Geburtstagsparty mit Nebengeräuschen
FCI feiert 20-jähriges Bestehen mit 1000 Gästen – Mittelständler stören mit Protest

06.02.2024 | Stand 07.02.2024, 21:10 Uhr

Ehemalige Bundesliga-Aufsteiger unter sich: Ex-FCI-Kapitän Stefan Leitl, jetziger Hannover 96-Trainer, der mit Greuther Fürth den Sprung in die erste Liga schaffte, FCI-Erfolgscoach Ralph Hasenhüttl (zuletzt FC Southampton) und FCI-Gründer Peter Jackwerth (von links). Fotos: Bösl

Der FC Ingolstadt hat mit einer ausgelassenen Party sein Jubiläum gefeiert. Exakt 20 Jahre nach der Gründung mit 20 Gleichgesinnten in einem Büro seiner damaligen Zeitarbeitsfirma Tuja lud Vereinsinitiator und -vorstand Peter Jackwerth rund 1000 Gäste in den Audi-Sportpark zum Geburtstagsfest.



Dabei blickte der 66-Jährige nach einem Grußwort des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder und einer Laudatio durch FCI-Wirtschaftsbeirat Gerhard Bonschab sichtlich gerührt auf die bewegte Klubgeschichte. „Ich bin ja gleich ganz verlegen, das bin ich nicht gewohnt“, meinte Jackwerth zu seiner Würdigung und dankte zahlreichen Weggefährten, darunter Ex-MTV-Fußballabteilungsleiter Robert „Jimmy“ Bechstädt und dem langjährigen FCI-Geschäftsführer Harald Gärtner sowie den verstorbenen Harald Schafbauer, Andreas Schleef und Joachim Genosko.

Die Szenerie am Montagabend im Audi-Sportpark glich ein wenig einem Klassentreffen. Zwanglose Kleidung, keine Sitzordnung, jeder gesellte sich zu jedem – von Beginn an herrschte eine lockere Atmosphäre. Und die Gäste, darunter zahlreiche ehemalige Spieler und Trainer nutzten dies zu einem intensiven Wiedersehen und Austausch bis nach Mitternacht.

Eklat um OB Scharpf und Hupkonzert

Für den einstündigen offiziellen Teil im Innenraum und auf der Tribüne barg die rudimentäre Organisation allerdings auch einige Fallstricke. Dafür, dass die Pfaffenhofener Mittelstandsvereinigung vor dem Stadion mit rund 200 Fahrzeugen auffuhr und mit Hupen und Fanfaren Söders Auftritt zum politischen Protest nutzte und die Reden störte, konnten die Schanzer nichts. Dass jedoch Oberbürgermeister Christian Scharpf, der seit Mitte 2022 auch dem FCI-Wirtschaftsbeirat angehört, kein Grußwort an die Feiergesellschaft richten konnte und auch nicht mit aufs Gruppenfoto kam, hätte sich vermeiden lassen – das Stadtoberhaupt verschwand missgestimmt.

Selfie mit Erfolgscoach Hasenhüttl

Die meisten Gäste, die zuvorderst kamen, um ein Wiedersehen zu feiern, merkten davon freilich nicht viel. Die Freude darüber mit Bundesliga-Aufstiegstrainer Ralph Hasenhüttl, der als einer der wenigen in feinem Zwirn aufwartete, ein Selfie zu schießen und einige Worte zu wechseln, überwog. „Es ist schön für mich, wenn ich den Menschen hier eine Freude bereiten kann“, meinte der 56-jährige Grazer, den seine Frau Sandra begleitete. Bevorstehende sportliche Ambitionen ließ der Österreicher, der sich seit seinem Aus beim FC Southampton im November 2022 weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückzog, nicht erkennen. „Ich weiß nicht, ob ich noch einmal etwas mache“, meinte Hasenhüttl. Aus der Aufstiegsmannschaft beziehungsweise dem Bundesliga-Kader waren auch Torwart Ramazan „Rambo“ Özcan („Es fühlt sich alles sehr vertraut an“, FCI-Rekordspieler Marvin Matip, Markus Suttner, Stefan Lex, Ralph Gunesch, Andre Mijatovic und Karl-Heinz Lappe gekommen. Auch die damalige medizinische Abteilung um Dr. Florian Pfab, Physiotherapeut Christian Haser und Benjamin Sommer, die seit Jahren bei Eintracht Frankfurt tätig ist, schaute vorbei.

Söder macht FCI Mut

Die Gästeschar zog sich durch alle Zeitspannen. Die erste Aufstiegsmannschaft aus der Bayernliga 2005/2006 war fast komplett vertreten, dazu auch das erste Aufstiegsteam in die 2. Bundesliga (2008), dazu die Trainer Benno Möhlmann, Stefan Leitl, Tomas Oral und Michael Wiesinger – ein Stelldichein aus 20 turbulenten Jahren. Alleine fünf Aufstiege gab es zu feiern und vier Abstiege zu betrauern, dazu das unvergessene Relegationsdrama gegen den 1. FC Nürnberg (2020), das auch der bekennende Club-Fan Söder in seiner Begrüßung einbaute. „Da hat der Schiedsrichter so lange das Spiel laufen lassen, bis wir ein Tor schießen. Aber ihr habt eine tolle Mannschaft, ich habe das Gefühl, es geht wieder nach oben“, machte Söder den Schanzern Mut.

Zahlreiche Ex-Spieler und -Trainer

Dass aus früheren Krisen und Misstönen zumindest persönlich nichts zurückblieb, zeigte auch die Anwesenheit von Ex-Co-Trainer und Sportdirektor Michael Henke, der mit Oral und Fitnesscoach Jörg Mikoleit nach dem letzten Zweitliga-Aufstieg 2021 gehen musste. „Es tut zwar immer noch weh, weil ich überzeugt bin, dass wir mit unserem Konzept die Klasse hätten halten können. Wir hatten fünf, sechs Spieler an der Hand, auch aus der Bundesliga, aber der Peter (Jackwerth) hat sich damals falsch beeinflussen lassen“, meinte Henke, hält den FCI aber weiter für potent genug, in die 2. Bundesliga zurückzukehren: „Das hat den Verein zwar viel Substanz gekostet, aber dass er sich so schnell davon erholt hat, zeigt auch, dass immer noch Möglichkeiten vorhanden sind.“

Mikoleit, der immer noch sauer ist auf Ex-FCI-Geschäftsführer Manuel Sternisa (war ebenfalls zu Gast) und nun die Spieler von 1860 München betreut, sinnt auf sportliche Revanche. „Es waren elf wunderbare Jahre, die ich in Ingolstadt verbrachte, das kann mir keiner nehmen. Aber am Sonntag will ich mit den Löwen gewinnen“, sagte Mikoleit, den paradoxerweise der jetzige FCI-Trainer Michael Köllner zu den Löwen lotste, mit Blick auf das anstehende Derby am 11. Februar (16.30 Uhr) – in der Fußballwelt trifft man sich eben immer wieder. Die Frage ist nur, in welcher Liga die Schanzer die nächste Dekade verbringen.

DK