„Hören wir in der Form zum ersten Mal“
Drei Siege in Serie: Sportlich läuft es bei 1860 München wieder – nun liegt ein zweifelhaftes Angebot von Ismaik vor

22.02.2024 | Stand 22.02.2024, 11:46 Uhr

Seit Wochen in Top-Form: Julian Guttau – am Sonntag der Siegtorschütze gegen den Halleschen FC. Fotos: Imago Images

Eine Ehe in Trümmern oder Schmetterlinge im Bauch: Vergleicht man den TSV 1860 München mit (Liebes-)Beziehungen, präsentieren sich derzeit ganz unterschiedliche Konstellationen.

Im Schatten des Gesellschafterkrachs soll sich die erstaunliche sportliche Drittliga-Siegesserie am Samstag beim SC Verl fortsetzen. Denn da sind Argirios Giannikis und die Mannschaft der Münchner Löwen – vielleicht so etwas wie Liebe auf den ersten Blick. Der Deutsch-Grieche hat in seinen ersten sieben Partien als 1860-Trainer noch nicht verloren, viermal gewonnen und damit den Vorsprung auf die Abstiegsplätze von anfangs zwei Punkten auf inzwischen elf Zähler ausgebaut. Vor allem aber hat er einzelne Spieler „bezirzt“, die nun – Julian Guttau ist als Paradebeispiel seit Wochen in Top-Form und war Siegtorschütze am Sonntag gegen Halle – wieder für konstante Leistungen und für Tore sorgen. Während es bei Vorgänger Maurizio Jacobacci noch gewirkt hatte, als habe man nach dem ersten euphorischen Kennenlernen festgestellt, dass es doch nicht so gut miteinander passe, könnte die Giannikis-Löwen-Beziehung eine mit Zukunft sein.

1860 München hat den Abstiegskampf in der 3. Liga abgehakt



Der Abstiegskampf scheint vorerst abgehakt, auch wenn Giannikis warnt, dass man mit 35 Punkten nichts erreicht habe. Die Entwicklung mit drei Siegen am Stück mache aber „Mut und Hoffnung für mehr“, so der gebürtige Nürnberger. Plötzlich blicken die Löwen sogar wieder vorsichtig nach oben: auf die „nur“ noch sieben Zähler Rückstand bis Rang vier, der die Qualifikation für den DFB-Pokal bedeuten würde. „Wenn wir ungeschlagen bleiben, dann sieht es ganz gut aus“, schmunzelt David Richter, der den verletzten Marco Hiller gegen Halle souverän im Tor vertrat. Winterneuzugang Max Reinthaler ergänzt vor dem Auswärtsspiel in Verl (Samstag, 16.30 Uhr/Magenta Sport) selbstbewusst: „Wir wollen jedes Spiel gewinnen. So werden wir es auch weiter angehen.“

Investor Hasan Ismaik würde seine Anteile verkaufen – wenn...



Doch es gibt bei den Löwen eben auch noch diesen Beziehungsstatus der kriselnden Ehe – die rückblickend bei dem Einstieg von Hasan Ismaik vor 13 Jahren schon nicht glücklich geschlossen wurde und nun vielleicht knapper denn je vor der Scheidung steht. Behauptungen, dass der Mehrheitsgesellschafter (kleines Foto links) seine Anteile an der Fußball-KGaA verkaufen wolle, hatte es immer wieder mal gegeben. Im viel beachteten Interview mit der „Abendzeitung“ während seines spontanen München-Besuchs hatte der Jordanier nun – neben seiner wiederholten Hoffnung, dass die ihn bremsende 50+1-Regelung bald fallen werde – erstmals konkrete Bedingungen für mögliche Verhandlungen genannt: Respekt sei für ihn der Schlüssel dazu. „Wenn sich der Mitgesellschafter (der TSV 1860 e.V., Anm. d. Red.) mit mir zusammensetzt und zugibt, dass ich nur benutzt worden bin, dass diese Nadelstichpolitik real ist und man mich rausekeln will“, betonte Ismaik. „Wenn sie dieses Gespräch mit mir führen – und zwar mit Respekt – dann wäre ich für Verhandlungen bereit. Dann würde ich diese Türe aufmachen.“

1860-Präsidium reagiert: „Hören wir in der Form zum ersten Mal“



Kommt nun also doch Bewegung in den festgefahrenen Führungsstreit? Auf Ismaiks „unmoralisches“ Angebot reagierte das Präsidium des e.V., mit Robert Reisinger (kleines Foto rechts) und seinem verbliebenen Vize Heinz Schmidt, jetzt in einer Mitteilung auf der Homepage des Muttervereins. Ismaik habe „die Option ins Spiel gebracht, seine Anteile zu veräußern. Das hören wir in der Form zum ersten Mal“, so Reisinger und Schmidt, die von Ismaik bei seiner München-Stippvisite vorsätzlich mit Nichtbeachtung bedacht worden waren. Ismaik würde verkaufen? „Dann löst sich auch die ungute Polarisierung zwischen unserem alleinigen Mitgesellschafter und dem Verein. Wenn dazu jetzt die Bereitschaft besteht, begrüßen wir diesen Schritt ausdrücklich“, so das Präsidium. Ob das von Ismaik wirklich so gemeint war, ist eine andere Frage.

mgb