Handball
Bunkerladies setzen Willen durch – Vertrag von Szücs wird nicht verlängert

27.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:22 Uhr
Gerd Winkler

Csaba Szücs, Coach des Handball-Zweitligisten ESV Regensburg, muss zum Ende der Saison gehen. Foto: Eibner/Scherbaum

Wer keine Probleme hat, der schafft sich eben welche: So geschehen bei den Handballfrauen des Zweitligisten ESV 1927 Regensburg. Der Konflikt zwischen Mannschaft und Coach Csaba Szücs köchelte schon im alten Jahr vor sich hin, nun haben die Bunkerladies ihren Willen durchgesetzt: Die Abteilungsführung um Dieter Müller lässt am Saisonende den Vertrag mit dem Erfolgstrainer auslaufen. „Der Mannschaftsrat ist auf mich zugekommen, da kannst du dich dann nicht dagegenstellen“, kommentiert Müller die Pressemitteilung von Montag.

Spielerinnen und Csaba Szücs sind sich schlichtweg uneins über die Trainingsinhalte. Angesichts des Höhepunktes in der Vereinsgeschichte, am 14. Januar übernahm der dreimal wöchentlich trainierende ESV im Umfeld von semiprofessionell arbeitenden Mannschaften sensationell die alleinige Tabellenführung, ein Luxusproblem. Die Luft ist raus, seit zwei Monaten befindet sich Regensburg in der Abwärtsspirale, von den nächsten zehn Spielen wurden nur zwei gewonnen.

Erfolgreichster Aufsteiger



Der 57-Jährige übernahm im Juli 2021 einen Drittligisten und führte ein dreiviertel Jahr später die Eisenbahner per Aufstiegsrelegation in die zweite Bundesliga. Dort angelangt gingen die Bunkerladies als erfolgreichster Aufsteiger seit der Einführung der eingleisigen Liga als Fünfter über die Ziellinie.

Die Mannschaft hat ihren Willen durchgebracht und steht jetzt in der Bringschuld. Zwei Tage vor dem Heimspiel am Samstag gegen die SG Herrenberg wussten die Spielerinnen Bescheid, mit Ach und Krach sprang gegen den Vorletzten nur ein 26:26 heraus.

Zwei Wochenenden ruht nun der Spielbetrieb, die nächste Gelegenheit für eine Reaktion bietet sich am 15. April im Auswärtsspiel gegen Schlusslicht SG Bottwartal.

Abwechslung wird vermisst



Während sich Abteilungsleiter Dieter Müller über das Wieso und Warum nicht auslassen will, spricht Csaba Szücs ohne Umschweife über das Schlamassel: „Es ist ganz einfach, die Mädels sind mit dem Training unzufrieden, sie vermissen die Abwechslung.“ Für ihn stehen „bestimmte Automatismen über allem“.

Das ginge nur mit üben, üben, üben. Es sei erforderlich in jeder Einheit mindestens 120 Pässe durchzuspielen – „bist du das praktisch mit geschlossenen Augen kannst.“ Es hätte überdies mindestens eine vierte Einheit gebaucht.
Das konsequente Verinnerlichen habe er zu seiner Zeit bei seinen Stationen in der Slowakei, Spanien und Deutschland so erlebt. Die Überzeugung fußt auf einer erfolgreichen Karriere: 117 Länderspiele für die Tschechoslowakei und die Slowakei stehen in der Vita. „Ich bin der Mannschaft bei den Übungsformen etwas entgegengekommen, scheinbar nicht genug an Abwechslung“, bedauert der Coach und fügt ungläubig an: „Wir hatten doch damit großen Erfolg, was willst du denn mehr?“

Offensichtlich ist bei seinen Schützlingen in den letzten zwei Monaten die Überzeugung flöten gegangen.

Eine Rolle für den Abwärtstrend (2/2/6) spielt womöglich auch die Haltung des Vereins. Wenige Tage, als die Spitze erklommen war, wurde intern wie extern offen kommuniziert, dass ein Aufstieg in die Bundesliga nicht machbar sei. Allein schon wegen des Etats: Wie solle eine halbe Million Euro gestemmt werden? Ein Statement, das der auf einer Erfolgswelle surfenden Truppe den Wind aus den Segeln nehmen kann.

Derweil widerlegt Hans-Christian Wagner. „Vor dem Saisonstart ging man von einem Vermarktungswert der Mannschaft von 100 Prozent aus", erklärt Wagner, der mit einem fünfjährigen Vermarktungsvertrag ausgerüstet ist. Er stellt klar: „Als Tabellenführer entwickelt sich dieser Wert punktuell deutlich nach oben.“

Die These fußt auch auf das enorme Interesse im Januar, als die Halle aus den Nähten platzte. Es fanden sich unter anderem dutzendweise Fußballer ein – lauter neue Gesichter an der Dechbettener Brücke.