Blick in die Regionalliga
Große Sorgen beim FC Memmingen: Abstieg droht – und Multifunktionsgebäude kostet acht statt vier Millionen Euro

02.03.2024 | Stand 02.03.2024, 7:00 Uhr
Thomas Ernstberger

Durch den Neubau des hochmodernen Multifunktionsgebäudes in der Memminger Fußball-Arena rückte der Sport in den Hintergrund – und die Kosten stiegen von rund vier auf acht Millionen Euro. − Foto: imago images

Solche „Hämmer“ gleich zum Auftakt: Mit zwei Auswärtsspielen, am Samstag in Schweinfurt (Tabellenplatz 5) und am 8. beim FC Augsburg II (Platz 7), startet Regionalliga-Kellerkind FC Memmingen (17. mit nur 14 Punkten aus 22 Spielen) in die Restrunde der laufenden Saison. Das Ziel des Aufsteigers in den verbleibenden zwölf Partien lautet Klassenerhalt – doch das sieht für die Allgäuer schon fast nach einer „Mission impossible“, einem zumindest mehr als schwierigem Unterfangen, aus.

Das rettende Ufer, Nicht-Abstiegsplatz 14, ist nach dem 1:0-Sieg der Spvgg Greuther Fürth II im Nachholspiel bei der Bayern-U23 schon zehn Punkte weg. Nur ein Relegationsplatz scheint noch im Bereich des Machbaren zu liegen: Der FC Eintracht Bamberg auf Rang 16 hat 20 Punkte, also sechs mehr, der 15., der SV Schalding-Heining 22, der SVS hat aber sogar ein Spiel weniger ausgetragen als der FCM.

Was macht Hoffnung? In erster Linie Neu-Trainer Matthias Günes (40), der Bernd Maier (36) nach acht Niederlagen in Folge abgelöst und die Pleitenserie gestoppt hat (u.a. mit einem 1:0-Testspielsieg beim österreichischen Zweitligisten Bregenz). Dazu natürlich vier namhafte Neuzugänge: Die beiden ehemaligen Türk Gücü-Akteure Maxi Berwein (28) und Sascha Hingerl (24), Dominik Kurija (25), der zuletzt für New Hampshire in der höchsten amerikanischen College League spielte, sowie Ex-Kapitän Lukas Rietzler (26), der vom TSV Kottern zurückkommt.

Den hatte im Dezember noch der Mann verpflichtet, der im Januar für den berühmten „Paukenschlag“ sorgte: Thomas „Knut“ Reinhardt (54), ein Memminger Urgestein (seit der D-Jugend), Ex-Spieler, Ex-Trainer und seit 2020 sportlicher Leiter, trat von seinem Posten zurück. „Die Kommunikation mit dem Präsidium hat nicht mehr gestimmt. Ich wurde in wichtige Entscheidungen im sportlichen Bereich nicht eingebunden, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt.“ Wie bei der Entlassung von Coach Maier. Wie bei der Verpflichtung von Berwein und Hingerl. Wie bei der Freistellung der Routiniers Ardian Morina (30) und Nikola Trkulja (32), deren Hintergründe nach wie vor nicht bekannt sind. Und wie zuletzt bei der Rückhol-Aktion von FC-Legende Esad Kahric (65). Der langjährige Memminger Rekord-Trainer, der schon im Sommer ein Thema bei den Allgäuern war, wurde nach seiner Entlassung beim TSV Schwabmünchen als „sportlicher Berater“ verpflichtet. Mittlerweile übernimmt er einen Großteil der ehemaligen Aufgaben Reinhardts. „In Sachen Kommunikation müssen wir wieder besser werden“, räumt“ Präsident Armin Buchmann ein.

„Es hat mich auch gestört, dass wir andauernd andere sportliche Ziele und ein anderes Budget hatten“, so Reinhardt weiter. „Mal war von der 3. Liga die Rede, dann wieder von der Bayernliga.“ Zudem rückte durch den Neubau des hochmodernen Multifunktionsgebäudes in der Memminger Fußball-Arena (drei Ebenen, Spatenstich im Februar 2022, Eröffnung im Herbst 2023) der Sport zu stark in den Hintergrund – zumal die Kosten der Halle von rund vier auf acht Millionen gestiegen sind. „Das Gebäude ist Weltklasse“, sagt Reinhardt. „Aber es wurde immer teurer und es ging bei uns nicht mehr um Fußball, sondern nur noch um dieses Großprojekt und dessen Finanzierung.“

Folge: „Im Sommer war nicht mal was von Aufstiegs-Euphorie zu spüren.“ Der ehemalige sportliche Leiter: „Wir brauchen wieder mehr Vereinsleben. Das, was Memmingen viele Jahre stark gemacht hat.“ Ganz besonders, um die schwierige Mission Klassenerhalt zu einem erfolgreichen Ende zu bringen. Der wäre schon allein als Anreiz für den Nachwuchs wichtig: Die Memminger A-Jugend spielt als Tabellendritter eine herausragende Rolle in der stark besetzten U19-Bayernliga.