Rückblick auf 2017
Der SSV Jahn in Münster: Einst legten die Regensburger dort den Grundstein für den Aufstieg

04.04.2024 | Stand 04.04.2024, 8:00 Uhr

20. Mai 2017: Andreas Geipl bejubelt sein Elfmetertor. Foto: Imago

Marvin Knoll schlurfte in Socken durch den Kabinentrakt des Preußenstadions in Münster. Die Fußballschuhe baumelten an seiner rechten Hand. „Drama, Drama! Immer Drama!“, murmelte der Jahn-Innenverteidiger vor sich hin. Die Regensburger hatten soeben fast auf den letzten Drücker mit einem 1:0 (0:0)-Sieg das Ticket zur Aufstiegsrelegation gelöst und insofern an jenem 20. Mai 2017 den Grundstein für sechs Spielzeiten in der 2. Liga gelegt.

An diesem Samstag (14 Uhr) kommt es in Münster zu einem ebenso brisanten Wiedersehen mit dem SC Preußen – im Spitzenduell der 3. Liga.

Handelfmeter kurz vor Schluss

Natürlich stellten die anschließenden Relegationsspiele gegen die Münchner Löwen (1:1 und 2:0 aus Jahn-Sicht) die Begegnung damals in den Schatten. Andreas Geipl erinnert sich trotzdem lebhaft „an die Zeit, in der ich Elfmeter noch getroffen habe“, wie er mit einem Schmunzeln anmerkt. Der aktuelle Kapitän des SSV Jahn war es nämlich, der in der 83. Minute mit einem verwandelten Strafstoß am 38. und letzten Drittliga-Spieltag den Weg zum Aufstieg ebnete.

Es bleibt rückblickend ein Kuriosum. Denn Geipl, der neben Benedikt Saller der einzige Akteur aus dem damaligen Team ist, der heute noch das Jahn-Trikot trägt, wusste in diesem Moment gar nicht, was er tut. „Nein, es war mir tatsächlich nicht bewusst“, sagt er knapp sieben Jahre später.

Im Fernduell mit dem 1. FC Magdeburg (2:0 gegen die Sportfreunde Lotte) hatten die Regensburger erst durch dieses Elfmetertor die Oberhand behalten. Der Jahn hatte letztlich mit 63 Punkten den dritten Tabellenplatz behauptet, der zur Relegation berechtigte. Bei einem Unentschieden in Münster hätte Magdeburg (61 Zähler) dank der besseren Tordifferenz die Nase vorne gehabt. Diese Konstellation hatte Geipl in der Szene nicht auf dem Schirm, wie er heute noch versichert.

Ein neuerliches Erfolgserlebnis in Münster käme dem SSV Jahn nun wie gerufen. Mit dem 2:0 (1:0) gegen den Halleschen FC am Karsamstag hat die Mannschaft von Cheftrainer Joe Enochs nicht nur ihre sechs Spiele währende Sieglos-Serie beendet, sondern am 31. Spieltag auch die Tabellenführung (57 Punkte) zurückerobert. Gleichzeitig wandelt der SC Preußen (55 Zähler) auf den Spuren der Regensburger, die in der Hinrunde zehn „Dreier“ in Folge gefeiert hatten. Mit dem 1:0 (0:0) gegen den Aufstiegskonkurrenten Dynamo Dresden hat das drittplatzierte Team von Coach Sascha Hildmann sieben Siege aneinandergereiht. „Münster hat einen Lauf“, merkt Andreas Geipl folgerichtig an.

Florian Ballas trainiert voll mit

Gleichzeitig hat der Jahn rechtzeitig vor dem Spitzenspiel frisches Selbstvertrauen getankt. „Die Länderspielpause hat uns gutgetan, um die Köpfe wieder freizubekommen. Ich bin froh, dass die Basics wieder funktioniert haben: das Spiel gegen den Ball, das Zweikampfverhalten, das Rausrücken und die Kompaktheit“, lobt Enochs.

Christian Viet, der am Karsamstag mit einer Muskelverhärtung vom Platz gegangen war, ist einsatzbereit. Abwehrchef Florian Ballas trainiert nach überstandenen Kniebeschwerden wieder voll mit. Mit von der Partie wird auch Konrad Faber sein, dem gegen Halle irrtümlich zunächst die fünfte Gelbe Karte zugeschrieben wurde.

Eine Anekdote zum Spiel 2017 in Münster gilt es mit großem zeitlichen Abstand nachzutragen. Für die Rückreise hatte der damalige Coach Heiko Herrlich, der selbst nicht mit im Mannschaftsbus saß, seinen Schützlingen mit Blick auf die Relegation ein striktes Feier- und Alkoholverbot auferlegt. Freilich wurden etliche Jahn-Akteure – Namen tun hier nichts zur Sache – nach rund hundert Autobahnkilometern an einer Raststätte mit Sixpacks unter beiden Armen gesichtet. Vermutlich handelte sich um alkoholfreien Gerstensaft. Und selbst wenn: Der Vorfall wäre längst verjährt.