Ungeschlagen in die Oberliga
Ein Aufstieg mit dem alten Badminton-Geist des SV Fortuna

23.04.2024 | Stand 23.04.2024, 16:00 Uhr

Gemeinsam im Fortuna-Doppel unterwegs: Florian Baumgartner (links) und Stephan Weinzettl Foto: Christian Brüssel

Wenn Dieter Sichert so ein Lob ausspricht, dann hat das Bedeutung. „Das ist so ziemlich die netteste Mannschaft, die ich je hatte.“ Der weit über Regensburg hinaus bekannte Grandseigneur des Badmintons hat beim SV Fortuna in früheren, glorreicheren Tagen bis zum Gewinn der deutschen Mannschaftsmeisterschaft 1990 viel erlebt.

Jetzt freute er sich jenseits der 70 wieder über einen Titel: Das Fortuna-Team um die im Einzel unbesiegten Jachym Gerginov (16 Spiele, 16 Siege) und Radka Silhava (13 Spiele, 13 Siege) holte sich bei 32:4 Punkten und 102:42 Spielen ungeschlagen Platz eins in der Bayernliga Süd und steigt in die Oberliga auf.

Post/Süd auf Platz vier

Im Zehnerfeld beendeten mit der SG Post/Süd (22:14/73:71) und der DJK Nord (13:23/67:77) zwei weitere Regensburger Badminton-Teams die Saison auf den Plätzen vier und acht.

„Wir haben relativ viele Spieler, die bei Wertungsturnieren spielen und da kollidierten dann die Termine öfter“, berichtet Dieter Sichert vom Saisonverlauf. „Von den zehn Wochenendenden von September bis April waren wir so nur an drei komplett.“ Deswegen war an manchen Spieltagen taktisches Geschick gefragt. „In der Rückrunde haben wir zweimal auf 4:4 gespielt. Insgesamt war das schon eine sehr zufriedenstellende Bilanz.“ Nur Fürstenfeldbruck (zweimal), DJK Nord und Freystadt II gelang es, dem Bayernliga-Meister einen Punkt abzuluchsen.

Badminton ist das Lebenselixier von Dieter Sichert: Vier Ehrenamtsaufgaben füllen den 73-Jährigen voll aus, manchmal sogar übervoll. Sichert ist Abteilungsleiter und Vereinsvorsitzender beim SV Fortuna, steht dem Badminton-Bezirks seit einer Ewigkeit vor und ist „seit 47 Jahren“ Sportwart im bayerischen Badminton-Verband. „Manchmal weiß ich nicht, wo mir der Kopf steht.“ Dieser Tage zum Beispiel wieder, weil von 3. bis 5. Mai die deutschen Mannschaftsmeisterschaften für Schüler und Jugend in der Nordhalle rufen. „Das werden meine zehnten deutschen Meisterschaften als Ausrichter“, schaut Dieter Sichert zurück.

Der Mann, der schon immer Badminton im Alleingang bestritt („Ich bin alleinstehend, für mich ist das meine Familie„), weiß dass seine Kräfte schwinden. „Als wir 1990 den Pokal in die Höhe gestemmt haben, war ich 40. Die Zeit geht nicht spurlos an einem vorbei. Körperlich fällt mir das manchmal schon schwer. Es gibt Tage, da kann ich vor Schmerzen kaum aufstehen“, sagt das Fortuna-Urgestein, das trotzdem Woche für Woche beim Training in der Halle sitzt und auch coacht.

Für Badminton in Regensburg ist Dieter Sichert guter Dinge. „Wir haben mit den drei Bayernligisten und dem Sport-Club in der Bezirksoberliga um Max Hofer vier stabile Klubs“, beurteilt er die Szene und hat auch bei Fortuna Helfer für die Zukunft gefunden. „Es geht auch ohne mich bestimmt weiter. Wie weit diese Leute nach oben in der Ligazugehörigkeit denken, ist dann nochmal eine andere Sache.“

So weit oben wie möglich

In der Oberliga hält Sichert nun einen „dritten, vierten Platz“ für möglich. „Wir wollen so weit oben wie möglich mitspielen. Ganz vorne wäre überheblich, weil da ja auch gute zweite und dritte Mannschaften aus Neuhausen, Neubiberg, Geretsried oder Nürnberg spielen, die alle 100, 200 Mitglieder haben. Aber Diedorf II wurde als Meister voriges Jahr in dieser Saison auch Fünfter.“ Und nach einem Neuen muss Sichert Ausschau halten. „Eigentlich bräuchten wir noch einen Herren.“

Dass das Team tschechisch ausgerichtet ist, rührt übrigens noch aus den alten Erfolgstagen – 2009 ging es aus der Bundesliga runter –, den alten Kontakten um Vater und Sohn Koukal in Tschechien und dem alten Fortuna-Geist. „Das ist alles aus früheren Zeiten gewachsen. Aber wir reden Deutsch“, sagt Sichert und witzelt. „Tschechisch kann ja fast keiner bei uns.“