Führungsspieler in der U17
Von der Mama-WG bis in die Bundesliga: Waldkirchner Lenny Müller (16) will sich beim Jahn durchbeißen

28.02.2024 | Stand 28.02.2024, 10:00 Uhr

Aufstrebendes Talent aus dem Bayerwald: Der Waldkirchener Lenny Müller (16, rechts) will sich in der „Talent-Schmiede“ des SSV Jahn Regensburg durchsetzen. − Foto: Christian Brüssel

Dass eine Familie den Profi-Traum ihres fußballbegeisterten Sohnes unterstützt, soweit es irgendwie geht, versteht sich eigentlich von selbst. Beim hochtalentierten Lenny Müller (16) aus Waldkirchen, Mittelfeldspieler in der aktuellen U17-Bundesliga-Mannschaft des SSV Jahn Regensburg, gehen die Eltern freilich deutlich weiter. Nina und Uli Müller sind quasi „mittendrin statt nur dabei“ – eine ziemlich ungewöhnliche Fußball-Familien-Saga.

Lenny war 14, als ihn sein Talent samt starkem linken Fuß zum Nachwuchs des aktuellen Drittliga-Spitzenreiters SSV Jahn Regensburg führte. Aber als Bub mit 14 allein ins Fußball-Internat in einer fremden Stadt? „Da hat man schon viele Talente an Heimweh oder Einsamkeit scheitern sehen“, sagt Papa Uli Müller, bis Anfang der 2000er-Jahre in Waldkirchen selbst als Fußballer bzw. Eishockeyspieler aktiv. „Deshalb haben wir als Familie beschlossen, das gemeinsam anzupacken.“ Im Klartext: Mama Nina nimmt sich 2021 in Regensburg zusammen mit Lenny eine Wohnung, arbeitet seither als Schulbegleiterin in der Domstadt – und Papa Uli pendelt jedes Wochenende knapp 140 Kilometer in die Oberpfalz, um bei der Familie sein und natürlich auch die Spiele und damit die sportliche Entwicklung des Filius beobachten zu können.

„Dass die Mama immer da war, hat mir sehr geholfen“



„Dass die Mama immer da war, hat mir natürlich am Anfang in Regensburg sehr geholfen und hat sich positiv auf meine Leistungen ausgewirkt“, urteilt Lenny rückblickend. Und meint das nicht nur sportlich. Er wird im Mai 17, macht heuer seine Mittlere Reife an der Realschule, will dann entweder an die Fachoberschule wechseln oder eine berufliche Lehre beginnen. „Ausbildung und Beruf stehen für uns an erster Stelle“, ist sich die Familie einig – und erst dann kommt eine mögliche Perspektive im Profifußball ins Spiel.


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Von seinen Juniorentrainern bekommen Lenny und seine Eltern alle halbe Jahre in ausführlichen Gesprächen sportliches Feedback – und das ist bislang durchweg positiv, weil der 16-Jährige auf der linken Seite alle Positionen flexibel spielen kann, vom Verteidiger bis zum offensiven Außenbahnspieler. Von bislang 14 Einsätzen im U17-Bundesliga-Team – u.a. gegen namhafte Gegner wie Bayern München, VfB Stuttgart, FC Augsburg, Hoffenheim oder Nürnberg stand der junge Bayerwäldler immerhin acht Mal in der Startelf. „Lenny hat sich mittlerweile ein gutes Standing im Team erarbeitet, gehört quasi zum inneren Führungszirkel“, sagt der Papa nicht ohne Stolz.

Harter Abstiegskampf in der U17-Bundesliga



Am Samstag ging’s für die Oberpfälzer B-Junioren in der Bundesliga-Frühjahrsrunde erstmals wieder um den Klassenerhalt – im Heimspiel gegen den SC Freiburg setzte es eine 2:3-Niederlage. Dennoch: Aktuell steht der Jahn-Nachwuchs als Tabellenzehnter mit 19 Punkten aus 20 Spielen knapp „überm Strich“, der die vier Abstiegsplätze markiert. Nun aber stehen schwere Auswärtsaufgaben in Stuttgart und Mainz an, bevor Lenny Müller und seine Kumpel am 6. April den FC Ingolstadt zum bayerischen Derby empfangen.

Wie geht’s perspektivisch weiter für Lenny? Zur neuen Saison steigt der Waldkirchener in die U19 auf, muss sich dann in der A-Jugend im Vergleich der besten deutschen Nachwuchs-Leistungszentren beweisen. Und sollte der junge Mann auch diese Herausforderung sportlich meistern, dürfte auch das Ende der so erfolgreichen Mama-WG besiegelt sein – schließlich ist Lenny keine 14 mehr.