Wer wird Flick-Nachfolger?
Die Bundestrainersuche: „Quälix“ Magath bringt sich selbst ins Gespräch – Scholl fordert Lothar Matthäus

12.09.2023 | Stand 12.09.2023, 15:27 Uhr

Felix Magath traut sich das Amt des Bundestrainers zu. −Foto: dpa

Der dreimalige Meistertrainer Felix Magath würde sich zutrauen, die deutsche Fußball-Nationalmannschaft als Nachfolger des entlassenen Bundestrainers Hansi Flick in den neun Monaten bis zur Heim-EM wieder auf Kurs zu bringen.

Er habe „oft genug gezeigt“, in der Lage zu sein, „verunsicherte Mannschaften wieder aufzurichten und ihnen so viel Vertrauen zu geben, dass sie wieder in der Lage waren, sehr gute Leistungen zu bringen. Das ist das, was der DFB zurzeit braucht“, sagte der 70-Jährige beim Radiosender NDR 90,3.

Der Europameister von 1980 führte Bayern München 2005 und 2006 jeweils zum Double sowie 2009 den VfL Wolfsburg zur bislang einzigen Meisterschaft der Klubgeschichte. Bei seiner bislang letzten Trainerstation bewahrte der als harter Hund bekannte Magath - Spitzname „Quälix“ - Hertha BSC in der Bundesliga-Saison 2021/22 als Feuerwehrmann in der Relegation vor dem Abstieg.

Als Favoriten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) auf die Nachfolge von Flick, der am Sonntag infolge der desaströsen WM 2022 und zuletzt drei Niederlagen in Folge entlassen wurde, gelten allerdings andere, etwa Jürgen Klopp, Julian Nagelsmann, Stefan Kuntz oder Oliver Glasner.

„Lothar ist sperrig und unbequem“

Ex-Bayern-Star Mehmet Scholl brachte derweil Lothar Matthäus ins Gespräch. „Der DFB muss ihn meiner Meinung nach zum Bundestrainer machen. Er wäre die beste Wahl. Denn Lothar ist sperrig und unbequem. Mit seinen Analysen hat er immer Recht. Ich liebe Rudi Völler, aber Lothar ist die beste Lösung“, sagte Scholl in der Bild-Zeitung. Matthäus selbst lehnte das Angebot ab. Er habe andere Pläne in seinem Leben, betonte der Rekordnationalspieler.

Der 62-Jährige sprach sich auch gegen eine Übergangslösung als Nachfolger von Hansi Flick aus. „Ich wäre dafür, dass man schon jetzt einen Trainer findet, der den Job auch nach der EM und über Jahre hinaus macht“, schrieb Matthäus in seiner Sky-Kolumne.

Eine Zwischenlösung könne der TV-Experte „nur verstehen, wenn man nach der EM Jürgen Klopp bekommt. Wenn man auf Klopp wartet, würde man jedoch den Spielern schon wieder eine Ausrede geben, wenn der Trainer vielleicht nur bis zum nächsten Sommer da ist.“

Unter den gehandelten Namen seien laut Matthäus „einige, die nicht den Kuschelkurs fortführen würden, wie Matthias Sammer oder Jürgen Klopp. Die Frage ist, ob Klopp bereit ist, sich aus Liverpool zu verabschieden und Deutschland aus der Krise zu führen?“

Ein Julian Nagelsmann wäre zwar „sofort verfügbar, aber man weiß nicht, ob er in seinen jungen Jahren Nationaltrainer werden oder lieber im Tagesgeschäft bei einem Verein arbeiten will“.

Was Matthäus aber sehr wohl weiß: „Ich habe bereits gesagt, dass der Posten des Bundestrainers für mich nicht infrage kommt.“

Auch Effenberg denkt an Magath

Ex-Nationalspieler Dietmar Hamann hat derweil Felix Magath als neuen Fußball-Bundestrainer vorgeschlagen. „Genau so einen Mann brauchen wir“, sagte der Sky-Experte der Deutschen Presse-Agentur: „Das wäre keine populäre Entscheidung, Magaths Ruf hängt wie eine Wolke über ihm. Aber Respekt und Disziplin haben noch niemandem geschadet. Und überall, wo Felix war, hatte er Erfolg.“ Auch Stefan Effenberg hatte tags zuvor im Sport1-Doppelpass den Namen Magath gespielt. „Er ist einer von der alten Garde und kann unangenehm sein - für mich ist das eine Überlegung wert“, hatte Effenberg gesagt.

Dass Magath, der in der Bundesliga mit dem FC Bayern und den VfL Wolfsburg Meister wurde, schon 70 ist, ist für Hamann kein Hinderungsgrund. „Bei uns haben Wissenschaftler und Theoretiker den Fußball übernommen. Vieles davon hört sich wunderbar an, ist aber praxisfremd.“

Hamann: Nach Magath solle ein Ausländer kommen

Hamann verwies auch auf das Finale der Basketball-WM: „Unser Trainer ist 64, Serben-Trainer Svetislav Pesic sogar 74. Und Felix ist so fit, als wäre er 20 Jahre jünger.“ Nach Magath müsste der DFB dann laut Hamann „irgendwann einen Ausländer holen. Wir denken immer, wir sind die Besten, aber nix geht vorwärts. Deshalb würde es uns unheimlich weiterhelfen, wenn mal jemand von Außen einen Blick draufwirft.“

Bei der Beurlaubung Flicks, die Hamann schon im März klar forderte, habe man derweil „acht oder neun Monate verschenkt“, sagte der 50-Jährige: „Jetzt ist die Zeit knapp, und es wird sicher nicht einfacher, einen Trainer zu finden als im Sommer oder nach der WM.“ Dass Sportdirektor Rudi Völler, mit dem als Teamchef er 2002 Vize-Weltmeister wurde, für das Spiel gegen Frankreich am Dienstag (21.00 Uhr/ARD) einspringt, ist für Hamann „die einzige Lösung. Es macht keinen Sinn, etwas zu überstürzen.“

Völler habe es vor mehr als 20 Jahren „hervorragend gemacht. Aber es war eine andere Zeit“. Auch deshalb glaubt Hamann nicht, dass Völler das Amt bis zur EM übernehmen will. „Wenn sie keinen finden, wäre Rudi Teamspieler genug, es weiterzumachen“, sagte Hamann: „Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er ein großes Verlangen danach hat.“

− sid/dpared