„Sexuelle Gewalt“ bei der Siegerehrung?
Viel Wirbel um einen Kuss: Spaniens Fußball-Chef Rubiales im Kreuzfeuer der Kritik

21.08.2023 | Stand 21.08.2023, 16:11 Uhr |

Spaniens Fußballchef Luis Rubiales herzt die WM-Heldinnen. Allerdings ging der 45-Jährige mit einem Kuss auf den Mund zu weit. −Foto: dpa

Spaniens Fußball-Chef Luis Rubiales wird für den Kuss auf den Mund von Fußballerin Jennifer Hermoso scharf kritisiert. Es meldet sich unter anderem die spanische Gleichstellungsministerin.

Rubiales hatte nach dem Titelgewinn die spanischen Spielerinnen durch den 1:0-Sieg am Sonntag gegen England geherzte und umarmt. Auf Videos in den sozialen Netzwerken war zu sehen, wie der 45-Jährige Hermoso bei dieser Gelegenheit nach einer Umarmung und einem Kuss auf die Wange auch auf den Mund küsst. „Hat mir nicht gefallen“, sagte die 33 Jahre alte Offensivspielerin später angesprochen auf die Szene. Später teilte die Nationalspielerin und Weltmeisterin mit: „Es war eine ganz spontane gegenseitige Geste aufgrund der großen Freude über den Gewinn einer Weltmeisterschaft.“

Die Stellungnahme von Hermoso wurde vom spanischen Verband RFEF am späten Sonntagabend an einige Medien geschickt und unter anderem von der Nachrichtenagentur Europa Press veröffentlicht. Darin fügt die 33 Jahre alte Stürmerin des mexikanischen Clubs Pachuca hinzu: „Der „Präsi“ und ich haben ein großartiges Verhältnis zueinander. Sein Verhalten uns allen gegenüber war ausgezeichnet, und es war eine natürliche Geste der Zuneigung und Dankbarkeit.“

Man solle „dieser Geste der Freundschaft und der Dankbarkeit nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken. Wir haben eine Weltmeisterschaft gewonnen und wir werden uns nicht von dem ablenken lassen, was wichtig ist“, betonte Hermoso.

Spanische Ministerinnen finden harte Worte



Rubiales reagiete bei Radio Marca ungehalten auf Kritik an seiner Aktion. „Der Kuss mit Jenni? Idioten gibt es überall. Wenn zwei Menschen miteinander eine unwichtige Geste der gegenseitigen Zuneigung teilen, darf man dem Mist, der da gesagt wird, keine Beachtung schenken“, sagte er auf dem Weg zum Flughafen in Sydney.

Man solle nicht davon ausgehen, dass Küssen ohne Zustimmung etwas sei, das einfach so passiere, schrieb Spaniens Gleichstellungsministerin Irene Montero auf X, vormals Twitter. „Es ist eine Form der sexuellen Gewalt, die wir Frauen täglich erleiden und die bisher unsichtbar war und die wir nicht normalisieren dürfen“, erklärte die 35-jährige Politikerin. Dies sei eine Aufgabe der gesamten Gesellschaft. „Die Zustimmung steht im Mittelpunkt. Nur ein Ja ist ein Ja“, stellte die Ministerin klar.

Auch die spanische Ministerin für soziale Rechte, Ione Belarra, schrieb dazu auf X, vormals Twitter: „Wir alle denken: Wenn sie das vor den Augen ganz Spaniens tun, was werden sie dann nicht auch im Privaten tun? Sexuelle Gewalt gegen Frauen muss ein Ende haben.“

− dpa



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