ESV verliert Größenvorteil

In Lintfort fallen Kadenbach und Lederer aus

06.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:37 Uhr
Gerd Winkler

Franzi Peter und der ESV sind auswärts gefordert. Foto: Nickl

Angesichts des auf ein Minimum zusammengestutzten Rückraums kommt sich Csaba Szücs von den Handballfrauen des Zweitligisten ESV 1927 Regensburg (5., 33:19 Punkte) „fast wie beim Schach vor.“ Wenn der Anwurf (Livestream: www.sportdeutschland.tv) an diesem Samstag um 17.30 Uhr beim TuS Lintfort (6., 27:25) erfolgt, muss der Trainer ohne Marleen Kadenbach und Nicole Lederer auskommen.

Beim 28:26-Heimerfolg über den HC Leipzig fiel die in der ersten Sechs gesetzte Halblinks Kadenbach unkontrolliert auf die Schulter. Nächste Woche gibt eine MRT Aufschluss, wie schlimm die Verletzung ist.

Zum Improvisieren gezwungen



Positionsgetreue Nachrückerin wäre Nicole Lederer, die hat sich jedoch zwischenzeitlich beim Uni-Sport „eine muskuläre Geschichte am Schienbein eingehandelt“, bedauert Csaba Szücs ihr Fehlen beim Abschlusstraining am Donnerstag. Am Freitagnachmittag dann die Hiobsbotschaft, dass sie kaum stehen oder gehen könne. Ohne die Shooterinnen ist der Coach jetzt gezwungen, während dem Spiel wie beim Schach Rochaden vorzunehmen.

Spielmacherin Amelie Bayerl wird diesmal im linken Rückraum auf deutlich mehr Spielanteile als in der Mitte kommen. In der Zentrale wird die in die erste Sechs nachrückende Anna Fuhrmann schwerpunktmäßig die Ballverteilung übernehmen. Zudem ist wohl nötig, dass Halbrechts Franzi Peter zwischenzeitlich auf Mitte dazuhilft. Dann würde Linkshänder-Kollegin Theresa Lettl, etatmäßig auf dem rechten Flügel unterwegs, eine Position nach innen rücken. Eine weitere Option, um im Rückraum flexibler – Stichwort Ruhepausen – zu sein, ist Abwehrspezialistin Franzi Höppe.

An der Grenze zu Holland gefordert



Ohne Marleen Kadenbach (1,83 Meter) und Nicole Lederer (1,82) verliert der ESV den (in allen Spielen!) gewohnten Größenvorteil. Überdies bleiben nun Franzi Peter und Amelie Bayerl als letzte Distanzwerferinnen übrig, die Berechenbarkeit erleichtert dem Gegner die Abwehrarbeit. Während der gut sechsstündigen Anfahrt an die Grenze zur Niederlande hat der Trainer im Bus genügend Zeit, sämtliche Szenarien durchzuspielen.

Dermaßen enggesteckte Personalien sind für die Bunkerladies kein Neuland. „In der Vergangenheit haben wir solche Rückschläge wegstecken können und Lösungen gefunden“, kommentiert Szücs. Seine Mädels hätten sich auf diese Situation neuerlich einzustellen, das sei Kopf- und Willenssache. Ohne mentale Stärke gibt es in der zweiten Bundesliga ohnehin kein Bestehen.

Dass das Vorjahresergebnis, Platz fünf, mit einem Sieg in Lintfort, nahezu unter Dach und Fach ist und Platz vier aktuell nur ein Zähler entfernt ist, interessiert den Coach wenig: „Jetzt schauen wir erstmal, dass wir die Aufgabe in Lintfort bewältigen und dann können wir auf die Tabelle schauen“. Bevor der ESV am 27. Mai zum Abschluss der Saison die Füchse Berlin erwartet, ist fakt, wo der scheidende Szücs im Sommer aufschlägt. „Ich bin grundsätzlich für Männer- und Frauenteams offen“, sagt der 57-Jährige. Es hätten sich mehrere Vereine gemeldet, ein paar Gespräche seien schon geführt worden. „In der ersten Mai-Hälfte wird das entschieden sein“, kündigt Szücs an.