Abstinent wieder an der Schmiedgasse, wenn die SG Kappelwindeck/Steinbach (6., 14:12) aufschlägt. In der Vorrunde quittierten die Regensburger Vorstädter an der Grenze zu Frankreich eine 26:36-Niederlage. In der Fremde ging die SG in allen sieben Begegnung als Verlierer von der Platte, davon sechsmal mit zehn Toren Unterschied und mehr. Lediglich beim in den letzten drei Minuten in Unterzahl zustandegekommenen 21:24 bei Spitzenreiter HSG Stuttgart-Metzingen war Handfestes in Reichweite.

Vorgezeichneter Weg

Anderenorts stellt sich bei so einer prekären Lage durchaus die Trainerfrage, in Mintraching ticken die Uhren anders. Den Verantwortlichen um Michael Schindler, dem Trainerteam Hans-Jürgen Kästl und Dagi Stoll und der Mannschaft war von vorneherein klar, dass es sich um ein „Abenteuer“ handelt. Ohne nennenswerte Verstärkung war für den Neuling der Weg zurück in die Bayernliga vorgezeichnet. Die gleiche Erfahrung musste übrigens ein Jahr zuvor Ebersberg United machen. Die Oberbayern stiegen mit vier Punkten postwendend wieder ab.

„Mein Gefühl ist, dass auch jetzt die Mädels und die Abteilungsführung damit gut umgehen können“, kommentiert Kästl. Es sei keine große Überraschung, dass man sich ganz unten befinde. „Für den restlichen Saisonverlauf wird sich unsere Herangehensweise zu den Spielen nicht ändern, egal wie die tabellarische Perspektive ist“, so der B-Lizenzinhaber. Wichtig sei für die eigenen Zuschauer, dass bis auf die schlechten Spiele gegen Schozach und Haunstetten etwas geboten wurde. „Grundlegend ist, individuell und mannschaftlich das Limit zu erreichen, um erhobenen Hauptes die Halle zu verlassen“, fordert Kästl. Der Anhang weiß offensichtlich das Ungleichgewicht der Kräfteverhältnisse richtig einzuordnen, bis dato vermeldete die SG durchweg ausverkauft. Welches Schlusslicht kann das schon für sich reklamieren?

Siege machten Hoffnung

Für Co-Trainerin Dagi Stoll ist das Abschneiden ebenfalls „nix Unerwartetes, ohne Verstärkung von oben ist die 3. Liga einfach eine Nummer zu groß.“ Als im Oktober Steißlingen (31:30) und Schutterwald geschlagen wurden, habe sie gedacht: „Hey, du kannst doch mehr holen als ursprünglich erhofft, gerade in unserer Halle.“

Natürlich sei es schwierig, die vielen Niederlagen hinzunehmen, aber wer das überstehe, gehe mental gestärkt heraus. „Die Mädels sollen das Jahr ohne Ambitionen in der 3. Liga als ein unvergessliches mitnehmen“, so Stoll. In großen Teilen befinde man sich in einer Lernphase, die sich in der nächsten Saison in der Bayernliga bezahlt machen werde. „Hans-Jürgen hat der Mannschaft jetzt schon einen Stempel aufgedrückt, die spielt einen durchdachteren und athletischeren Handball.“

Nun gegen Kappelwindeck/Steinbach stellen sich zwei Fragen: Kann die am Knöchel lädierte Kreisläuferin Nell Stiller auflaufen? Und ist die Zweifach-Sporthalle auch beim siebten Auftritt ausverkauft?