Vorbild für Bayern?
Ganz pfiffige Kerlchen: Österreich staunt über einen zwölfjährigen Fußball-Schiri

11.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:19 Uhr

Jung-Schiedsrichter als Ausweg aus der Schiri-Misere? In Österreich sieht man’s so. −Foto: Imago Images

Ein gerade mal 12 Jahre alter Nachwuchs-Schiedsrichter sorgt für Aufsehen im österreichischen Fußball. Jan Umschaden von der Sportunion Hinzendorf in der Steiermark ist einer der ersten Teilnehmer eines speziellen Förderprogramms, er hat im März seine Schriri-Prüfung abgelegt und jetzt sein zweites Pflichtspiel geleitet. Ein Vorbild für den bayerischen Fußball, der ja wie die Kollegenschaft jenseits des Inns über Schiedsrichter-Mangel klagt?

Vorweg: Im Bereich des Bayerischen Fußball-Verbandes hätte ein Zwölfjähriger wie das pfiffige Kerlchen aus der Steiermark keine Chance auf ein Engagement als Unparteiischer. Fürs Mitmachen im Schiedsrichter-Einstiegskurs muss man mindestens 14 Jahre alt sein – mit Ausnahmegenehmigung geht’s ab 13, wie Niederbayerns Schiedsrichter-Chef Robert Fischer aus Lindberg (Lkr. Regen) feststellt. Die Eignung wird in einem Gespräch mit dem Schiedsrichter-Obmann überprüft. Denn ein paar persönliche Voraussetzungen muss man halt schon mitbringen, hält Fischer fest, fügt aber gleich hinzu: „Es gibt Überlegungen, die Altersgrenze wieder auf 12 herunterzusetzen, wie es schon einmal war.“

Im Fußball-Bezirk sind aktuell vier 13-jährige Schiedsrichter im Einsatz. Sie werden anfangs bei ihren Einsätzen von erfahrenen Kollegen begleitet. „Man muss sie schon an die Hand nehmen, um ihnen Sicherheit zu geben“, stellt Fischer fest. Sein Sohn Lucas war vor elf Jahren in den Genuss der damals noch geltenden niedrigeren Altersgrenze gekommen und hatte als Zwölfjähriger Spiele im Nachwuchsfußball geleitet. Heute ist er 23, pfeift auf Kreisebene und ist als Linienrichter in der Landesliga im Einsatz.

In Österreich könnte Lucas Fischer als Musterbeispiel dienen. Denn die schiedsrichterliche Frühförderung von Schülern wie Jan Umschaden ist eine Reaktion des steirischen Verbands auf den weit verbreiteten Mangel an Unparteiischen. „Wir versuchen erstmalig, Schiedsrichter schon ab zwölf Jahren zu gewinnen“, sagte der zuständige Projektleiter Gerhard Kressl im ORF über den innovativen Rekrutierungsweg. Sein Verband erhoffe sich, sagte Kressl weiter, „dass wir die Jungs früh genug zur Schiedsrichterei bringen und damit mehr Schiedsrichter gewinnen können“.

Natürlich ist das ein Anliegen, das auch der niederbayerische Schiri-Chef Fischer unterschreiben würde. Denn wie in Österreich fehlen auch in weiß-blauen Fußballlanden allerorten die Unparteiischen. Dass eine Herabsetzung der Altersgrenze alle Probleme lösen würde, glaubt Fischer allerdings nicht: Denn so pfiffig die Kerlchen auch sein mögen, sie verlangen ja erstmal Betreuung durch erfahrene Schiedsrichter, die andernorts dann fehlen.

− mjf