Deutsche U17 bezwingt Argentinien
Vom bösen Buben zum WM-Helden: Nach Suspendierung in Dortmund − Toptalent Brunner schießt Deutschland ins Finale

28.11.2023 | Stand 28.11.2023, 14:11 Uhr

Matchwinner: Paris Brunner. − Foto: imagoimages

Vom bösen Buben zum WM-Helden: Paris Brunner hat die deutschen U17-Fußballer auf dramatische Art ins Endspiel der WM in Indonesien geschossen. Der Dortmunder verwandelte beim 4:2 im Elfmeterschießen gegen Argentinien den letzten Schuss, in der regulären Spielzeit hatte er bereits einen Doppelpack erzielt. Nach spektakulären 90 Minuten hatte es 3:3 (1:2) gestanden.

„Wir sind sehr stolz und glücklich, dass wir es ins Finale geschafft haben. Die Jungs haben es in sich, auch den letzten Schritt zu gehen. Jetzt wollen wir auch die Goldmedaille haben“, sagte DFB-Trainer Christian Wück und fügte an: „Ich glaube, dass sich die Fans in Deutschland schon lange nach so einer Mannschaft sehnen.“

Zweiter Matchwinner war Torhüter Konstantin Heide, der kurzfristig für den erkrankten Max Schmitt zwischen die Pfosten gerückt war und im Elfmeterschießen zweimal parierte. Gegner im Finale am Samstag (13.00 Uhr MEZ/Sky) wird entweder der EM-Zweite Frankreich oder Mali.

Schon die reguläre Spielzeit in Surakarta glich einem Krimi: Nach Toren von Brunner (9./58.) und Max Moerstedt aus Hoffenheim (69.) führte das deutsche Team lange mit 3:2, ehe Agustin Ruberto in der siebten Minute der Nachspielzeit mit seinem achten Turniertor die sofortige Entscheidung vom Punkt erzwang. Der Jungstar hatte zuvor (36./45.+4) schon für Argentiniens Halbzeitführung gesorgt.

Der 17 Jahre alte Brunner hatte schon im Viertelfinale gegen Spanien (1:0) die Entscheidung herbeigeführt. Dabei hatte er vor dem Turnier mit einer Suspendierung „aus disziplinarischen Gründen“ beim BVB für negative Schlagzeilen gesorgt. Was genau vorgefallen ist? Offen. Laut Medien habe es sich aber um einen „schwerwiegenden Vorfall“ gehandelt. Dennoch wurde Brunner nach rund zwei Wochen begnadigt, kehrte ins BVB-Training zurück − und Wück nominiert ihn auch für die U17-WM. Der dribbelstarke Angreifer zahlte das Vertrauen zurück.

Brunner hatte schon im Mai und Juni beim EM-Triumph der deutschen U17 als Torschützenkönig und bester Spieler des Turniers für Aufsehen gesorgt. Der Lohn: Die Fritz-Walter-Medaille in Gold für den besten deutschen Spieler des Jahrgangs 2006.

Bei mehr als 30 Grad gab es gleich zu Beginn der Partie beinahe eine kalte Dusche: Nach nur zehn Sekunden tauchte Claudio Echeverri frei vor Schlussmann Konstantin Heide auf, der kurzfristig für den erkrankten Max Schmitt zwischen die Pfosten gerückt war. Der schon als „neuer Messi“ gefeierte Echeverri traf aber nur das Außennetz.

Das DFB-Team berappelte sich kurz - und schlug eiskalt zu. Brunner spazierte durch den Strafraum und schloss mit links aus spitzem Winkel ab - unter gütiger Mithilfe von Schlussmann Jeremias Florentin.

Die 10.000 Zuschauer bekamen nun beste Unterhaltung geboten. Der Ausgleich lag mehr und mehr in der Luft: Schlussmann Heide rettete in seinem ersten U17-Länderspiel seit September 2022 noch spektakulär (22.), war dann aber gegen Ruberto zweimal machtlos.

Doch die DFB-Elf bewies Moral und kam nach der Pause durch Brunners viertes Turniertor zum Ausgleich. Kurz darauf köpfte Moerstedt sogar zur Führung ein, doch das spektakuläre Ende kam erst noch.

Die U17 ist erst die vierte deutsche U-Mannschaft in einem WM-Finale: Die U20-Auswahl verlor es 1987 ebenso wie zwei Jahre zuvor die U16. Den bislang einzigen Nachwuchstitel holte 1981 die U20 mit Spielern wie Rüdiger Vollborn, Michael Zorc, Ralf Loose oder Roland Wohlfarth.

− sid