Meldeschluss am Sonntag
Olympionike beim Dingolfinger Halbmarathon – Drei Fragen an 14-fachen Deutschen Meister Philipp Pflieger

07.09.2023 | Stand 12.09.2023, 16:19 Uhr

Beim Halbmarathon in Dingolfing: Olympiateilnehmer und BMW-Botschafter Philipp Pflieger. −Foto: lnp

Seit 2003 ist die BMW Group mit ihrem Werk Dingolfing Hauptsponsor und damit wichtiger Partner des Dingolfinger Halbmarathons. Am Sonntag, 17. September, wird das in der Region beliebte Lauf-Event bereits zum 19. Mal gestartet.
Mit Philipp Pflieger bringt die BMW Group einen besonderen Gast nach Dingolfing. Pflieger gehörte über viele Jahre zu den schnellsten deutschen Langstrecken-Läufern. Ende April hat der 14-fache Deutsche Meister und Olympia-Teilnehmer im Marathon von 2016 seine Karriere im Spitzensport beendet, um mehr Zeit mit seiner Frau und der im vergangenen Herbst geborenen Tochter zu verbringen.
Abseits der Wettkampfstrecke ist der studierte Politik- und Medienwissenschaftler auch durch seinen Podcast „Bestzeit“ mit Ralf Scholt und sein 2019 veröffentlichtes Buch „Laufen am Limit“ bekannt. Am 17. September wird er beim Dingolfinger Halbmarathon an der Laufstrecke mit dabei sein. Der ehemalige Profi-Marathonläufer erzählt von seiner Sportkarriere und gibt Tipps für Teilnehmende am Dingolfinger Halbmarathon in drei Fragen.
Herr Pflieger, woher kommt Ihre Begeisterung für den Laufsport?
Philipp Pflieger: Ich bin schon mit fünf Jahren regelmäßig mit meinem Vater gelaufen, wenn der sich abends nach der Arbeit zum Ausgleich die Laufschuhe angezogen hat. Mit sieben bin ich dann in einen kleinen Leichtathletikverein eingetreten und habe die klassische Sporterziehung mit der gesamten Bandbreite der Disziplinen genossen. Das Laufen hat mir aber immer am meisten Spaß gemacht und so war es irgendwie vorgezeichnet, dass ich da den größten Ehrgeiz entwickelt habe.

Olympiade schon als Kind großes Ziel

Dass ich einmal als Leistungssportler Marathon laufen würde, war aber keineswegs vorgezeichnet. Mein großes sportliches Ziel war es schon als Kind, einmal bei den Olympischen Spielen dabei zu sein. Anfangs dachte ich, ich schaffe das über die 5000-Meter-Strecke. Sehr viel später, mit Mitte 20, habe ich dann realisiert, dass ich in dieser Disziplin zwar bei Deutschen Meisterschaften immer irgendwo auf dem Podest war, aber dass es für das absolute Top-Level und Olympische Spiele wahrscheinlich nicht reichen würde, weil ich dazu von der Grundschnelligkeit her zu langsam bin. Also bin ich auf die längste Laufdisziplin, die olympisch ist, gewechselt: den Marathon. Das war damals eine sehr rationale Entscheidung, mit der ich mir aber meinen Kindheitstraum mit der Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio 2016 erfüllen konnte.
War Ihre Teilnahme an der Olympiade in Rio de Janeiro dann auch Ihr tollstes Erlebnis während Ihrer Sportlerkarriere?
Philipp Pflieger: Rio war besonders und magisch. Unvergessen. Aber eigentlich war mein erster gefinishter Marathon in Berlin ein Jahr zuvor das herausragendste Rennen meiner Karriere. Ich habe meinen ersten Versuch trotz vieler Jahre Erfahrung als Profi auf kürzeren Strecken nicht gefinisht.

Erst beim zweiten Versuch gefinisht

Bei Kilometer 35 bin ich dehydriert, ich war orientierungslos. Ich hatte es einfach unterschätzt, dass ein Marathon zu laufen für den menschlichen Körper wirklich eine große Herausforderung ist. Mit einer gehörigen Portion Demut bin ich dann an meinen zweiten Versuch gegangen mit dem Wissen, dass es der letzte Versuch sein würde, wenn ich es wieder nicht schaffen würde. Dann hätte ich akzeptiert, dass ich kein Marathonläufer auf Profiniveau bin. Das wäre das Ende der Sportkarriere gewesen, weil ich dann auch keine andere Option mehr gesehen hätte, es zu Olympischen Spielen zu schaffen. Dieser zweite Versuch war aber mein erster gefinishter Marathon in Berlin, bei einem der sechs großen internationalen World Marathon Majors. Die Stimmung da ist gigantisch. In diesem Setting bin ich meinen ersten Marathon über eine Zeit gelaufen, die dann am Ende meine Olympia-Quali war. Der Lauf steht natürlich über allem. Ich bin mir aber sicher, dass niemand seinen ersten gefinishten Marathon vergisst – egal, ob du zwei Stunden zehn Minuten rennst oder bei vier Stunden landest. Dieses krasse Glücksgefühl ist für alle gleich.
Gibt es Tipps, die Sie aus Ihrer langjährigen Läufererfahrung anderen Läufern und Läuferinnen mit auf den Weg geben?
Philipp Pflieger: Laufen ist eine Fleißsportart und das meine ich im positiven Sinne. Denn unabhängig vom Talent-Level kann man sich im Laufen ganz viel erarbeiten. Und viele Menschen, die erst mit 40 und 50 den Sport für sich entdecken, können natürlich genauso einen Halbmarathon laufen oder, wenn sie möchten, sogar einen Marathon. Aber das sollte seriös vorbereitet werden. Wenn man bislang keinen großen Laufbackground hat, dann würde ich mir ein Jahr Vorbereitung bis zu einem Marathonlauf geben.
Nach etwa einem halben Jahr Training kann man dann einen Halbmarathon wie in Dingolfing angehen. Wenn das gut funktioniert hat, sollte man noch ein paar längere Läufe im Training machen und dann kann man guten Gewissens ein halbes Jahr später einen Marathon probieren. Ich selbst war noch nie in Dingolfing und freue mich schon, das Event vor Ort mitzubekommen und auch die Innenstadt zu sehen. Das Schöne am Laufen ist ja, dass es einen immer an neue Orte bringt. Es muss nicht immer Rio sein.


Anmeldungen für den Halbmarathon noch bis Sonntag, 10. September unter www.halbmarathon-dingolfing.de möglich.

− lnp