Ein Abenteuer in jeder Hinsicht
Bayerwaldler erlebt den Fußball als Amateur in Neuseeland von einer ganz anderen Seite

22.08.2023 | Stand 12.09.2023, 23:09 Uhr

Ein Traum aus Sand und Wasser: Die Buchten im Norden der Insel sind Stephan Hain schon den einen oder anderen Besuch wert.

Er hatte sich ja auf einiges eingestellt vor seinem Fußball-Abenteuer am anderen Ende der Welt. Doch mit diesem Debüt hatte Stephan Hain (34) aus Zwiesel (Landkreis Regen) trotzdem nicht gerechnet.



Seine erste Partie für den neuseeländischen Erstligisten Manukau United dauerte genau sieben Minuten. Flutlichtausfall. „Die bauen da nebenan und irgendjemand hat beim Baggern wohl das falsche Kabel erwischt“, sagt er. Erstes Spiel, erster Abbruch.

Karriere nach der Karriere schon länger geplant



Vor wenigen Wochen hat der Zwiesler Stürmer einen radikalen Schnitt gemacht. Seine Profikarriere beendet, nach sieben erfolgreichen Jahren der Spvgg Unterhaching Lebewohl gesagt und dann: ab ans andere Ende der Welt. „Ich habe gesagt, entweder spiele ich bei Haching weiter oder ich höre komplett auf.“ Hain entschiedet sich für Letzteres, auch weil der Körper schon länger nicht mehr so mitspielt, wie er das will.

Im Hintergrund hat er schon länger seine Karriere nach der Karriere geplant. Als Ernährungsspezialist will sich der Bayerwäldler einen Namen machen – und dafür in Neuseeland Erfahrungen sammeln. „Auch deswegen bin ich ins Ausland gegangen, um weiter zu lernen und Einblicke zu bekommen“, sagt Hain.

Neuseeland hat Hain „schon immer gereizt“



Neuseeland habe ihn ohnehin schon immer gereizt, vor allem als Reiseziel. Dass er nun das Schöne mit dem Nützlichen verbinden kann, ist auch das Ergebnis seiner Initiative. „Ich habe mir gedacht, ich bewerbe mich einfach mal bei ein paar Vereinen“ erzählt Hain. Lebenslauf angehängt, dazu ein Video mit seinen schönsten Toren – und am Tag darauf hatte er schon eine Antwort im Postfach.

Zunächst meldet sich der Auckland City FC, ein Top-Team. Man bedaure, aber man habe kurz vor Ende der Transferperiode Ende Juni bereits alle Kaderplätze für Ausländer vergeben. Aber er solle doch mal bei Manukau United anfragen. Dort stößt Hain sofort auf Interesse – und hat kurz darauf die Zusage.

Spielberechtigung bis Ende September



Nun hat er eine Spielberechtigung bis Ende September, dann endet die Saison, zumindest für Manukau, das als Kellerkind der Nordstaffel keine Aussicht mehr auf die Playoffs hat. Für Hain kein Problem: „Ich bin ja nicht nach Neuseeland gegangen, um meine Karriere in Fahrt zu bringen.“ Seine Profilaufbahn ist zu Ende nach vielen erfolgreichen Jahren beim FC Augsburg und bei der Spvgg Unterhaching sowie weniger erfreulichen drei Jahren bei 1860. Jetzt ist er Amateur – das merkt er in Neuseeland beinahe jeden Tag.

Weniger Zuschauer als in der A-Klasse



Fußball sei dort eine Randsportart, erzählt er. Das Zuschauerinteresse: „Geringer als in der A-Klasse in Deutschland.“ Das fußballerische Niveau sei zu vergleichen mit dem in der Bayern- oder Regionalliga. „Sie versuchen, ein so professionelles Umfeld wie möglich zu schaffen, aber man merkt eben, dass es eine Amateurliga ist.“ Die Umkleiden sind in die Jahre gekommen, die Plätze in einem „nicht ganz optimalen Zustand“, wie er sagt. „Wenn ich an meine Zeit in Ruhmannsfelden zurückdenke – da waren die Plätze besser.“

Seinen Blick auf den regionalen Fußball hat Hain auch in Neuseeland nicht verloren. Der Landesliga-Aufstieg der Spvgg, für die er in der Jugend kickte, ehe er nach Augsburg wechselte, habe ihn sehr gefreut. Er sei schon länger nicht mehr am Lerchenfeld gewesen, aber mit einigen seiner ehemaligen Mitspieler stehe er immer mal wieder in Kontakt.

Karriereplanung bei Kaffee-Dates



Persönlich wird er sie so schnell wohl auch nicht treffen. Bis mindestens Ende Oktober will Hain mit Freundin und Kind in Neuseeland bleiben – vielleicht sogar länger. „Ich muss schauen, ob ich einen Job finde, ansonsten läuft unser Visum Ende Oktober aus.“ Dauerhaft auswandern wolle er aber nicht, nach maximal einem Jahr wolle man zurückgehen nach Bayern. Zu wohl hätten sie sich in den letzten Jahren in München gefühlt. Dorthin wolle man dann vorerst auch wieder zurückkehren. Hain will sich dort eine berufliche Zukunft als Ernährungsspezialist aufbauen. Eine Anstellung als Ernährungscoach bei einem Verein sei eine Option. „Ein klassischer Trainerjob ist nicht so mein Fall“, sagt er. Vielmehr wolle er im Hintergrund arbeiten, dafür ist der bescheidene Bayerwäldler auch eher gemacht. In Neuseeland hat er schon ein paar Kontakte in die Branche geknüpft, Kaffee-Dates ausgemacht, wie er sie nennt. Und nebenbei will er auch das Land noch ein bisschen erkunden, auch dafür ist er ja da. Zu viel planen will er allerdings nicht, denn: „Egal, wie es am Ende läuft, es wird auf jeden Fall ein Abenteuer.“