Kapitän beim Regionalligisten
Ein Holz für alle Fälle: Wieso es der Neuhausener noch einmal bei Türkgücü München probiert

20.08.2022 | Stand 20.08.2022, 6:31 Uhr

Omnipräsenter Ballverteiler: Beim Totopokal-Sieg in Seebach war Marco Holz Türkgücü Münchens Dreh- und Angelpunkt. −F.: Ritzinger

Von Alexander Augustin

Kapitän, Routinier, Kreativzentrum: Nach seiner Rückkehr zu Türkgücü München ist Marco Holz in vielen Rollen gefragt – trotz anfänglicher Zweifel.

Nach Jahren auf der Reise sind Marco Holz die Dinge abseits des Fußballplatzes inzwischen mindestens genauso wichtig: „Ich will der Heimat näher sein“, sagt der 32-Jährige. Am Dienstag war er diesem Vorhaben so nah wie lange nicht: Mit Türkgücü München spielte der Neuhausener (Lkr. Deggendorf) im Totopokal beim Landesligisten TSV Seebach, 15 Kilometer von seinem Heimatort entfernt. „Es war echt schön, mal wieder daheim zu sein. Die Anreise war für mich sehr kurz, einige Freunde und Familienmitglieder waren da – und zum Glück haben wir gewonnen.“

Holz sagte das eher beiläufig, aber das 3:0 beim in dieser Saison noch ungeschlagenen Landesliga-Mitte-Tabellenführers war hart erkämpft. Und zu einem großen Teil auch auf die Leistung des Fast-Lokalmatadors Holz zurückzuführen.

Omnipräsent saugte er die Bälle geradezu an und verteilte sie dann weiter in die Spitze. Das 2:0 durch Albano Gashi (39. Minute) bereitete er direkt vor, in vielen anderen Offensivaktionen war er der Initiator. Die Rolle des Niederbayern bei Türkgücü ist klar: Er soll die Mannschaft führen. „Ich bin der Älteste, versuche den vielen jungen Spielern zu helfen und sie mit meiner Qualität zu unterstützen“, sagt Holz, der auf dem Feld das gibt, was man neudeutsch „Box-to-Box-Spieler“nennt.

Insolvenz beendet Kapitel Wacker Innsbruck

Dabei ist der Mittelfeldmann erst relativ zu den Münchnern gestoßen – nach einigem Zögern, wie er selbst zugibt. Schon von 2019 bis 2021 lief er für Türkgücü auf, damals noch vom ambitionierten Präsidenten Hasan Kivran geführt. In der Corona-Saison war Holz gesetzt, trug mit sechs Treffern und ebenso vielen Assists zum Durchmarsch in die 3. Liga bei. Dort angekommen war er plötzlich außen vor, kam nur noch zu Kurzeinsätzen. Der Verein hatte beinahe die komplette Mannschaft erneuert – um den direkten Aufstieg in die 2. Bundesliga zu erzwingen. Das unrühmliche Ende dieses Vorhabens ist bekannt.

Holz verließ die Münchner im Winter 2021, ein halbes Jahr vor deren Insolvenz – und erlebte selbst einen ähnlichen Alptraum: Bei Wacker Innsbruck hatte er seine sportliche Heimat gefunden, machte in der zweiten österreichischen Liga in 26 Partien vier Tore (vier Assists), war unumstrittener Stammspieler und wäre wohl heute noch dort – wenn Wacker nicht vor wenigen Wochen vors Insolvenzgericht gemusst hätte und nun im Amateurfußball neustarten muss. „Wir hatten eigentlich schon ausgemacht, dass ich bleibe. Aber dann kam die Insolvenz, das war hart, auch für mich persönlich.“

Holz stand ohne Verein da, hatte mehrere Anfragen, wirklich überzeugt hat ihn keine. Bis Türkgücü kam. Doch ganz ablegen konnte er die Zweifel nicht, zu tief saß der Stachel der ersten Zeit noch. „Ich habe wirklich lange überlegt“, gibt Holz zu. Doch das „neue“ Türkgücü überzeugt ihn. „Es ist eine komplett neue Mannschaft, eine neue Vorstandschaft, der ehemalige Co-Trainer (Alper Kayabunar, Anm. d. Red.) ist jetzt Chefcoach. Er wollte unbedingt, dass ich komme. Das hat mich positiv gestimmt, deswegen habe ich gesagt: Ich gehe den Weg mit.“

Am Samstagnachmittag gegen Spvgg Hankofen

Dass der nicht einfach werden würde, ist bereits in den ersten Saisonspielen der Regionalliga Bayern klar geworden: Nur fünf Punkte stehen nach fünf Partien zu Buche. Heute (14 Uhr) geht es gegen Aufsteiger Hankofen, freilich als Favorit. Doch bei Türkgücü ist man nach Jahren der großen Töne zur Tiefstapelei übergegangen. „Unser oberstes Ziel ist der Klassenerhalt, das ist der Unterschied zu früher“, sagt auch Holz. „Aber ich bin überzeugt, dass wir eine ordentliche Saison spielen. Wir haben gute, junge Spieler.“ Und die haben mit Marco Holz einen omnipräsenten Kapitän – auf und neben dem Platz.