In Elversberg heißt’s Zweiter gegen Ersten
Hoppla, Löwen: Spitzenspiel auf dem Dorf – Köllner denkt an „Höllentrip“ zurück

09.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:51 Uhr

Hier regiert der SVE: Vereinswappen auf dem Rasen der Elversberger Arena an der Kaiserlinde. Hier steht am Samstag für die Münchner Löwen die Tabellenführung auf dem Spiel. −Foto: Imago Images

„Mehr Spitzenspiel geht nicht“, sagt Michael Köllner. Doch während man seinen Münchner Löwen schon vor der Saison locker zugetraut hätte, am achten Spieltag an einer solchen Partie beteiligt zu sein, ist der Gegner beim Duell Zweiter gegen Erster eher überraschend: Der freche Aufsteiger aus Elversberg fordert die Sechziger an diesem Samstag (14 Uhr/Magenta Sport) zum Kampf um die Tabellenführung.
Das „Dorf“, das aktuell die 3. Fußball-Liga aufmischt, liegt rund 15 Kilometer nordöstlich von Saarbrücken und ist offenbar gar nicht so leicht zu finden. Wobei sich Köllners persönliche Erinnerung an ein Auswärtsspiel mit dem Club ja genau genommen gar nicht direkt auf den kleinen Ortsteil der Gemeinde Spiesen-Elversberg im Landkreis Neunkirchen bezieht.

Einmal habe er bislang gegen Elversberg gespielt, erzählt der 52-Jährige, aber eben nicht im Ort selbst. Nach „gefühlten 47 Stunden mit dem Bus“ sei man in einem Waldstück gelandet, in dem der Weg immer enger wurde, bis der Bus letztlich nur noch den Rückwärtsgang einlegen konnte. „Ein Höllentrip“, schmunzelt Köllner Jahre danach.
Der wird seiner Mannschaft an diesem Samstag nun zumindest logistisch erspart bleiben, wenn es mittags von Saarbrücken aus nach Elversberg geht. Und wo der Aufsteiger in der Ursapharm-Arena an der Kaiserlinde, benannt nach der Firma von Mäzen Frank Holzer, seine Heimspiele austrägt, sollte man sich wohl auch für die Zukunft merken.

Tabellenzweiter, Rekordaufsteiger in der 3. Liga und Leverkusen-Besieger (4:3) in der ersten DFB-Pokal-Runde: Das alles ist der SVE nach wenigen Monaten schon. „Wir wissen, was uns erwartet“, sagt Köllner.
Damit es sportlich also ebenfalls keine zu unangenehme Reise wird, will der Trainer mit seinem Team den frechen Aufsteiger bändigen, der nur ein Tor weniger geschossen und nur drei Punkte weniger geholt hat als Aufstiegsfavorit 1860. „Das ist eine fußballerische Topmannschaft“, sagt Köllner, der weiß: „Sie sind die Überraschung schlechthin, weil sie überraschend Fußball spielen.“

Der Löwen-Trainer hat sich dementsprechend ausgiebig mit dem Tabellenzweiten beschäftigt, viele Spiele des Aufsteigers studiert, und sagt: „Sie haben eine große offensive Wucht, sind aber hinten verwundbar.“ Aus Sechziger Sicht wünsche er sich daher, dass sein Team die Kontrolle über das Geschehen gewinnt und auch behält. Dabei wird die Ausfallliste im eigentlich breiten Kader immer länger, denn neben den bekannten Langzeitverletzten (Marcel Bär, Semi Belkahia, Phillipp Steinhart) fehlen beim Topspiel auch noch Niklas Lang (Kopfverletzung), Marius Willsch (Adduktoren) und der kurzfristig erkrankte Meris Skenderovic als Option im Sturm.

Auch darauf, auf die eigenen Offensivqualitäten, werde es natürlich ankommen. „Wenn wir dort gewinnen wollen, dürfen wir nicht nur den Bus vor dem eigenen Tor parken“, schmunzelt Köllner. Auch wenn der dieses Mal mit ziemlicher Sicherheit zum Austragungsort des Topspiels finden wird.