Die Meister-Analyse
Zusammenhalt, Kampf, Mentalität: So rockte Ruhmannsfelden die Bezirksliga

30.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:14 Uhr

Ein eingeschworener Haufen, eine eingespieltes Team: Fünf Mal hintereinander spielte die Spvgg Ruhmannsfelden meistens bis zuletzt um den Aufstieg mit. Nun hat es geklappt – am Samstag belohnte sich die Elf vom Lerchenfeld mit einem 2:1-Sieg im Passauer Dreiflüssestadion. −Foto: Felix Drexler

Über diese Szene wird man in Ruhmannsfelden noch lange sprechen: Fabian Schiller läuft in der der 90. Minute alleine auf Passau-Keeper Marsel Caka zu, der 20-jährige Sturmtank bleibt ganz cool, schiebt den Ball locker am Torwart vorbei – über die Torlinie zum 2:1-Sieg für die Spielvereinigung. Und spätestens jetzt steht fest: Der Spitzenreiter aus dem Bayerwald ist neuer Meister der Bezirksliga Ost!



Das Dreiflüssestadion explodiert. Tränen fließen. Spieler, Trainer, Fans liegen sich in den Armen und stürmen wenig später den Platz. Grüner Rauch steigt in den Passauer Himmel auf. Die Spvgg Ruhmannsfelden hat es geschafft – die Mannschaft von Trainer Martin Kress ist Meister der Bezirksliga Ost und kehrt nach über sechs Jahren in die Landesliga zurück!

Dabei roch es am Samstag lange nach einer Sensation: Ein Eigentor von Tim Weinberger in der 9. Minute schockt alle Anhänger, die es gut mit den Grün-Weißen meinen. Früher Rückstand, 0:1 für Passau – und Vornbach hat bei Türk Gücü Straubing zeitgleich leichtes Spiel. Zur Pause führt die Ruhhammer-Elf mit 2:0, gewinnt am Ende locker 4:0. Und bei den Ruhmannsfeldenern? Glühen die Handys. Die Nerven? Liegen blank.

Doch am Ende läuft alles so wie es viele im Vorfeld vermutet hatten. Spät, aber früh genug kommen die Gäste aus dem 2000-Einwohner-Ort im Bayerischen Wald zurück ins Spiel. Zuerst ist es Robert Peter, der einen Flankenball nur wenige Zentimeter über der Grasnarbe per Kopf zum 1:1-Ausgleich über die Linie drückt. Und weil der Spvgg bereits ein Punkt zum Titel reicht, liegt der Vorteil nun wieder auf ihrer Seite. Angepeitscht von rund 400 mitgereisten Fans spielen sich Kilger, Wittenzellner und Co. nun in einen Rausch. Mit dem 2:1-Siegtreffer ist die Stimmung am Siedepunkt, die Euphorie grenzenlos.

Nach hochspannenden 90 Minuten grinst Martin Kress über beide Ohren. Der 36-Jährige, der in Ruhmannsfelden Legendenstatus genießt, betreut die Mannschaft seit zwei Jahren als hauptverantwortlicher Trainer. „Das Spiel“, sagt Kress, „war ein Spiegelbild der Saison. Wir liegen früh zurück. Das war in dieser Spielzeit häufig so. Und oft war die Mentalität am Ende der entscheidende Faktor. Das war auch heute wieder so. Wahnsinn!“, sagte der 36-Jährige ins Mikrofon der Heimatzeitung.

Warum die Saison nach mehreren vergeblichen Anläufen ausgerechnet heuer mit dem Titel gekrönt wird? Für Kress liegen die Gründe auf der Hand. „Die Mannschaft hat einen unglaublichen Charakter beweisen, einen unglaublichen Teamgeist. Die Spieler waren immer bereit, das zu tun, was sie tun sollen. Sie sind oft über die Schmerzgrenze gegangen und haben einige Spiele gedreht. Das war der Schlüssel heuer.“

Auch Alois Wittenzellner (37) war die Erleichterung anzumerken. Der Sportchef und „Macher“ der Spielvereinigung beschäftigt sich fast rund um die Uhr mit dem Geschehen am Lerchenfeld und nutzte den Triumph, um den Blick in die Vergangenheit zu richten. „Wenn man auf die vergangenen Spielzeiten blickt, ist der Titel verdient. Nach dem Absturz von der Bayern- in die Bezirksliga (von 2016 bis 2018, Anm. d. Red.) haben wir den Kern der Spieler zusammengehalten. Und so wie sich der Verein heute mit allen drei Mannschaften präsentiert, macht mich sehr stolz.“

Was die nähere Zukunft betrifft, ist Wittenzellner nicht bange. Für die Landesliga sieht er die Mannschaft gut gerüstet. Vorher ist aber noch Party angesagt. Schillers Siegtor zur Meisterschaft dürfte dabei das ein oder andere Mal die Diskussionen bestimmen...