Nahtloser Übergang in Ligabetrieb
Keine Pause nach der WM: Hatz für Fußballstars geht weiter – an Weihnachten wird schon wieder gespielt

16.12.2022 | Stand 17.09.2023, 8:18 Uhr

Erstes Pflichtspiel nach der WM schon am 22. Dezember: Trent Alexander Arnold (Mitte) muss mit dem FC Liverpool im englischen Ligapokal gegen Manchester City ran – vier Tage nach dem offiziellen Ende der Weltmeisterschaft. −Foto: imago images

Die WM ist fast vorbei und immer mehr Profis kehren zu ihren Klubs zurück. Die mentale Herausforderung der Rückkehr in den Arbeitsalltag ist groß. Eine Pause gibt es nicht. In der Premier League etwa wird schon am zweiten Weihnachtsfeiertag wieder gespielt.

Harry Kane ist von der Bildfläche verschwunden, zumindest für einige unbeobachtete Atemzüge. Nur eine Woche bleibt Englands Kapitän, um die große Enttäuschung zu verarbeiten und den Kopf frei zu kriegen. Nachdem sein Traum vom WM-Titel so schmerzhaft zerplatzt war, soll der 29-Jährige am Montag schon wieder im Trainingszentrum von Tottenham Hotspur auf der Matte stehen und sich im Eilverfahren bereit machen für die fast nahtlose Rückkehr in den Liga-Alltag.

Auch für weitere Stars wird dies nach der ungewohnten Winter-Weltmeisterschaft zu einer mentalen Belastungsprobe führen. Während sich die Katar-Fahrer aus der Bundesliga zwar ebenfalls nach und nach bei ihren Arbeitgebern zurückmelden, frühestens aber erst am 20. Januar wieder in Pflichtspielen gefordert sind, erweisen sich die Planungen besonders auf der Insel als gnadenlos.

Englischer Ligapokal sogar noch vor Weihnachten



La Liga in Spanien startet am 31. Dezember, Italien am 4. Januar. In England steht sogar noch vor Weihnachten das Achtelfinale im Ligapokal an, am berühmten Boxing Day kurz nach dem Fest (26. Dezember) sind dann die Spurs um Kane erstmals gefordert. Tottenham bestreitet gleich das erste Premier-League-Spiel in Brentford.

„Es wird einige Zeit dauern, um darüber hinwegzukommen“, hatte das Aushängeschild des englischen Fußballs nach der 1:2-Niederlage im WM-Viertelfinale gegen Frankreich gesagt. Kane musste mit seinem verschossenen Elfmeter besonders viel verdauen. Laut englischer Medien sorgt sich sein Klubtrainer Antonio Conte entsprechend, der Italiener will daher die mentale Verfassung seines Leistungsträgers in einem persönlichen Gespräch erfassen.

Doch klar ist auch: Es geht um Titel und Millionen in einem System, das wenig Rücksicht nimmt und viel von seinen Hauptprotagonisten verlangt. Jürgen Klopp, Teammanager des FC Liverpool und ein Kritiker zu hoher Belastung, geht vergleichbar zum Ligakonkurrenten vor. „Jeder kriegt eine Woche Pause, um sich mental und körperlich neu einzustellen“, sagte der 55-Jährige zur Planung mit seinen WM-Fahrern.

Überlastung: Droht eine Flut an Verletzungen?



Was zu wenig sein könnte, davon ist jedenfalls Sami Khedira überzeugt. „Jetzt wieder direkt ins Tagesgeschäft zu wechseln, das wird die große Kunst sein. Wir werden die eine oder andere Verletzung sehen, weil es total anstrengend ist, so große Wettbewerbe in so einem kurzen Zeitraum zu spielen“, sagte der Weltmeister von 2014 dem SID schon vor Turnierbeginn.

Da scheint Iliman Ndiaye besonders gefährdet. Der Senegalese, der in Katar drei WM-Spiele bestritt, könnte schon am Montag, gerade einmal 24 Stunden nach dem WM-Finale, im englischen Fußball-Unterhaus gegen Wigan Athletic im Trikot von Sheffield United wieder zum Einsatz kommen.

Amir Abedzadeh hat sogar schon seit einer Woche seinen Ligaalltag zurück. Der Torhüter aus dem Iran stand schon acht Tage nach dem WM-Aus wieder in der zweiten spanischen Liga bei CD Ponferradina zwischen den Pfosten. Und blieb beim 0:0 gegen UD Levante ebenso ohne Gegentor wie drei Tage später beim 1:0-Sieg gegen CD Lugo. Allerdings: in Katar kam der 29-Jährige nicht über eine Reservistenrolle hinaus.

− sid