Sie sind die aktuelle Übermannschaft im deutschen Eisstocksport: Die Sportler vom EC Saßbach dominieren die Szene seit Jahren. Am Wochenende kann der Eisstockklub aus der Bayerwaldstadt Waldkirchen zum dritten Mal in Folge Deutscher Meister werden. Wir sind vor den Titelkämpfen in Regen der Saßbacher Erfolgsformel auf den Grund gegangen.
Was haben der FC Bayern München (295000 Mitglieder) und der EC Saßbach (200) gemeinsam? Es gibt praktisch keinen Titel, den sie in ihrer Sportart nicht gewonnen haben. Wie der deutsche Fußball-Rekordmeister stauben die Eisschützen aus Waldkirchen Jahr für Jahr Pokale ab. Letzten Sonntag gewannen sie die Bundesliga Süd, nächstes Wochenende können sie zum dritten Mal in Serie deutscher Meister werden. Warum ist diese Mannschaft so einzigartig erfolgreich?
Auf der Suche nach den Gründen haben wir uns mit Werner Anetzberger unterhalten. Er ist mit 57 Jahren der „Dienstälteste“, war Europameister, Weltrekordinhaber sowie mehrfacher Europacupsieger und Deutscher Meister. Inzwischen ist er kürzer getreten und begleitet das Team als Ersatzschütze und Ratgeber. Das Team sind: die Brüder Christian (48) und Markus Reschauer (46) sowie Thomas Elsenberger (48) und Matthias Kobler (47). Sie alle eint die Liebe zum Stocksport, den sie außergewöhnlich beherrschen. Über Christian Reschauer sagt Anetzberger, er sei der „beste Moar in ganz Deutschland“. Mit Kobler verpflichteten die Saßbacher 2019 einen Stockschützen aus Perlesreut, der zuletzt bei der Bundesliga-Rückrunde alles und alle in Grund und Boden geschossen hat. „Hias war der mit Abstand beste Schütze in der Halle“, berichtet sein Teamkamerad. In erster Linie sind alle fünf Saßbacher schlicht mit besonderen Fähigkeiten am Stock gesegnet. So konstant wie diese Mannschaft schießt seit Jahren keine andere. Auf Fehler der Gegner können die Saßbacher meist warten. Darüber hinaus hat Elsenberger einmal festgestellt: „Während bei anderen die Positionen festgelegt sind, hat bei uns jeder die Größe, sich auch mal klein zu machen und den schwierigen Schuss einem anderen zu überlassen.“ Reschauer & Co. verstehen sich auf dem Eis blind, jeder spürt das Vertrauen der anderen und weiß um deren Qualitäten. „Wenn es wirklich mal nicht läuft, dann stecken wir die Köpfe zusammen und überlegen, was wir ändern können“, berichtet Anetzberger. Und mit ihrer Erfahrung finden sie nahezu hundertprozentig eine Lösung. Als überragende Mannschaft können sie Durchhänger eines Einzelnen kompensieren. Am Ende stehen sie deshalb so gut wie immer auf dem Siegertreppchen.
„Können noch zehn Jahre auf diesem Niveau schießen“
Seit Jahren nimmt der kleine EC aus Waldkirchen national wie international eine große Rolle ein im Eisstocksport. Und es ist wahrscheinlich, dass es vorerst dabei bleibt. Werner Anetzberger traut dem Quartett zu, „noch zehn Jahre lang auf diesem Niveau zu schießen“. Von Erfolgsmüdigkeit ist jedenfalls keine Spur. Der gebürtige Oberbayer Thomas Elsenberger, der seit 18 Jahren für Saßbach aufs Eis geht, zog im Münchner Merkur einen Vergleich zum EC Grub, der jahrelang den Stocksport dominierte und der „FC Bayern des Stockschießen war – unser Ziel ist es, deren Platz einzunehmen“, verrät der 48-Jährige.
An diesem Wochenende (28./29. Januar) haben er und seine Teamkameraden in der Franz-Zwiebel-Halle in Regen eine historische Chance: Sie können zum dritten Mal nacheinander deutscher Meister werden. Die Rivalen brennen darauf, den amtierenden Europacupsieger, Titelverteidiger und Bundesliga-Champion aufs Kreuz zu legen.
„Bei der Deutschen geht es euch dran“, hat jüngst ein Schütze des TSV Hartpenning gesagt, wie Werner Anetzberger erzählt. Angst kriegt der 57-Jährige von solchen Ansagen keine: „Druck“, sagt er, „macht uns nix aus – schau mer mal.“ Er klingt wie einst der „Kaiser“ Franz Beckenbauer. Zwischen dem FC Bayern München und dem EC Saßbach gibt es mehr Verbindungen, als die Mitgliederzahl 295000 zu 200) vermuten lässt.
Die Eckdaten zur Deutschen Meisterschaft in Regen
Damen: March, Fischbachau, Soest, Passau-Neustift, Langenargen/ Stuttgart-Vaihingen, LEV Baden-Württemberg, Büblingshausen, Kühbach, Krefeld, Peiting, Hartpenning.
Herren: March, Stuttgart-Vaihingen, Krefeld, Passau-Neustift, Saßbach, Büblingshausen, Eintracht Frankfurt, Hartpenning, Friedrichshall, Lorsbach, Neuenstadt, Ottenzell, Hauzenberg.
Samstag, 8.30 Uhr: Vorrunde Mannschaftsspiel; 15.30 Uhr Page-Play-off-Finals.
Sonntag, 8 Uhr: Vorrunde Zielwettbewerb; 10.15 Uhr Finalrunde; 11:15 Uhr Regionenwertung Mixed (neu).
