Vier Süd-Bayernligisten wollen rauf
Die Scheu vorm Regionalliga-Aufstieg: Verlangt der Verband zu viel von den Klubs?

18.04.2024 | Stand 18.04.2024, 17:36 Uhr
Thomas Ernstberger

Fan-Choreografie im Heimstettener Stadion: Bis zum Abstieg kickte der SVH neun Jahre lang im Oberhaus des bayerischen Amateurfußballs, eine Rückkehr peilt der Klub aus der Gemeinde Kirchheim nicht an – zu teuer, zu aufwendig, heißt es von Vereinsseite. − Foto: Imago Images

Die Regionalliga Bayern wurde bei der Einführung von Verbandsseite als „Champions League des Amateurfußballs“ beworben. Von Seiten der Klubs hat die Begeisterung für das bayerische Fußball-Oberhaus merklich nachgelassen. Was ist los?



Jetzt ist es offiziell raus: Der Bayerische Fußballverband (BFV) hat die Namen der Bayernliga-Vereine veröffentlicht, die die Lizenz für die Regionalliga Süd beantragt haben. Das sind fünf Clubs aus der Nord-Staffel (FC Ingolstadt II, SpVgg Bayern Hof, SpVgg Hankofen-Hailing, SC Eltersdorf und VfB Eichstätt) sowie gerade mal vier Vereine aus dem Süden: Tabellenführer Schwaben Augsburg, der SV Erlbach (aktuell Zweiter), der FC Deisenhofen (5.) und der TSV Nördlingen (6.). Der derzeitige Tabellendritte SV Heimstetten, 2012 Regionalliga-Gründungsmitglied, verzichtete genauso wieder der „Mölders-Club“ TSV Landsberg freiwillig auf die vierthöchste bayerische Spielklasse. Augsburg und Erlbach haben zwar gemeldet, „wackeln“ aber noch.

„Die Jungs waren geschockt, immerhin haben sie anderthalb Jahre auf den Aufstieg hingearbeitet. Das war ein Schlag in die Fresse, der weh tut“, kritisierte Ex-1860-Profi Sascha Mölders die Entscheidung der Vereins-Verantwortlichen. Die führten als Grund für den Verzicht die fehlenden „personellen und strukturellen Voraussetzungen“ an – nachdem fast zwei Jahre lang das klare Ziel Regionalliga ausgegeben worden war. Heißt: Die Kosten für den Umbau des aktuell nicht Regionalliga-tauglichen Sportparks (mindestens 500.000 Euro) kann der Verein nicht stemmen, zumal Hauptsponsor 3C Gerüchten zufolge nicht bereit ist, für diese Kosten aufzukommen. Zudem sind aktuell auch aufgrund verspäteter Planung kein neuer Trainer, kein Sportchef und auch keine Mannschaft für die neue Saison fix.

Aufstieg und höhere Anforderungen kosten Geld und Manpower



Nur neun Vereine wollen hoch: „Eine absolut erfreuliche Zahl“, sagt der für den Spielbetrieb zuständige BFV-Schatzmeister Jürgen Faltenbacher. Er freut sich, dass diese Klubs „in unserer Regionalliga spielen und die damit verbundenen Auflagen umsetzen wollen“.

Die Vertreter der Vereine, die verzichten, sehen das etwas anders. Nur vier Süd-Klubs bewerben sich: „Das ist ein Armutszeugnis, da muss man wirklich mal den BFV fragen, ob das das Ziel sein kann“, sagt Michael Matejka, der Fußball-Abteilungsleiter des SV Heimstetten (spielte neun Jahre in der Regionalliga), dessen Stadion schon 2012 Regionalliga-tauglich umgebaut wurde. „Das war damals noch für 150.000 Euro zu machen, zudem haben sich die Bayern, deren Amateure damals bei uns gespielt haben, beteiligt“, verrät er. Matejka erklärt: „Ein Aufstieg und die damit verbundenen höheren Anforderungen kosten Geld und Manpower. Die Spielerkosten steigen genauso wie die Verbands-Abgaben, die Reisekosten erhöhen sich deutlich. Sogar der beim Spieltag vorgeschriebene Sanitäter muss bezahlt werden. Dafür haben wir nicht genügend Zuschauer-Einnahmen.“

Zudem ist jetzt eine Flutlicht-Anlage vorgeschrieben. „Welcher Verein oder welche Kommune ist denn in der heutigen Zeit bereit, dafür eine halbe Million zu bezahlen?“, so der langjährige und erfahrene SVH-Funktionär. Und er fragt: „Ist die Regionalliga die höchste Spielklasse der Amateure oder doch schon eine halbe Profi-Liga?“ Konsequenz, zumal aufgrund eines Wechsels in der Vorstandschaft keiner bereit war, den Lizenz-Antrag zu unterschreiben: „Wir bleiben in der Bayernliga. Das ist für uns die richtige Spielklasse. Die Spieler sind glücklich, wollen alle bleiben und die Leute hier sind zufrieden, wenn wir in der Bayernliga vorne mitspielen. Außerdem müssen wir nicht die halbe Mannschaft auswechseln, nur um in der Regionalliga zu spielen...“