NFL-Spektakel am Sonntagabend
Burger, Nickerchen, Espresso: So erlebt Niederbayerns Football-Urgestein Toni Maroth den Super Bowl

11.02.2023 | Stand 25.10.2023, 10:57 Uhr

Urgestein des niederbayerischen Footballs: Toni Maroth (59) trainierte schon die Passau Pirates und freut sich auf den Super Bowl zwischen Philadelphia und Kansas City. − Foto: Thomas Jäger/Montage: Michael Scherer

Von Michael Scherer

Für den Sonntagabend hat er einen Plan: Vor dem Spiel nimmt er einen Burger in einer amerikanischen Bräter-Bude ein, dann legt er sich zwei Stunden aufs Ohr und nach Mitternacht geht’s mit einem doppelten Espresso vor die Flimmerkiste und Toni Maroth (59) genießt den Super Bowl zwischen den Philadelphia Eagles und den Kansas City Chiefs (00.30 Uhr). Denn: Das NFL-Finale ist für das Urgestein des niederbayerischen American Football ein Pflichttermin.

Dabei hat er sich jetzt, nach 38 Jahren im Geschäft, vom aktiven Geschehen zurückgezogen. „Ich habe aufgehört, weil ein paar Dinge jetzt wichtiger sind“, sagt Maroth – ausgenommen: der Super Bowl.

Maroth lebt in Voglarn, einem Gemeindeteil des Marktes Fürstenzell (Landkreis Passau), und arbeitet als Lehrer in Neuhaus/Inn. Seine Fächer: Deutsch, Geschichte, Sozialkunde und Biologie. Am liebsten redet er aber nur über eins: American Football. Und er hat eine klare Sicht der Dinge: „Football ist der einzige Sport, alles andere ist Bewegung.“ Das Spiel mit dem Ei verbindet für Maroth, der zudem im Gemeinderat und in der Feuerwehr aktiv ist, Rasenschach mit Einsatz, Kampf und Disziplin. Und: „Footballer lieben Schmerz und Adrenalin.“

Jahrzehntelang erfolgreich im regionalen Football - bis hinauf in die 1. Liga



Angefixt wurde er als Lehramts-Student der Uni Passau 1985 mit einem Plakat, darauf stand „We want you“ – es war das Ticket für Maroth zu den Passau Red Wolves und der Eintritt in eine neue Welt. Sein Weg führte ihn zu den Black Hawks nach Deggendorf, mit denen er bis in die 1. Liga (GFL) aufstieg – und selbstverständlich spielte. Der heute 59-Jährige kehrte anschließend nach Passau zurück, formierte die Passau Pirates neu, stand dort auf dem Feld und als Coach an der Linie, Maroth ist ein „Hansdampf in allen Zonen“.

Der Voglarner pendelte anschließend nochmals zwischen Plattling und Passau hin und her, doch nun scheint der „Adrenalin-Junkie“ mit dem Rücktritt wirklich ernst zu machen: „Die Spiegelau Bats oder die Hartkirchen Celtics wollten mich haben, aber ich muss jetzt die Reißleine ziehen und bis zum Rentenbeginn im Februar 2030 nicht mehr an Football denken – Familie und Beruf gehen jetzt einfach vor.“

Nun, der bald 60-jährige Lehrer hat schon des Öfteren den Rücktritt vom Rücktritt vollzogen, doch jetzt will er sich nur noch passiv seinem Lieblingsthema nähern. So wie in der Nacht zum Montag, wenn er das Duell der Chiefs gegen die Eagles alleine vor dem Fernseher verfolgt. „Natürlich bis zum Schluss, auch wenn’s am nächsten Morgen hart wird – zum Glück reagiere ich gut auf Espresso.“ Wie schon gesagt, Disziplin gehört bei den Sportlern mi den markanten Helmen zum Geschäft. Maroth ließ sich deshalb in seiner Karriere auch nicht von Knochen-Brüchen aller Art stoppen, spielte mit Arm- oder Rippenbruch oder malträtierter Schulter.

Philadelphia Eagles sind der Favorit



Daher glaubt der Football-Experte auch nicht, dass sich die Kansas City Chiefs am Sonntag von der Knöchel-Verletzung ihres Star-Quarterbacks Patrick Mahomes (27) beeindrucken lassen, wie wohl die Eagles – „wenn‘s normal läuft“ – 70:30-Favorit sind. Der Ex-Trainer kann den Super Bowl äußerst entspannt verfolgen, denn Maroth hat in dieser Saison für die San Francisco 49ers die Daumen gedrückt, auch die Pittsburgh Steelers (6 Super-Bowl-Titel) oder die Dallas Cowboys (5 Super-Bowl-Titel) gehören zu seinen Lieblingen.

„Philadelphia hat eine perfekte Defensive und eine Offensive, die gut funktioniert“, sagt Maroth über das Team, das seinen 49er im NFC Championship Game mit 31:7 keine Chance ließ. „Und sie werden auch nicht versuchen, auf den Knöchel von Mahomes zu gehen, beim American Football kann sich ein Team einfach keine Undiszipliniertheiten erlauben“. Andererseits kann der Knöchel des wichtigsten Chiefs-Akteurs schon eine Rolle spielen, wenn Quarterback Mahomes unter Druck einen unbedachten Schritt macht oder unglücklich am Fuß erwischt wird – „kann ja alles passieren“.

Ergo: Das Team um Quarterback Jalen Hurts geht favorisiert in den Super Bowl. Allerdings könnte sich das Blatt wenden, wenn dem Chiefs-Spielmacher zwei, drei außergewöhnliche Dinge auf dem Platz im State Farm Stadium in Glendale (Arizona) gelängen – Maroth nennt dies den „Mahomes -Effekt“. Doch für den Voglarner ist es letztlich nicht wichtig, wer nach diesem Match die Vince Lombardi Trophy, den Sieger-Pokal, in die Höhe reckt – für den 59-Jährigen bleibt American Football der einzig wahre Sport, auch wenn er ihn nach 38 aktiven Jahren nicht mehr betreibt. Wobei: „Ich trainiere ja weiter in meinem Kraftraum und ersetze das Team-Training durch Lauf-Einheiten“ − der nächste Marothsche Rücktritt vom Rücktritt würde ebenso wenig überraschen wie ein Sieg der Eagles im Super Bowl.