Steilpass-Toni Kroos spielte seinen Geniestreich cool herunter. Sein chirurgisch präzises Zuspiel auf Vinicius Junior sei aufgrund des Laufweges des Torschützen „am Ende gar nicht mehr so was Besonderes“ gewesen, sagte der Magier aus Madrid. Doch mit dieser Meinung stand der 34-Jährige ziemlich alleine da.
Real-Hausblatt Marca schrieb von einem „stratosphärischen Pass“, die Konkurrenz von AS fand das Zuspiel vor dem 0:1 schlicht „Wahnsinn“, und sogar Mundo Deportivo, das traditionell Erzrivale FC Barcelona nahe steht, schwärmte von einem „Meisterpass“. Doppel-Torschütze Vinicius feierte Kroos als „Legende“, Antonio Rüdiger huldigte „El Patron“, Joselu dem „Maestro“ und Real-Ikone Sergio Ramos „Don Antonio“, den er im Netz mit Zylinder und Zauberstab ausstattete.
Kroos war all das Lob fast unangenehm. „Ich spiele schon ein paar Tage mit Vini zusammen und weiß, dass er sich ab und zu mal ins Mittelfeld fallen lässt, um den Gegner mitzuziehen und dann steil zu gehen, weil das seine große Stärke ist“, sagte er. Und auch Kumpel Thomas Müller meinte augenzwinkernd: „So offen wie die Lücke war, war der Pass technisch nicht hoch kompliziert.“ Aber klar, Kroos „hat den Raum gut gesehen und den Ball super temperiert reingespielt“.
Und nicht nur das. Als Real Madrid beim 2:2 im Halbfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Bayern anfangs bedenklich wankte, gab Kroos den Königlichen „Sauerstoff“ (Marca). Er verwahrte den Ball „wie in einem Safe“ (ABC) und gab den Kollegen Vertrauen. Unglaubliche 82 seiner 85 Pässe fanden ihr Ziel. „Er macht das seit Gott weiß wie lange, seit zehn, 15 Jahren“, sagte der Münchner Superstar Harry Kane, „er ist ein fantastischer Spieler.“
Und DFB-Rückkehrer Kroos hat auch mit 34, wie das Blatt Sport feststellte, noch „viel Fußball in den Füßen“. Über die Heim-EM im Sommer hinaus? „Es ist da wirklich noch nichts entschieden“, sagte Kroos, und es sei gerade auch „nicht so die Phase“, um über eine mögliche Vertragsverlängerung zu sprechen.
Sondern: Steil passen, passen, passen!
− sid
