Von Alexander Augustin
Zwei Niederbayern als Aufstiegshelden: Tobias Stockinger (22 aus Straßkirchen) und Daniel Steininger (27 aus Sonnen, beide Lkr. Passau) starten am Wochenende mit Regionalliga-Meister Bayreuth ins Abenteuer 3. Liga. Die Heimatzeitung hat sich mit ihnen unterhalten.
Herr Stockinger, Herr Steininger, der Drittliga-Saisonstart steht vor der Tür. Am Samstag (14 Uhr) geht’s gegen Zweitliga-Absteiger FC Ingolstadt. Wie groß ist die Vorfreude?
Daniel Steininger: Natürlich riesig. Endlich wieder Profifußball! Für die Stadt Bayreuth seit langem mal wieder (das erste Mal seit 32 Jahren, Anm. d. Red.), bei mir persönlich ist es jetzt ein Jahr her und für Stocki ist es das erste Mal. Jeder brennt drauf.
Der Start in die Spielzeit hält ja gleich zwei Kracher bereit. Erst in der Liga gegen den FCI, dann im DFB-Pokal gegen den Hamburger SV. Da sind zwei Siege fest eingeplant, oder?
Tobias Stockinger: (lacht) Das machen wir so, oder, Steini?
Steininger: Würde ich unterschreiben.
Der Rückenwind dürfte riesig sein nach der Fabelsaison in der Regionalliga Bayern mit am Ende 93 Punkten und 103 erzielten Toren. Das erklärte Ziel war der Aufstieg, aber war es abzusehen, dass es so glatt laufen wird?
Stockinger: Die Zahlen sind schon eine Hausnummer. Wir hatten nur fünf Niederlagen, es hätte kaum besser laufen können. Dass wir so durchmarschieren, hat niemand geglaubt. Wir hatten einen kurzen Durchhänger, als wir Ende April 0:4 gegen Rosenheim verloren haben, aber der Zeitpunkt dafür war genau richtig. Das hat jeden wachgerüttelt.
Steininger: Das war der Hauptfaktor: Wir haben nach jeder Niederlage gleich wieder gewonnen.
Was hat die Mannschaft in dieser Hinsicht so stark gemacht?
Steininger: Zunächst einmal waren wir eben eine Mannschaft, der Zusammenhalt und die Mentalität waren top.
Stockinger: Das war wirklich einzigartig. Unser Plus war auch, dass wir eine gute Bank hatten. Von der Nummer eins bis zur 25 waren alle auf einem Top-Niveau.
Was macht denn den Fußballstandort Bayreuth so besonders?
Steininger: Die Entwicklung. Als wir hierher gekommen sind, hatten wir einen Zuschauerschnitt von etwa 800. Das war schon viel im Vergleich zu den Jahren davor. Schon durch die Teilnahme am DFB-Pokal (3:6 in der ersten Runde gegen Arminia Bielefeld, Anm. d. Red.) ist eine Euphorie entstanden. Wir hatten dann zu Saisonbeginn eine kleine Heimschwäche, die wir aber abgelegt haben. Am Ende der Saison waren dann beim Spiel gegen Bayern II mehr als 10.000 Zuschauer da. Da sieht man, wie man die Leute hier mitnehmen kann, wenn man erfolgreich spielt. Das wollen wir auch weiterhin machen.
Wie ist so kurz vor Saisonstart die Stimmung in der Stadt?
Stockinger: Die Euphorie ist auf jeden Fall spürbar. Fürs Pokalspiel gegen den HSV waren nach wenigen Tagen alle 14.000 Tickets verkauft. Insgesamt wird der Zuschauerschnitt in der 3. Liga schon ein anderer sein als noch in der Regionalliga.
Gibt es aus persönlicher Sicht ein Highlight-Spiel, auf das Sie sich besonders freuen?
Stockinger: Eigentlich ist jedes Spiel ein Highlight für mich. Es ist die erste Profi-Saison. Natürlich freue ich mich besonders auf 1860 München, weil ich da in der Jugend gespielt habe.
