Neuanfang beim Ex-Klub
Denis Ade und sein Abschied vom Abschied: So schnell will er Burghausen nicht wieder ade sagen

17.01.2024 | Stand 17.01.2024, 14:57 Uhr

Zeit der Ungewissheit hinter sich gelassen: Wacker-Mittelfeldspieler Denis Ade und Partnerin Damla Aydilek. − Foto: Hofer

Denis Ade war schon weggezogen aus Burghausen, hatte sich nach Auslaufen seines Vertrags auf eine neue fußballerische Perspektive vorbereitet. Doch seit Anfang dieser Spielzeit kickt der 22 Jahre alte Mittelfeldspieler wieder beim SV Wacker. Die Geschichte eines Abschieds vom Abschied.

Die Weiterleitung der Post war eingerichtet, das Telefon abgemeldet, die Wohnung geräumt. Burghausen war im Sommer Geschichte für Denis Ade und seine Partnerin Damla Aydilek (24). Der Weg führte das Paar erst einmal in die Heimat des gebürtigen Marktoberdorfers, in dessen Elternhaus im Ost-Allgäu. Die Möbel wurden in der Garage verstaut, die Rückkehr ins „Kinderzimmer“ sollte nur ein kurzer Zwischenstopp sein, war es Ade doch wichtig, schnellstmöglich wieder auf eigenen Füßen zu stehen. Es war eine Zeit ständigen Austauschs mit seinem Spielerberater, verschiedene Optionen wurden ausgelotet, doch so richtig wollte es nicht klappen mit einer nächsten sportlichen Station, die sich für den Standard-Spezialisten wirklich richtig anfühlte.

Mit den Verantwortlichen beim Regionalligisten in Burghausen als auch mit den langjährigen Mitspielern im Team war Ade stets in guter Verbindung geblieben. Und so ergab es sich, dass nach rund acht Wochen Pause plötzlich wieder ein Training beim SV Wacker zur Debatte stand. „Ich hielt mich gerade an verschiedenen Plätzen fit, als in einem Telefonat mit Karl-Heinz Fenk (der sportliche Leiter des Wacker, Anm. d. Red.) das Angebot kam, doch eine Woche bei meinem Ex-Team mitzutrainieren. Es seien auch einige neue Spieler dazugekommen und ich solle doch einfach schauen, wie mein Eindruck sei“, schildert Ade die Situation und fand sich sofort wieder an das gute Miteinander der vier Burghauser Jahre erinnert. „Auch hier war ich dem Verein dankbar für die Möglichkeit und nahm die Chance dann gerne wahr“, sagt Ade. Dass dann im gewohnten Umfeld auch noch die verlassene Wohnung von Ade und Aydilek leer stand und viele Freunde und Mitspieler, von denen sie sich erst wenige Wochen zuvor tränenreich verabschiedet hatten, das Paar ohne jede Häme, sondern voller Freude wieder in Empfang nahmen, sorgte schnell dafür, dass für beide feststand, dass die Rückkehr in die Salzachstadt ganz sicher kein Rückschritt sein würde. Zudem ließ es sie, nachdem die Tinte unter dem neu unterschriebenen Vertrag trocken war, durchatmen nach vielen anstrengenden Wochen des Wartens, Überlegens und auch der beruflichen Unsicherheit.

Die meisten Spieler beim SV Wacker studieren nebenher oder haben einen Zweitjob, da das Fußball-Abenteuer in der vierten Liga zwar extrem aufwändig ist mit ein bis zwei Spielen pro Woche, fünf Trainingseinheiten sowie individuellen Regenerations- und Fitness-Einheiten, jedoch wenig lukrativ. Daher ist gerade die berufliche Rolle der „Spielerfrau“ eine völlig andere als im klassischen Profifußball.

„Ich bin Damla wirklich dankbar für ihre Unterstützung. Es ist nicht selbstverständlich, dass die Partnerin einem unentwegt folgt und für meinen Erfolg bzw. meine Laufbahn zurücksteckt, obwohl sie sich ja auch eingelebt und ein berufliches Standing erarbeitet hatte im Unternehmen“, sagt Ade. „Wir waren super glücklich in Burghausen und ich war gerne in meinem Job, aber für mich war klar, dass ich Denis in seinem Job unterstützen will und dazu gehört eben auch, dass man beruflich flexibel ist und ich mich in dieser Situation anpassen muss“, gibt Damla Aydilek zurück. „Da war ich auch immer offen meinem Arbeitgeber gegenüber. Aber ich hätte zu diesem Zeitpunkt nie gedacht, dass wir nochmal zurückkommen nach Burghausen!“, erzählt die gebürtige Münchnerin. Dass Aydilek selbst früher aktiv Fußball spielte, in ihrer Heimatstadt sogar im Rahmen einer sozialen Einrichtung ein „Straßenfußball-Team“ aus Flüchtlingen unterstützte und daher das Fußball-Geschäft bestens kennt, ließ das fußballbegeisterte Duo in dieser nicht einfachen Situation noch enger zusammenwachsen.

Was die Zukunft bringt, lässt sich für den 1,71 m großen Defensiv-Abräumer des SV Wacker nur schwer beantworten. Erst einmal will sich der Rechtsfuß nur auf die Saison und den SV Wacker konzentrieren. Dazu sei das Geschäft auch viel zu sehr von Momentaufnahmen geprägt und mache es generell schwierig planbar. Immerhin: Bei einem Drei-Jahres-Vertrag genießen die Rückkehrer nun erst einmal ohne Zukunftsstress ihr Glück in der alten, aber völlig neu eingerichteten Wohnung und denken erstmal nicht daran, Burghausen so schnell erneut „Ade“ zu sagen.

− Günter Hofer