Bezirksliga Ost
Das tapfere Schneider(lein): Niederalteich und sein Kapitän auf der Erfolgswelle – Am Samstag kommt Passau

05.10.2023 | Stand 06.10.2023, 8:27 Uhr

Zwei Anführer, aber mit unterschiedlichen Gefühlswelten: Während Niederalteich um Felix Schneider (2.v.l.) gerade die Bezirksliga Ost rockt, suchen Chris Seidl (2.v.r.) und seine Künzinger schon seit Wochen nach der Form und der richtigen Balance. − Fotos: Helmut Müller

Wer kennt es nicht, das Märchen „Das tapfere Schneiderlein“ der Gebrüder Grimm. Eine der zentralen Botschaften: Selbstvertrauen und Mut ermöglichen es, selbst die schwierigsten Herausforderungen zu meisten. Passt wie die berühmte Faust aufs Auge, wenn man die Geschichte der Spvgg Niederalteich und seines Kapitäns Felix Schneider (23) in der Bezirksliga Ost verfolgt.

Der Aufsteiger startete zurückhaltend in das Abenteuer, wurde dann immer mutiger, das Selbstvertrauen stieg – und seit mittlerweile sieben Partien reitet die Elf von Coach Tobi Stadler auf einer sagenhaften Erfolgswelle. Einer der Garanten für den grandiosen Lauf: ein tapferes Schneider(lein), das in der Mannschaft und im Verein mehr ist, als nur ein gewöhnlicher Spieler.

Fünf Siege, zwei Remis, die letzte Niederlage datiert vom 20. August beim 0:1 bei Mitaufsteiger Garham. Dazu satte 22 Punkte auf dem Konto, Platz 5 als Lohn. Beeindruckende Zahlen, bei denen sich der 23-Jährige Allrounder mit dem starken rechten Fuß selbst oft die Augen reiben muss. „Freilich haben wir als Aufsteiger nicht damit gerechnet, gerade nach dem kurzen Durchhänger zu Beginn. Aber: Wir wissen auch, dass wir nicht allzu schlecht sind“, lacht Schneider selbstbewusst. Der „Guenta“, so sein Spitzname in Anlehnung an seinen Vater Günther, lebt Grün-Weiß in vollen Zügen. Das ist auch ganz einfach erklärt: Der Papa (früher selbst ein erfolgreicher Kicker unter anderem in Deggendorf) ist – zusammen mit Hans Kapfenberger und Konrad Geiß – einer von drei Vorständen bei Niederalteich. „Wir sind uns in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich, vielleicht rührt auch daher der Spitzname und die Verbundenheit zum Verein.“

Apropos Verein: Ein anderer Klub oder ein höherklassiges Angebot scheiden definitiv aus. Ausgeschlossen! „Keine Chance“, so der 23-Jährige, der zusammen mit seinen Fußball-Freunden das aktuelle Kapitel noch nicht zu Ende geschrieben hat. Das hat auch Gründe. Einer davon: „Auch wenn wir zum Teil drei, vier unterschiedliche Jahrgänge sind, aber wir sind ein komplettes Team, das schon seit vielen, vielen Jahren zusammenspielt. Wir sind, wenn man es so sagen will, ein richtig verschworener Haufen, wo jeder für jeden durchs Feuer geht.“

Durchs Feuer ging Felix Schneider in der laufenden Saison in 13 Spielen 13 Mal, bis auf zwei Auswechslungen stand der Kapitän jede Minute für den Aufsteiger auf dem Rasen, erzielte drei Treffer – zuletzt sogar ein Doppelpack gegen Oberpolling – und kommt auf fünf Assists. Wenn man Tobias Stadler auf seinen „Häuptling“ anspricht, dann gerät der Trainer sichtlich ins Schwärmen – zu Recht. „Den Felix kannst du auf jeder Position aufstellen. Er gibt immer sein letztes Hemd. Ich glaube, mich erinnern zu können, dass er die letzten eineinhalb Jahre auch sämtliche Positionen – inklusive Tormann – gespielt hat.“ Und noch eine Eigenschaft beeindruckt Stadler: „Der läuft gefühlt in jedem Spiel 20 Kilometer.“ Hoffentlich bald wird er dann auch wieder mit seinem Bruder zusammenspielen können. Der ein Jahr ältere Timo – und eigentliche Kapitän des SV Niederalteich – erholt sich gerade von einem Kreuzbandriss. „Aktuell läuft der Heilungsprozess super. Vielleicht kann uns Timo schon im Frühjahr wieder unterstützen.“

Felix Schneider ist mit seinen erst 23 Jahren aber nicht nur Spieler und Kapitän, sondern auch außerhalb des grünen Rasens ein Tausendsassa im Verein. Neben seiner Tätigkeit im Ausschuss, trainierte er seit 2016 F-, E- sowie D-Jugend und bis letztes Jahr − zusammen mit seinem Bruder − auch die A-Jugend. Auch für die Platzpflege ist sich der junge Kicker nicht zu Schade. Sein Trainer beschreibt den Menschen Felix Schneider treffend: „Felix ist bei Arbeitseinsätzen am Fußballplatz immer einer der ersten, der vor Ort ist, und immer einer der letzten, der geht. So wie er sich neben dem Fußballplatz engagiert, so leidenschaftlich geht er auch auf dem Feld voraus.“ Immer getreu dem Schlachtruf des Vereins: „Attacke, oida!“

Den Ausruf wird man auch am Samstag auf der heimischen Sportanlage wieder hören. Um 16 Uhr gibt kein geringer Verein als Titelanwärter 1.FC Passau (Rang 2) seine Visitenkarte ab. Für Schneider und seine Freunde ein Höhepunkt. „Jedes Spiel in dieser neuen Liga ist für uns ein Highlight. Aber dieses Spiel ist nochmal was anderes“, betont der tapfere Schneider, der natürlich die aktuelle Erfolgsserie weiter ausbauen will. Ein Faktor der dafür spricht: „Unsere Heimstärke. Wir sind heiß wie Frittenfett.“ Und gegen etwas Spielglück würden sich die Kicker aus dem Klosterort sicherlich auch nicht wehren. Aber auch diesbezüglich ist vorgesorgt: Das aus dem lateinischen stammende Wort „felix“ wird mit „vom Glück begünstigt“ übersetzt.


14. Spieltag / Samstag, 14 Uhr: Oberpolling – Perlesreut; 14.30 Uhr: Waldkirchen – Garham; 15 Uhr: Künzing – Grainet, Obernzell-Erlau – Grafenau, Mauth – Vornbach, Regen – Schalding II; 16 Uhr: Niederalteich – Passau, Schöfweg – Hutthurm.