Talent aus Regensburg reicht’s
Kenan Yildiz bei Juventus unzufrieden – Wechsel im Sommer?

14.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:00 Uhr

Der Regensburger Kenan Yildiz (l.) ist laut Aussagen seiner Berateragentur bei Juventus Turin unzufrieden. Foto: Imago/ J. Moscrop

Von Benjamin Neumaier

Offensivjuwel Kenan Yildiz (17) ist scheinbar sauer auf Juventus Turin: Der gebürtige Regensburger will raus aus der U19 und verlangt Spielzeit im Herrenbereich. Genau deswegen wechselte er vom FC Bayern nach Italien. Der Berater des Deutsch-Türken droht mit Abgang. Auch Stefan Kuntz, türkischer Nationaltrainer, äußert sich zum Thema.



Erst im Sommer wechselte der Regensburger Kenan Yildiz (17) vom FC Bayern zu Juventus Turin – vor allem wegen der fehlenden sportlichen Perspektive Richtung Profikader in München. Ein gutes halbes Jahr später macht sich Frust beim Angreifer breit: Denn aktuell tritt er beim italienischen Rekordmeister auf der Stelle, spielt beinahe ausnahmslos in dessen U19 – obwohl das scheinbar ganz anders geplant war.

Denn eigentlich war ihm wohl versprochen worden, dass er nach der WM-Pause von der U19 in die U23 der Italiener hochgezogen werden soll, die in der Serie C (dritthöchste Liga Italiens) aktiv ist. Bislang saß der türkische Angreifer 2023 dort jedoch nur einmal auf der Bank, ohne eingewechselt zu werden. 2022 war er einmal eingewechselt worden.

Bei Freundschaftsspielen nicht berücksichtigt



Ebenfalls sauer stoße ihm auf, dass er – im Gegensatz zu U19-Teamkollegen – nie bei den Freundschaftsspielen der ersten Mannschaft nach der WM-Pause berücksichtigt wurde. Und das, obwohl er in der U19 abliefere – bei 30 Einsätzen stehen immerhin 14 Tore und sechs Vorlagen zu Buche – und er wohl mehrfach im Training der ersten Mannschaft überzeugte. So ist es zumindest Aussagen aus seinem direkten Umfeld zu entnehmen.



Zuletzt habe der gebürtige Regensburger demnach im Training vor der Partie gegen Sampdoria Genua geglänzt, sogar zwei Tore im Abschlussspiel erzielt und viel Lob von Trainer Massimiliano Allegri erhalten. „Er hat mächtig Eindruck hinterlassen“, sagte ein Vertrauter von Yildiz gegenüber der Mittelbayerischen.

Doch trotz Personalnot in der Offensivabteilung gehörte das Offensiv-Juwel am Wochenende nicht zum Kader gegen Genua.

Laut Berater wollen Yildiz zahlreiche Vereine haben



Das treibt die Spekulationen weiter voran, der 17-Jährige könne trotz Vertrags bis 2025 im Sommer seine Koffer packen. Allen voran befeuert diese Hector Peris Ros. So sagte der Chef der Berateragentur des Talents gegenüber dem Portal tuttojuve.com, dass ein Wechsel für seinen Klienten kein Problem wäre. Die Interessenten stehen offenbar Schlange: „Die Zahl der Vereine, die an Kenan interessiert sind, ist überdurchschnittlich gestiegen“, wird Ros zitiert.

Bereits im Wintertransferfenster baggerte Benfica Lissabon am Youngster. Spätestens im Sommer sollte Yildiz demnach zum portugiesischen Rekordmeister wechseln. Besser aber noch im Winter, bevor er bei Juve zu Einsätzen in der Serie A komme, schrieb die spanische Sportzeitung Marca.

Nun ist laut dem Portal tuttojuve.com aus dem Umfeld zu hören, dass es zwar Yildiz Wunsch sei, bei Juve zu spielen und erfolgreich zu sein, allerdings nur, solange der Verein ein klares Bekenntnis zu ihm abgebe. Und das lautet wohl: mehr Spielzeit bei den Herren. Die bekommt er demnächst bei der türkischen U21-Nationalmannschaft. Ein Lehrgang samt Freundschaftsspielen stehe an, ist aus dem Umfeld des Spielers zu hören. Offizielle Länderspiele der U21 sind aber zumindest laut Terminkalender des türkischen Fußballverbandes nicht angesetzt.

Stefan Kuntz hat Yildiz auf dem Radar



In der U21 – in der Türkei „Ümit Milli“, die Hoffnung der Nation genannt – ist Yildiz seit seinem Debüt im September 2022 fest eingeplant. Dort will er sich für höhere Weihen empfehlen – für Juve und letztlich auch irgendwann für die türkische Nationalmannschaft. Stefan Kuntz, seit Ende 2021 türkischer Nationaltrainer, kennt Yildiz, wenn auch nicht persönlich. „Ich habe mit seinen U-Trainern und mit seinem Berater Kontakt. Natürlich kenne ich ihn. Kenan hat eine sehr ausgeprägte Technik, ein gutes Gefühl für den Raum und er weiß, wo das Tor steht“, sagt Kuntz auf Anfrage der Mittelbayerischen Zeitung.

Kuntz hat Yildiz also auf dem Schirm, wenn auch nicht im direkten Fokus: „Bis zu A-Nationalmannschaft ist noch ein weiter Weg. Junge Spieler sollten zuerst im Verein in der Profimannschaft einige Einsätze absolvieren, bevor man darüber nachdenkt.“

Kuntz: Spielminuten sind die Währung junger Spieler



Die Situation bei Juventus oder den Abgang aus München könne er nicht beurteilen, sagt Kuntz, gibt Yildiz aber Ratschläge mit auf den Weg: „Generell rate ich jungen Spielern, dass in ihrem Alter die Währung, mit der man bezahlt wird, nicht Euro, sondern Spielminuten auf hohem Niveau sind.“ Ob er ihm damit einen Wechsel nahelegt oder zu mehr Geduld mahnt, ließ Kuntz offen. Der türkische Nationalcoach schickt aber weitere mahnende Worte hinterher – ohne diese direkt auf Yildiz’ Situation münzen zu wollen: Junge Spieler würden – ganz allgemein – oft zu sehr von Beratern beeinflusst.