Klarer Aufschwung erkennbar
DFB-Elf: Mittelstädts starkes Debüt – Wer schafft es noch in den deutschen EM-Kader?

27.03.2024 | Stand 27.03.2024, 17:47 Uhr

Völlig losgelöst von der Erde: Maximilian Mittelstädt bejubelte am Dienstagabend gegen die Niederlande in seinem zweiten Länderspiel sein erstes Tor. Foto: Imago Images

Natürlich, Thomas Müller: unüberhörbar seine Stimme in der Mixed-Zone. Ebenso sein Lachen, seine Späße. Ein gefundenes Fressen für alle Journalisten, die sich am Dienstag kurz vor Mitternacht noch auf Stimmenfang befanden.

„Radio Müller“ war mal wieder auf Sendung – bestens gelaunt nach dem 2:1 (1:1)-Prestigesieg gegen die Niederlande. Fehlte nur noch, dass der 34-Jährige die neue DFB-Torhymne fröhlich geträllert hätte – „Major Tom“ von Peter Schilling. Es wäre ihm zuzutrauen gewesen, nachdem er es zuvor schon beim Aufwärmen auf dem Rasen getan hatte.

Wenige Meter neben ihm die nächste Menschentraube. Auch hier sprach ein deutscher Fußball-Nationalspieler. Allerdings ausgesprochen leise, fast schon schüchtern. Es schien so, als könne er überhaupt nicht fassen, was da gerade rund um ihn passiert. Maximilian Mittelstädt: auf einmal ein absoluter Hoffnungsträger für die Heim-EM im Sommer.

Mittelstädts steiles DFB-Debüt

„Als kleiner Junge träumt man immer davon, mal für Deutschland spielen zu dürfen. Diesen Traum habe ich bereits am Samstag in Frankreich wahr gemacht und jetzt fortgesetzt. Es ist immer noch ein unbeschreibliches Gefühl“, so der 27-Jährige. Im Mai 2023 mit Hertha BSC aus der Bundesliga abgestiegen, im Sommer für vergleichsweise lächerliche 500000 Euro zum VfB Stuttgart transferiert worden – und nun plötzlich in aller Munde: Das muss man in der Tat erst einmal verkraften. „Die Jungs in der Nationalmannschaft haben mich aber super aufgenommen und es mir extrem einfach gemacht“, so der Linksfuß, der gegen die Niederlande ja auch schnell mal sein erstes Länderspieltor erzielte: fulminant von der Strafraumgrenze aus, unhaltbar unter die Querlatte (11. Minute). Beziehungsweise nur sieben Minuten, nachdem das 0:1 der Niederländer durch Joey Veerman zu einem Großteil auf seine Kappe gegangen war.

„Maxis Reaktion war genau die, die ich sehen wollte“, freute sich Bundestrainer Julian Nagelsmann: „Er machte zwar einen Fehler, schoss danach aber auch gleich ein Tor und legte danach wieder eine super Partie hin. Maxi ist ein unfassbar lieber Kerl, immer gut gelaunt, mit viel Ehrgeiz und viel Power. Er tut uns gut.“ Auch bei der Heim-EM im Juni und Juli? „Ich hoffe, dass er bis dahin stabil bleibt beim VfB“, so Nagelsmann: „Und da bin ich guter Dinge, weil er dort einen sehr guten Trainer hat und sowie ein funktionierendes Team.“

Aufschwung bei der DFB-Elf erkennbar

Mittelstädt: nur ein Name, der sinnbildlich für den deutschen Fußballaufschwung in der vergangenen Woche steht. Zunächst das 2:0 am Samstag in Frankreich, jetzt das 2:1 gegen die Niederlande: Auf einmal hat Deutschland seine Nationalelf wieder lieb. Die Hoffnung auf etwas ganz Großes im Sommer: Sie lebt wieder. Weil Nagelsmann diesmal nicht mehr nur auf große Namen setzte, sondern rein nach dem Leistungsprinzip nominierte. Keine Frage, das hätte auch schiefgehen können. Tat es aber nicht. Und so ist der Bundestrainer wohl der eigentliche Gewinner der beiden jüngsten Testpartien.

Die Verlierer hießen währenddessen beispielsweise Leon Goretzka, Jonas Hofmann, Julian Brandt, Niklas Süle, Mats Hummels und Serge Gnabry. Nagelsmann hätte es sich nach dem prestigeträchtigen 2:1 vom Dienstagabend in Frankfurt leicht machen und erklären können, dass die Tür zum EM-Kader immer noch für jeden offen ist. Aber der 36-Jährige sprach lieber Klartext: „Falls alle aus unserem jüngsten Kader gesund bleiben und so weiter performen, werden wir auf jeden Fall nicht zehn Spieler im Sommer austauschen. Wahrscheinlich nicht einmal fünf – sondern vielleicht ein, zwei plus Verletzte.“

Wer schafft es noch in den deutschen EM-Kader?

Oder, ein bisschen anders ausgedrückt: Alle diejenigen, die bei den Partien in Frankreich sowie gegen die Niederlande dabei waren, besitzen nun einen gewissen Vertrauensvorschuss. Oder, wie es Nagelsmann in Richtung der diesmal nicht Nominierten ausdrückte: „Die Botschaft an diese Spieler ist, dass wir es jetzt gut gemacht haben und sie Vollgas geben müssen, um auf den Zug noch aufzuspringen. Am Ende müssen sie besser sein als irgendjemand, der jetzt dabei war – in welcher Rolle auch immer.“

Der nach seiner Roten Karte in Österreich (0:2 am 21. November) noch gesperrte Leroy Sané genieße allerdings einen Sonderstatus. „Natürlich muss auch er sich in diese funktionierende Gruppe eingliedern. Ich bin jedoch fest überzeugt, dass Leroy seine Qualitäten zu 100 Prozent in den Dienst der Mannschaft stellt. Und auf die werden wir auf keinen Fall verzichten, wenn er gesund ist", betonte der Bundestrainer.