Triathlon
Challenge Roth 2024: Schuften und tüfteln – So bereitet sich die Landkreis-Schnellste Sophia Ibert vor

06.02.2024 | Stand 06.02.2024, 9:00 Uhr

Sophia Ibert strampelt unter anderem bei Radsport Ibert in Allersberg unter Laborbedingungen. Foto: privat/De Geare/DK-Archiv

9:38:19. Bei diesen Zahlen kommen Ausdauersportlerin Sophia Ibert „Wahnsinns-Erinnerungen“ hoch. 9:38:19 Stunden brauchte die Allersbergerin für 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen beim Challenge Roth 2023 – womit sie die schnellste Frau aus dem Landkreis war. Und das bei ihrem ersten Langdistanz-Event überhaupt.

Direkt nach dem Wettkampf war für Ibert klar: „Nie wieder Langdistanz. Doch nach ein paar Wochen sind die Schmerzen vergessen.“ Und so meldete sie sich erneut für den Challenge an, gehört am 7. Juli zu den 3500 Einzelstarterinnen und Einzelstartern. Um die Fabelzeit vom vergangenen Jahr anzugreifen, ist eine Top-Vorbereitung nötig. Doch Ibert hat mit Störfaktoren zu kämpfen: Kurz vor Weihnachten setzte sie Corona außer Gefecht, im Januar folgte ein Bänderriss. Der ist ausgeheilt: Jetzt wird wieder geschwitzt.

Fahrrad-Form aus den eigenen vier Wänden

Zweimal in der Woche fährt Ibert nach Nürnberg. In der Schwimmhalle des Post SV, für den sie beim Challenge an den Start geht, zieht sie für jeweils 90 Minuten ihre Bahnen im kalten Nass. Etwa viermal schnürt sie die Laufschuhe, dann geht es um den Rothsee oder von Allersberg Richtung Seligenporten beziehungsweise Möning. Berganläufe (zehnmal je eine Minute) oder Dauerläufe stehen auf dem Trainingsplan. Ihre „schwächste Disziplin“ sei das Laufen, sagt Ibert. Die Beste ist das Radfahren. Viermal pro Woche jeweils bis zu drei Stunden sitzt Ibert im Sattel.

Dabei rollt sie nicht über Stock und Stein. Sie sitzt in den eigenen vier Wänden. „Wir haben gerade umgebaut“, grinst Ibert „und ich habe einen Raum als Sport-Zimmer in Beschlag genommen.“ Dort fährt sie „auf der Rolle“, weil es „anstrengender ist, die ganze Zeit zu treten, anstatt wie im Freien bei einem Berg auch mal abwärts zu fahren“. Im wahrsten Sinne des Wortes viel Raum wird also der Leistungsoptimierung eingeräumt. Auch an anderer Stelle.

Iberts schrauben für wertvolle Sekunden und Minuten

Ehemann Lasse Ibert, früher selbst Ausdauersportler, ist „Bikefitter“ in Allersberg. Dort, bei „Radsport Ibert“ an der Neuburger Straße, wird unter Laborbedingungen gemessen, geklebt, geschraubt und gescannt, werden die Athleten mit Elektroden ausgestattet. Die Ergebnisse landen auf dem PC. Das Ziel: Die Räder noch besser einstellen, die Sitzposition optimieren, um wertvolle Sekunden zu sparen. Sogar Triathlon-Weltrekordhalterin Daniela Ryf war schon hier. Und natürlich ist Sophia Ibert Stammgast: „Wir drehen hier an vielen Schrauben“, sagt sie.

Vom Labor an die Strecke geht es am 26. Mai. Iberts Wettkampfplan beinhaltet einen Start beim 70.3 Ironman Kraichgau über die Mitteldistanz (1,9 Km Schwimmen, 90 Km Radfahren, 21,1 Km Laufen). Eventuell startet Ibert danach beim Rothsee-Triathlon (22. und 23. Juni). Sicher aber steht sie am 7. Juli am Start, wenn der Challenge Roth 2024 steigt. Für die neueste Auflage haben sich die Veranstalter um Felix Walchshöfer Neuerungen überlegt. Darunter: Mehr, dafür kleinere Startgruppen. „Ich habe mich darüber richtig gefreut“, sagt Ibert. „Man muss weniger überholen, wird auch weniger überholt. Am Ende sollten für alle dadurch noch bessere Bedingungen herrschen und noch bessere Zeiten möglich sein.“ Die Allersbergerin war 2023 in Startgruppe sechs eingeteilt. Dieses Jahr – in dem die Startgruppen nach prognostizierter Finisher-Zeit organisiert werden – erwarte sie Block vier oder fünf. Eine weitere Neuerung: Die Abschaffung der Frauenblöcke, weswegen manche Starterinnen Kritik übten wegen zu viel „Ellbogen-Einsatz“ gerade beim anfänglichen Schwimmen. „Ich werde der Schlägerei einfach aus dem Weg gehen“, lächelt Ibert.

Ein Videostudium der besonderen Art

Keine Frage, sie versprüht Optimismus vor ihrem abermaligen Start auf der ganz großen Bühne. Die Uhr tickt: Fünf Monate sind es noch bis zum Challenge 2024. Für eine abermals starke Zeit schwimmt, läuft und tüftelt sie in der Vorbereitung.

Auf ihren langen Radübungseinheiten hört Ibert Podcast oder Musik, schaut Serien – und manchmal „die Challenge-Liveübertragung aus dem Jahr 2023 nochmal in der BR-Mediathek“, verrät sie. Die 9:38:19 Stunden haben sich eingebrannt ins Gedächtnis. „Ich denke oft an diesen Tag zurück“, sagt Ibert. 2024 wird ein neues Kapitel aufgeschlagen.

HK