Steininger: Meine Ex-Vereine sind ja leider nicht mehr in der Liga. Magdeburg, Fürth und Regensburg sind alle in der 2. Liga, also gibt’s jetzt kein spezielles Highlight-Spiel. Persönlich freue ich mich aber auf die Auswärtsspiele in den großen Stadien, in denen ich bisher noch nicht gespielt habe, Osnabrück zum Beispiel, Essen hat eine riesige Fanbasis.
Bis auf wenige Änderungen setzt die Spvgg Bayreuth weiter auf die Regionalliga-Meistermannschaft. Ist das Team bereit für die 3. Liga?
Stockinger: Absolut. Das kann der Steini auch bezeugen, wir hatten eine sehr intensive Vorbereitung. An der Fitness wird es sicher nicht hapern. Jetzt kommt es drauf an, wie wir in die Saison kommen.
Steininger: In Sachen Professionalisierung hat sich wirklich noch einmal einiges getan nach dem Aufstieg. Die Trainingsstrukturen sind noch einmal anders geworden, wir haben einen zusätzlichen Co-Trainer bekommen, die Analysen gehen noch einmal mehr in die Tiefe. Natürlich werden sich einige erst einmal ans Tempo der 3. Liga gewöhnen müssen. Aber ich habe da überhaupt keinen Zweifel, warum das nicht schnell passieren sollte.
Mit Timo Rost hat sich der Aufstiegstrainer zu Erzgebirge Aue verabschiedet, Thomas Kleine hat übernommen. Wie schwer war die Umgewöhnung?
Steininger: Natürlich ist das ein Verlust. Aber für Stocki und mich war die Umgewöhnung nicht so groß, weil wir Timo Rost nur ein Jahr als Trainer hatten. Und im Fußball ist es ja so, dass ein neuer Input etwas Gutes bedeuten kann. Wir sind mit Thomas Kleine und seinem Trainerteam super aufgestellt.
Für Sie, Herr Stockinger, geht nun mit 23 der Traum vom Profifußball doch noch in Erfüllung. Haben Sie selbst noch dran geglaubt?
Stockinger: Wenn ich vier Jahre zurückschaue – da bin ich frisch nach Schalding gewechselt, eigentlich zur Bezirksliga-Mannschaft, weil ich keine Lust mehr auf Fußball hatte – und jetzt sehe, dass ich in der 3. Liga bin, dann ist das schon Wahnsinn. Daran sieht man, was möglich ist, und wie schnell es gehen kann.
Wie haben Sie die Lust am Fußball wiederentdeckt?
Stockinger: Es gab jetzt nicht den einen Knackpunkt, aber ich habe dann in Schalding öfter mit der ersten Mannschaft trainiert und gesehen, dass ich mich schnell ans Tempo gewöhne. Das hat sich dann so ergeben. Ich hatte tolle Teamkollegen und den Spaß wieder gefunden. Das macht den Fußball aus, man muss Spaß haben, sonst macht’s keinen Sinn.
Wie ist das Verhältnis zwischen Ihnen beiden? Gibt’s eine Niederbayern-Connection in Franken?
Stockinger: Wir sitzen in der Kabine nebeneinander, da unterhalten wir uns auch öfter mal über die niederbayerischen Vereine, was sich da so tut und wer am Wochenende gespielt hat. Wir verstehen uns super, auf und neben dem Platz. Es ist schön, wenn man auch mal ein bisschen Niederbairisch reden kann.
Steininger: Stimmt, meine Sprache hat sich ziemlich gebessert, seit ich in Bayreuth bin (lacht).
In der Regionalliga waren Sie beide feste Bestandteile des Bayreuther Gerüsts. Mit welchen persönlichen Erwartungen gehen Sie in die Saison?
Steininger: Klar will man als Fußballer immer spielen. Aber wir müssen übers Team kommen und wenn man mal nicht spielt, dann muss man das akzeptieren. Das große Ziel ist der Klassenerhalt, dafür werden wir alles geben.
Stockinger: Dem ist nicht hinzuzufügen (lacht).