Nur 3:3 gegen 1. FC Sonthofen nach 3:0-Führung
FC Pipinsried muss weiterhin um den Klassenerhalt bangen

02.05.2024 | Stand 02.05.2024, 17:57 Uhr

Nachdenkliche Blicke: (v. l.) Pablo Rodriguez-Benitez, Yomi Scintu, Fabian Willibald, Julian Kirr, Fabian Benko und Arif Ekin konnten kurz nach dem Schlusspfiff kaum glauben, dass es für ihren FC Pipinsried erneut nur zu einem Remis gereicht hat Foto: A. Goldberg

Pipinsried, am Maifeiertag um exakt 17.38 Uhr: Glückseligkeit pur im Lager des heimischen FCP. Soeben war das 3:0 für ihn gefallen, der anvisierte Heimsieg gegen den 1. FC Sonthofen schien nun nur noch Formsache zu sein. Knapp eineinhalb Stunden später jedoch hatte es sich ausgefreut bei den Gelb-Blauen im Dachauer Hinterland: Doch kein entscheidender Schritt hin zum sicheren Klassenerhalt in der Bayernliga Süd, doch kein eminent wichtiger Dreier gegen die Gäste aus dem Allgäu – sondern zum Schluss doch nur ein mageres 3:3 (3:1)-Unentschieden. Und selbst darüber mussten die Pipinsrieder noch heilfroh sein.

Erste Führung seit über sechseinhalb Wochen

„Unsere Reise mit dem ,Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen’ geht also weiter“, so das erste Fazit von Cheftrainer Josef „Sepp“ Steinberger. Und ja, einen kurzen Moment lächelte er sogar bei diesen Worten – obwohl ihm augenscheinlich überhaupt nicht danach war. Seine eigentliche Stimmung: eine Mischung aus Enttäuschung, Nachdenklichkeit sowie extremer Verärgerung. Und dem 51-Jährigen war’s weiß Gott nicht zu verübeln.

Dabei hatte seine Elf doch eminent stark begonnen. So dauerte es nach dem Anpfiff keine vier Minuten, bis Fabian Benko die Kugel trocken aus 14 Metern Torentfernung in die Sonthofener Maschen setzte. Also endlich mal wieder – nach über sechseinhalb Wochen – eine Pipinsrieder 1:0-Führung in einem Punktspiel: Das musste der FCP-Elf doch Selbstvertrauen geben.

Und das gab ihr tatsächlich Selbstvertrauen. Mit der Konsequenz, dass sie bis zum Pausenpfiff noch zwei weitere Male einnetzte – zunächst durch Yomi Scintu per Abstauber (18.), dann durch Benedikt Wiegert bei einem blitzschnellen Konter (36.). Also 3:0 vorne – und das gegen einen Kontrahenten aus dem Allgäu, der zuletzt sechsmal in Folge ungeschlagen geblieben war. Die offiziell 251 Zuschauer in der Küchelstadel-Arena rieben sich verwundert die Augen – während Sonthofens Chefcoach Benjamin Müller aus dem Kopfschütteln nicht mehr herauskam: „Weshalb wir in der ersten Halbzeit komplett ohne Körperlichkeit und ohne Willenskraft auftraten, ist für mich ein Rätsel“, so der 41-Jährige.

Umso mehr freute er sich über den 1:3-Anschlusstreffer der Seinen unmittelbar vor dem Pausenpfiff, als eine Kopfball-Bogenlampe von Andreas Hindelang zunächst an Unterkante der Querlatte flog und von dort aus ins Netz. „Verdient war dieser Treffer zwar nicht – aber enorm wichtig für die Moral“, gab Müller unumwunden zu: „Und natürlich hat er auch bei den Pipinsriedern Wirkung gezeigt.“

In der Tat begann in der FCP-Elf wieder das große Grübeln. Und als Hindelang dann nahezu im Liegen auch noch auf 2:3 aus Sonthofener Sicht verkürzte (50.), war es um das Pipinsrieder Nervenkostüm endgültig geschehen. Einzig dem an diesem Tag herausragenden Maximilian Retzer war es zu verdanken, dass der Gäste-Ausgleich nicht schon frühzeitig fiel. Wie der 21-Jährige mit Sensationsreflexen beispielsweise gegen Markus Notz (55.) und Kutay Yel (58.) rettete, das war höchste Torwartkunst.

„Stimmung bei uns war schon viel zu euphorisch“

In der Offensive fand der FCP dagegen gar nicht mehr statt – was Steinberger regelrecht auf die Palme brachte. „Spätestens ab dem zweiten Gegentor haben wir nicht mehr das gemacht, was ich mir vorstellte und was wir auch in der Pause besprochen hatten“, so der 51-Jährige: „Wir haben plötzlich nicht mehr Fußball gespielt, sondern die Hosen voll gehabt.“ Ja, darüber habe er sich sehr geärgert – ebenso wie über die Reaktion im eigenen Lager direkt nach der 3:0-Führung: „Da war mir die Stimmung bei uns schon viel zu euphorisch gewesen, wir sind sogar regelrecht hochmütig geworden.“

Grundsätzlich sei er ja ein Trainer, der sich stets schützend vor seine Mannschaft stellt. Aber am Mittwoch fiel ihm das spürbar schwer. „Wenn man aufhört, Fußball zu spielen, dann muss man hinterherlaufen. Allerdings gehört auch das nicht unbedingt zu unseren Stärken“, so Steinberger. Tatsächlich zeigte sich auch in der Partie gegen den 1. FC Sonthofen wieder, dass die Pipinsrieder aktuell nicht nur ein Kopfproblem aufgrund der fehlenden Siege haben, sondern zudem ein Konditionsproblem. Denn erneut schwanden ihnen schon ab Mitte der zweiten Halbzeit unübersehbar die Kräfte, in der Schlussphase wirkten sie sogar richtiggehend platt. „Folgerichtig war das Unentschieden am Ende nicht unglücklich für uns, sondern ging absolut in Ordnung“, räumte Steinberger ehrlich ein.

Bitter war’s allerdings aus FCP-Sicht, wie der Sonthofener 3:3-Ausgleich in der ersten Minute der Nachspielzeit fiel. So konnte Retzer einen verdeckten 16-Meter-Knaller von Leon Rudenko zwar noch reaktionsschnell parieren – aber gegen den Abstauber von Tobias Schmölz aus kürzester Distanz war kein Kraut mehr gewachsen. Bloß weshalb war nur der Sonthofener dem Abpraller entgegengelaufen – und wieso taten es gleich drei Pipinsrieder, die sich in unmittelbarer Nähe befanden, nicht?

Für den Samstag drohen zwei weitere Ausfälle

Manch einem aus dem Team der Gelb-Blauen würde eine kleine schöpferische Pause nun sehr guttun. Aber Steinberger sind in personeller Hinsicht schlichtweg die Hände gebunden, die FCP-Mannschaft stellt sich momentan nahezu von selbst auf. So standen am Mittwoch gerade einmal noch 14 Feldspieler zur Verfügung. Und am Samstag, im Landkreisderby zu Hause gegen den TSV Dachau 65 (Anstoß um 18 Uhr), könnten es sogar noch weniger sein – denn Daniel Gerstmayer sowie Arif Ekin plagen sich seit dem Spiel gegen den 1. FC Sonthofen mit muskulären Problemen herum.

Einziger kleiner Trost für die Gelb-Blauen: Dank des Unentschiedens vom 1. Mai haben sie jetzt zumindest wieder fünf Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsrelegationsrang der Bayernliga Süd. Aber ein sanftes Ruhekissen ist das eben immer noch nicht.

SZ